Höhere Schweinepreise im neuen Jahr?

EU-Produktion nimmt etwas ab

Kurz vor Jahresschluss steckt der EU-Schweinemarkt in der Krise. Das umfangreiche Fleischangebot kann schon seit Wochen nur zu nachgebenden Preisen am Markt platziert werden, die Notierungen für Schlachtschweine sind im Augenblick so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr. Lesen sie zur Marktsituation auch die Stellungnahme des Bauernverbandes [hier]. Ein wenig Hoffnung verbreitet nun der Prognoseausschuss bei der EU-Kommission, der auf seiner Sitzung Anfang November für 2004 bei leicht reduziertem Angebot eine moderate Preisbefestigung vorhersagte.

Die Zeiten am Schweinemarkt sind alles andere als rosig. Das Jahr 2003 wird den Erzeugern, aber auch vielen Schlacht- und Zerlegebetrieben negativ in Erinnerung bleiben. Zu niedrig waren über weite Strecken des Jahres die Verkaufspreise, zu mager die Gewinne, falls sich überhaupt welche erzielen ließen. Vielfach war zu hören, dass das Angebot zu umfangreich für die Nachfrage ausfalle und der Preisdruck darauf zurückzuführen sei.

Tatsächlich lässt sich feststellen, dass die Schlachtungen in der EU-15 im ersten Halbjahr 2003 mit 100,5 Millionen Tieren den Vorjahreswert um 1,4 Prozent übertrafen. Noch etwas stärker legte aufgrund der höheren Schlachtgewichte die Fleischerzeugung zu, nämlich um knapp zwei Prozent auf 8,94 Millionen Tonnen. Dann bremste allerdings der heiße Sommer das Schlachtaufkommen, die Erzeugung unterschritt vielfach das Vorjahresniveau. Insgesamt wird die EU-Schweinefleischerzeugung 2003 voraussichtlich 17,7 Millionen Tonnen erreichen und damit etwa dem Vorjahresergebnis entsprechen.

Niedrige Exporterlöse sorgen für Preisdruck

Wenn also die Produktion im Jahresdurchschnitt nicht wesentlich größer als im letzten Jahr ausfallen wird, warum bewegen sich dann die Erzeugerpreise so deutlich unter dem Vorjahresniveau? Der Hauptgrund für den Preisdruck am EU-Schweinemarkt muss im schwierigen internationalen Umfeld gesehen werden: Im ersten Halbjahr exportierten die EU-Staaten nach vorläufigen Daten der EU-Kommission 733.000 Tonnen Schweinefleisch (Produktgewicht), das waren rund 20.000 Tonnen oder 2,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die geringeren Ausfuhren sind unter anderem eine Folge der agrarprotektionistischen Maßnahmen in Japan und Russland.

Erheblich stärker als der Rückgang der EU-Exportmengen um 2,5 Prozent fielen jedoch die rückläufigen Preise im Drittlandsgeschäft ins Gewicht. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Währungsentwicklung. Gegenüber dem US-Dollar dürfte der Euro dieses Jahr rund 20 Prozent an Wert gewonnen haben, was sich negativ auf die Exportmengen und -erlöse auswirkte. Gleichzeitig musste das europäische Schweinefleisch mit sehr preiswerten Offerten aus Brasilien, aber auch aus Polen konkurrieren. Dies setzte den Erlösmöglichkeiten enge Grenzen und führte insbesondere im exportabhängigen Dänemark zu Schweinepreisen, die im Jahresverlauf deutlich unter dem EU-Durchschnitt blieben.

Entsprechend der schwierigen Marktsituation blieben die Schlachtschweinepreise aber in ganz Europa unter dem Vorjahresniveau. Der EU-Durchschnittspreis für 2003 dürfte bei rund 1,27 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht (kalt) liegen und damit um rund sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau bleiben. Ein sehr viel stärkerer Einbruch der Preise als im EU-Durchschnitt zeichnet sich für die Erzeuger in Dänemark und Finnland ab, die von Januar bis September mit Preisrückgängen von rund 15 Prozent zurecht kommen mussten. Glimpflicher werden dagegen die Einbußen in den Niederlanden und Italien ausfallen, während sich britische Erzeuger sogar über höhere Preise freuen können, wenn man nicht in Euro, sondern in britischem Pfund rechnet.

Ausblick 2004

Die verheerende wirtschaftliche Situation der europäischen Schweinemäster lässt sich daran ablesen, dass die Schweinebestände kaum noch wachsen, vielfach sogar abnehmen. Selbst Spanien, bisher einer der dynamischsten Wachstumsmärkte, meldete im Sommer rückläufige Sauenbestände. Die spanische Produktion könnte deshalb erstmals seit vielen Jahren wieder schrumpfen, wobei man für das erste Halbjahr eine Verringerung um vier Prozent voraussagt. Auch Dänemark weist im Vergleich zu früheren Jahren kaum noch ein Wachstum auf, die Erzeugung dürfte im kommenden Jahr lediglich um rund ein Prozent zulegen.

Die Viehzählung im November dürfte EU-weit einen weiteren Rückgang der Schweinehaltung zum Ergebnis haben, so dass 2004 mit einer Einschränkung der Produktion zu rechnen ist. Da die Produktionskosten vielfach über den Erzeugerpreisen lagen und die Landwirte bei fehlenden Gewinnen nicht mehr in die Schweinemast investieren, erscheint das durchaus plausibel. Hinzu kommen die Folgen des Jahrhundertsommers 2003: Aufgrund der Hitze dürfte das Ferkelangebot Anfang 2004 nur unterdurchschnittlich groß ausfallen. Dies könnte dann im zweiten Quartal zu einem knapperen Schlachtschweineangebot führen. Insgesamt dürfte sich die EU-Schweinefleischerzeugung 2004 aber nur um ein bis zwei Prozent verringern. Der Verbrauch, immer auch ein wenig wetterabhängig, wird nach dem Minizuwachs 2003 voraussichtlich stabil bleiben, vielleicht bei anziehender Konjunktur und bezahlbaren Verbraucherpreisen moderat zulegen.

Export bleibt schwierig

Als schwierig ist weiterhin die Exportsituation einzustufen. Die Handelsbeschränkungen bei der Ausfuhr nach Japan und Russland werden auch 2004 bestehen bleiben, die Konkurrenz zu brasilianischen und anderen Anbietern ebenfalls. Der Euro dürfte gegenüber dem US-Dollar aber nicht noch einmal so stark aufwerten, so dass sich die Währungsrelation und damit die Exporterlöse nicht viel ungünstiger als dieses Jahr darstellen sollten.

Insgesamt gesehen könnte dann 2004 ein wenig Spielraum für höhere Schweinepreise bestehen. Bis es so weit ist, gilt es aber erst, die derzeitige Niedrigpreisphase zu überstehen. Für Januar, wenn die über Weihnachten nicht geschlachteten Schweine auf den Markt drängen, sehen die Preisprognosen ebenfalls recht düster aus. Danach dürften sich die Notierungen aber wieder erholen. Im ersten Quartal 2003 lag der EU-Preis, mit Unterstützung durch die private Lagerhaltung, bei 1,26 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht (kalt). Für das erste Quartal 2004 erwartet der Prognoseausschuss ein Niveau von 1,30 Euro je Kilogramm; für das zweite Quartal wird mit 1,36 Euro je Kilogramm  gerechnet, was einem Zuwachs von fast zehn Prozent ge-genüber dem Vorjahr entsprechen würde.

Angesichts der aktuellen Marktschwäche und eines möglichen EU-Preisniveaus im Januar in der Nähe von einem Euro je Kilogramm erscheint diese Preisprognose (von Anfang November) zu optimistisch. Im Jahresdurchschnitt könnten die Schweinepreise aber dennoch einige Cent über dem niedrigen Preisniveau des Jahres 2003 liegen, was auch nötig sein wird, um die höheren Kosten für Futter und Ferkel auszugleichen. Die ganz große Preiserholung wird 2004 aller Voraussicht nach aber noch ausbleiben.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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