Russischer Markt heiß umkämpft

Weniger deutsches Rindfleisch nach Russland

Der russische Rindfleischmarkt nahm im vergangenen Jahr etwa 760.000 Tonnen Rindfleisch aus dem Ausland auf. Damit lag die Importquote bei gut 30 Prozent des Verbrauchs. Lediglich die USA und Japan importieren noch mehr Rindfleisch. Anders als im russischen Schweinesektor konnte sich die Erzeugung von Rindfleisch in den letzten Jahren nicht stabilisieren. Vielmehr ging die Produktion weiter zurück.

Von 1999 bis 2003 verringerte sich die Rindfleischerzeugung in Russland um etwa acht Prozent. Gleichzeitig nahm der Verbrauch jedoch um mehr als zehn Prozent ab. Die Einführung von Importkontingenten und der damit verbundene kräftige Preisanstieg brachten für die russische Rindfleischerzeugung bislang nicht die erhoffte Trendwende. Zwar hat sich der Produktionsrückgang in den letzten beiden Jahren merklich abgeschwächt, im laufenden Jahr wird der Druck auf die Rinderhalter wegen der schlechten Versorgung mit Grundfutter und Getreide aber wieder zunehmen.

Ukraine grösster Lieferant

Für das Jahr 2004 hat die russische Regierung ein Importkontingent von 420.000 Tonnen gefrorenem Rindfleisch und von 27.500 Tonnen frischem, gekühltem Rindfleisch festgelegt. Dies entspricht den Liefermengen des Vorjahres, wobei die Quoten 2003 erst ab April galten und somit anteilig für den Lieferzeitraum gekürzt wurden.

Bei der gefrorenen Ware war im vergangenen Jahr eindeutig die Ukraine der wichtigste russische Rindfleischlieferant mit einem Marktanteil von etwa 31 Prozent. Gegenüber den übrigen Wettbewerbern war die Ukraine allerdings eindeutig im Vorteil: Lieferungen aus den GUS-Ländern fielen nämlich nicht unter die Einfuhrbeschränkungen. Eigentlicher Gewinner des Kampfes um Anteile am russischen Importmarkt war deshalb wohl Brasilien. Die Südamerikaner konnten ihren Einfuhranteil bei gefrorener Ware von knapp sechs Prozent auf beinahe 20 Prozent steigern.

Deutschland fällt weiter zurück

Der große Verlierer unter den russischen Rindfleischlieferanten war 2003 indessen Deutschland. Der deutsche Marktanteil bei der gefrorenen Ware betrug 2001 noch 40 Prozent. Dies bedeutete damals noch vor der Ukraine die Spitzenposition unter den ausländischen Wettbewerbern. 2002 konnten deutsche Anbieter nur noch 16 Prozent der russischen Rindfleischeinfuhren liefern, und im Jahr 2003 dürfte der deutsche Marktanteil nur noch rund neun Prozent erreicht haben. Eine vergleichbare Liefermenge wie Deutschland weist mittlerweile Spanien auf. Größter EU-Lieferant war 2003 allerdings Irland mit etwa zwölf Prozent der Lieferungen im Segment der gefrorenen Ware.

Kaum Einfuhren aus Osteuropa

Marktführer war Deutschland bei der Lieferung von gekühltem Rindfleisch. Allerdings lag der Anteil dieser Ware an den Gesamteinfuhren Russlands lediglich bei sieben Prozent. Davon entfielen mehr als 90 Prozent auf Deutschland. Die übrige Menge an gekühlter Ware kam im Wesentlichen aus den Niederlanden, Dänemark und Belgien.

Die Einfuhren aus osteuropäischen Ländern waren 2003 sowohl bei gefrorener Ware als auch bei gekühltem Rindfleisch relativ unbedeutend. 2002 hatte Polen im Bereich der gefrorenen Ware vorübergehend einen Marktanteil von fast sechs Prozent erreicht. Andere osteuropäische Länder wie Litauen und Tschechien lieferten bislang eher sporadisch und nur Kleinstmengen.

Europäer erhalten größtes Kontingent

Für 2004 hat die russische Regierung den Ländern der erweiterten EU bei gefrorener Ware Lieferrechte im Rahmen des zollbegünstigten Kontingents von 331.800 Tonnen (79 Prozent) eingeräumt. Diese Menge liegt deutlich über der Liefermenge der letzten beiden Jahre. Brasilien wurde hingegen, ebenso wie bei Schweinefleisch, der Gruppe der übrigen Länder zugeordnet, deren Lieferquote auf insgesamt 68.000 Tonnen oder 16 Prozent beschränkt ist. Im Vergleich zu den Lieferungen von 2003 würde Brasilien damit erhebliche Markanteile verlieren.

Futterknappheit drückt Produktion

Für das Jahr 2004 zeichnet sich ein spürbarer Anstieg der russischen Rinderschlachtungen ab. Dennoch wird die Produktion gegenüber 2003 weiter schrumpfen. Ursache ist, dass die Landwirte die Rinder aufgrund der angespannten Futtersituation oft deutlich eher und leichter vermarkten als in den Vorjahren. In der Ukraine ist die Situation offenbar ähnlich. Hier führte die Futterknappheit ebenfalls zu einem drastischen Abbau der Bestände. Beschleunigt wurde dieser Prozess durch die rege Nachfrage aus Russland und die vergleichsweise hohen russischen Rindfleischpreise. Diese lagen trotz des kräftigen ukrainischen Preissprungs im zweiten Halbjahr 2003 noch immer höher und entwickelten eine zusätzliche Sogwirkung.

Im Jahr 2004 dürfte das abnehmende Rinderangebot in der Ukraine jedoch zu einem weiteren Anstieg der Preise sowie zu einem Rückgang der Exporte nach Russland führen. Dies eröffnet den Wettbewerbern aus Europa und vor allem aus Brasilien zusätzliche Absatzchancen in Russland.

Das ukrainische Exportwachstum des vorigen Jahres war sowohl bei Schweinen als auch bei Rindern das Resultat eines deutlichen Abbaus der dortigen Tierbestände.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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