DEHOGA: Ende der Talfahrt

Hotellerie und Gastronomie erwarten 2004 Umsatzplus von 1,5 Prozent

Nach dem wirtschaftlich schlechtesten Jahr in der Geschichte des Gastgewerbes in Deutschland mit einem Umsatzverlust von 5,1 Prozent in 2003 starten die 250.000 bundesdeutschen Hoteliers und Gastronomen verhalten optimistisch in die diesjährige Sommersaison. Bei der Jahrespressekonferenz des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) am Mittwoch in Berlin sagte Präsident Ernst Fischer eine leichte Umsatzsteigerung von 1,5 Prozent für das laufende Geschäftsjahr bei stabilen Preisen voraus. Eine positive Entwicklung der heimischen Tourismuswirtschaft macht Fischer jedoch von einer deutlichen Aufhellung der allgemeinen konjunkturellen Lage abhängig, die nach wie vor großen Einfluss auf die Geschäftsergebnisse von Hotellerie und Gastronomie besitze.

Die Grundlage für ein Ende der Dauerstagnation der deutschen Wirtschaft erfordere allerdings mutigere Schritte von der Politik, die entschieden über die bisherigen Anstrengungen hinausgingen, so Fischer. „Statt über weitere Reglementierungen zu diskutieren und Verbraucher und Unternehmer weiter zu verunsichern, müssen schnellstmöglich wirklich durchgreifende Maßnahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsrechts und zum Abbau der Bürokratie ergriffen werden. Nur wenn Bürger und Unternehmer endlich nachhaltig von Steuern und Abgaben entlastet werden, steigen auch Investitionsbereitschaft und Konsumstimmung.“

Ausbildungsplatzabgabe: Schluss mit dem wirtschaftspolitischen Unfug

Besonders scharf geht DEHOGA-Präsident Fischer mit den aktuellen Plänen der Bundesregierung zur Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe ins Gericht. Fischer bezeichnet die geplante Zwangsumlage, die nicht eine einzige Ausbildungsstelle schaffe, als Schlag ins Gesicht des engagierten Mittelstandes. Hotellerie und Gastronomie hätten im letzten Jahr ihre Ausbildungsleistung um 5,6 Prozent auf ein Rekordniveau gesteigert und bräuchten sich von niemandem mit einer teuren und wirtschaftlich völlig unsinnigen Abgabe drohen lassen. Nach Fischers Worten schwäche dieses bürokratische Monstrum aus der gewerkschaftlichen und parteipolitischen Mottenkiste das duale Ausbildungssystem, um das Deutschland mit Recht weltweit beneidet werde. Dem hingegen sichere die Ausbildungsplatzabgabe nur eines: “Die Einkommen der 800 Bürokraten, die erforderlich sein werden, um die Strafsteuer zu errechnen, zu verwalten und zu verteilen.“ 

Lichtblick am wirtschaftlichen Horizont

Bei der Vorstellung des aktuellen Konjunkturberichtes des Gastgewerbes, der auf einer repräsentativen Befragung von 3.000 Unternehmen beruht, zeichnen sich für den Sommer 2004 erste Lichtblicke am wirtschaftlichen Horizont der Branche ab.

Neben 34,9 Prozent der Hoteliers, die für den Sommer 2004 gleichbleibende Umsätze erwarten, setzt heute bereits sogar wieder jeder vierte Beherberger auf eine Verbesserung der Erlössituation. Die besten Chancen auf eine wirtschaftliche Erholung räumt Fischer den auf den Megatrend Wellness spezialisierten Häusern, der Tagungs- und der Stadthotellerie ein. Die Umsatzerwartungen in diesen Segmenten bewegen sich deutlich oberhalb des Branchendurchschnitts. In der Wellness-Hotellerie stünden bereits sogar in jedem zweiten Haus die Zeichen spürbar auf Aufschwung. Auch Kurzreisen und Städtetrips lägen weiterhin bei den Gästen hoch im Kurs.

Darüber hinaus trage auch die konsequente Verbesserung und Weiterentwicklung der Angebote im Gastgewerbe erste Früchte. Gerade im Super-Sommer 2003 hätten viele Menschen Deutschland als Urlaubsland und die Lust am Ausgehen wieder ganz neu für sich entdeckt. „Im letzten Jahr konnten viele Hoteliers und Gastronomen die Gäste für einen Urlaub zwischen Ostsee und Schwarzwald begeistern und somit den Grundstein für eine erfolgreiche Sommersaison 2004 legen“, so Fischer.

In der Gastronomie jedoch zeigt sich die wirtschaftliche Stimmung wesentlich gedämpfter als in der Hotellerie. Zwar geht auch in diesem Bereich des Gastgewerbes gut jeder fünfte Betreiber (22 Prozent) von einer besseren Umsatzsituation in den Monaten April bis September 2004 aus, allerdings behalten die Umsatzpessimisten mit 42 Prozent weiterhin die Oberhand. Als konjunkturelle Schrittmacher werden im Sommer 2004 einmal mehr die Großbetriebe und Unternehmen mit Umsätzen von über einer Million Euro das wirtschaftliche Tempo angeben, wohingegen sich bereits heute die Discotheken und traditionellen Schankwirte auf der Verliererseite sehen.

Dabei fußen die vorsichtig optimistischen Konjunkturerwartungen auf einer öko-nomischen Situation des Gastgewerbes, die im letzten Jahr deutliche Umwälzungen mit sich brachte. Die Insolvenzrate stieg um 16,9 Prozent auf 3.104 zahlungsunfähige Unternehmen; der Mitarbeiterbestand sank um 1,2 Prozent und somit erstmals seit Jahren knapp unter die Millionengrenze. Grund hierfür: Im vergangenen Winter mussten im gesamten Gastgewerbe über 60 Prozent der Betriebe erneut rückläufige Umsätze verkraften. Lediglich 17,8 Prozent der Un-ternehmen vermochten auf der Umsatzseite Zuwächse zu erzielen. Noch düsterer gestaltete sich das Bild bei den Erträgen. Ertragszuwächse in nur knapp jedem achten Betrieb, hielten auch die Spielräume für Investitionen in Grenzen.

Quelle: Berlin [ dehoga ]

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