Möllenberg [NGG]: Gesunde, „saubere“ Lebensmittel nur mit sozialen Standards möglich!

Ausbruch von BSE vor drei Jahren – Nicht alle Ursachen sind bis heute beseitigt!

Nach mehreren Razzien auf Schlachthöfen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, der jüngsten am vergangenen Donnerstag in Gehlenberg, mit dem Ergebnis des Verdachts von gewerbsmäßiger Schleusung, illegaler Beschäftigung, Sozialmissbrauch, Wucher und Lohndumping und anlässlich des Ausbruchs der Rinderseuche BSE in Deutschland vor drei Jahren hat  Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)Franz-Josef Möllenberg Stellung bezogen.

"Die Frage der Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln muss stärker öffentlich diskutiert werden. Die Transparenz in der Lebensmittelkette ist für den Verbraucher nach wie vor nicht sicher gestellt. Die Gewerkschaft NGG fordert, dass bei Qualitätskriterien auch die Einhaltung sozialer Standards berücksichtigt werden muss. Qualitativ hochwertige Lebensmittel und hochwertiges Fleisch kann es nur geben, wenn qualifizierte Arbeitskräfte eingesetzt werden und die Arbeitsbedingungen in der Ernährungswirtschaft auch attraktiv sind.

Das fängt auch bei den Schlachthöfen an. Derzeit werden für das körperlich sehr anstrengende und belastende Schlachten und Zerlegen von Schweinen und Rindern in Akkordarbeit zunehmend Kontingentarbeitnehmer aus Rumänien, Ungarn und Polen eingesetzt. Die Zuspitzung der seit Jahren bekannten und von der Gewerkschaft NGG immer wieder angeprangerten Missstände bei der Beschäftigung von ausländischen Werkvertragsarbeitnehmern in der Fleischwirtschaft zeigt, dass die bisherige Praxis des Werkvertragssystems und seine Kontrolle versagt haben.

Durch die gesetzwidrigen Praktiken gerät nicht nur die gesamte Branche in Verruf, sondern auch Unternehmen, die mit Tarifverträgen arbeiteten. Einheimische Fachkräfte werden verdrängt und Arbeitsplätze von Stammbelegschaften sind massiv bedroht.

Wettbewerbsverzerrungen gibt es auch in der Europäischen Union. Auf Schlachthöfen beschäftigte Arbeitnehmer in den Niederlanden und in Dänemark werden vor die Alternative gestellt, auf ihre Tarifleistungen zu verzichten oder die Produktion werde nach Deutschland verlagert.

Die Produktion von Fleisch ist in der Bundesrepublik so günstig wie in keinem anderen Land der Europäischen Union. Ursache ist u.a. der Einsatz von Kontingentarbeitern, die, wie die Razzien auf den Schlachthöfen zeigen, zu Hungerlöhnen arbeiten sowie unter menschenunwürdigen und unzumutbaren sanitären und hygienischen Bedingungen untergebracht sind.

Hinzu kommt der Druck und die Nachfragemacht des Handels. Preiszugeständnisse sind nur möglich, weil an den Löhnen und an der Qualifizierung gespart wird.

Leidtragende sind nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Verbraucher, da letztlich die Qualität aufgrund des Preiskampfes geopfert wird. Diese Lehre aus der BSE-Krise scheint heute vergessen zu sein.

Die Gewerkschaft NGG fordert die Arbeitgeber der Fleischwirtschaft auf, gemeinsam einen Kriterienkatalog "Sauberes Fleisch" zur Qualitätssicherung und Qualifizierung aufzustellen, der die Einhaltung von sozialen Standards einschließt.

Die Bundesregierung sollte Langzeitarbeitslose für den Bereich der Schlachtung und Zerlegung qualifizieren und ein Programm "Qualität durch Qualifizierung" auflegen.

Bei der Vergabe von Gütesiegeln für Lebensmittel müssen auch soziale Kriterien wie die Einhaltung von Tarifverträgen, Arbeitszeit- und Arbeitsschutzbestimmungen berücksichtigt werden.

Verbraucherschutzministerin Renate Künast hat im Januar 2001 zugesichert, dass bei Gütesiegeln für Lebensmitteln, nicht nur Umweltstandards, sondern auch soziale Standards berücksichtigt würden. Das gehöre zu ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit. Die Ministerin muss endlich ihre Zusage einlösen."

Quelle: Hamburg [ ngg ]

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