Weichenstellung für gesunde Ernährung in Schulen

Loccumer Appell: Jetzt Schulträger stärken

Die Bundesregierung unterstützt mit dem Investitionsprogramm "Zukunft Bildung und Betreuung" den Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen. Im "Loccumer Appell" fordern nun zahlreiche Expertinnen und Experten aus den Bereichen Umwelt, Bildung, Gesundheit und Ernährung, den bildungspolitischen Auftrag mit einer "Ernährungswende" in Schulen zu verbinden und die Schulträger bei dieser Aufgabe zu stärken. Ziel muss sowohl eine gesunde Schulverpflegung als auch die Entwicklung einer nachhaltigen Ernährungskultur sein.

"Die Bundesregierung fördert derzeit den Aus- und Aufbau von Ganztagsschulen. Die Frage einer gesunden und nachhaltigen Ernährung von Schülerinnen und Schülern kommt hierbei jedoch zu kurz", stellt Dr. Ulla Simshäuser, Gesundheitsexpertin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) fest. Denn begleitend geht es um den Aufbau neuer Strukturen der Schulverpflegung. "Schulträger sind mit dieser wichtigen Aufgabe bisher allein gelassen. Der Preis allein, nicht die Qualität entscheidet über den Mittagstisch." In einem eindringlichen Appell an die politischen Entscheidungsträger haben deshalb im April über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung "Was isst der Mensch", mehr Unterstützung der Schulträger in den Kommunen angemahnt. Die Tagung wurde von der Evangelischen Akademie Loccum in Kooperation mit dem Forschungsverbund "Ernährungswende" durchgeführt.

Der Loccumer Appell richtet sich insbesondere an die kommunalen Spitzenverbände sowie die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene. Sie werden dazu aufgefordert, die Schulträger bei der Qualitätssicherung von Mittagstischen zu unterstützen. Das betrifft die Bewertung der Verpflegungsangebote von Caterern und Großküchen, aber auch die Einbeziehung von Elterninitiativen und die Bildung von Netzwerken.
 
Es könne nicht mehr, wie in der Vergangenheit, so die Diskussion in Loccum, um einzelne Projekte von engagierten Lehrerinnen und Lehrern gehen. Es müssten dauerhafte Strukturen aufgebaut werden. Dies sei vor allem Aufgabe der kommunalen Schulträger, die allerdings auf diese neue Aufgabe nicht vorbereitet sind und zu wenig Unterstützung erhalten. Der Erfolg der Ganztagsschulen hänge nicht allein von der Bereitstellung von Investitionsmitteln, sondern vor allem von der Qualität entsprechender Begleitmaßnahmen ab. Erforderlich, so der Loccumer Appell, sei darüber hinaus der Abbau bürokratischer Hemmnisse. "Nur durch entsprechende Ansätze ist es möglich, dass der innovative Ansatz der Ganztagsschulen um die Bildungsaufgabe Ernährung und Gesundheitsförderung ergänzt wird", betont Dr. Ulla Simshäuser.

Zugleich ist der Bildungsauftrag gerade von Ganztagsschulen zu erweitern. Gesundheitsförderung - wozu der Spaß am gesunden Essen ebenso gehört, wie der an Bewegung und Entspannung - sollte hierbei ein zentraler Bestandteil sein. In einer Gesellschaft, in der der Anteil fehlernährter Schülerinnen und Schüler stetig zunimmt, müssen die Folgekosten unausgewogener Ernährung durch einen Richtungswechsel begrenzt werden. "Das Thema Essen in der Schule", so Dr. Simshäuser, "darf nicht auf die Organisation des Mittagstischs begrenzt bleiben. Schülerinnen und Schüler sind eine umworbene Zielgruppe gerade auch der Lebensmittelindustrie. Kompetent verhalten kann sich hier nur, wer einen selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper gelernt hat - auch darin liegt eine Zukunftsaufgabe der Schulen."

Im Rahmen des Forschungsvorhabens "Ernährungswende" werden Strategien für eine nachhaltige Ernährung entwickelt. "Ernährungswende" ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forschungsverbundes Ökoforum, unter der Leitung des Öko-Instituts e.V., an dem das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das KATALYSE-Institut für angewandte Umweltforschung und das Österreichische Ökologie Institut für angewandte Umweltforschung beteiligt sind. Das Forschungsvorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Förderschwerpunkt "Sozial-ökologische Forschung" gefördert.

Den Loccumer Appell sowie weitere Informationen zur Tagung und zum Projekt "Ernährungswende" finden Sie unter http://www.ernaehrungswende.de/

Quelle: Loccum [ Kirstin Wulf ]

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