Alternative Legehennenhaltung - Ministerin Künast ignoriert schwere Tierschutzmängel

Wie ein Niedersächsicher Staatssekretär die Ministerin bei Schweizer Freilandhennen beobachtete und was er dort anders sah

Als Meisterstück selektiver Wahrnehmung bezeichnete der Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Gert Lindemann, die Ausführungen von Bundesministerin Künast über einen gemeinsamen Besuch in der Schweiz in Sachen alternativer Legehennenhaltung.

Während Frau Künast ein rundherum positives Bild der dort besichtigten Legehennenhaltung über die Medien verbreite, sei der vor Ort gesehene Zustand alles andere als lobenswert. "Frau Künast hat offenbar nur den ihr präsentierten Vorzeigestall mit jungen Legehennen aufgesucht um aus deren Zustand auf den gesamten Bestand zu schließen. Entweder hat sich Frau Künast nicht die Mühe gemacht, einmal den im letzten Legestadium befindlichen nur 30 Meter entfernten Bestand anzusehen, der in einem katastrophalen Zustand gewesen ist, oder aber sie will die Probleme der alternativen Haltungssysteme einfach nicht zur Kenntnis nehmen, weil sie ihr nicht ins Konzept passen", sagte Lindemann in Hannover. Die dort zu sehenden Tiere seien teilweise völlig kahl gepickt und blutig gewesen, der dortige Hennenhalter gab auf Nachfrage eine Sterblichkeit von 17,5% an.

Auch die Darstellung von Frau Künast über die positive Entwicklung der Eigenversorgung mit Eiern aus dieser staatlich subventionierten Haltungsform in der Schweiz ist - so Lindemann - eine offenkundige Fehlinformation. So werde von Frau Ministerin Künast der Anstieg der Eigenproduktion an "Schaleneiern" in der Schweiz hervorgehoben. Tatsache ist dagegen, dass die Eigenversorgung mit Eiern aller Vermarktungsformen in der Schweiz seit 1990 auf unter 50% zurückgegangen ist. Der Begriff "Schaleneier" erfasst nur das vom Endverbraucher verzehrte Ei (das sind z.B. in Niedersachsen nur ca. 30% aller produzierten Eier). Der Anteil an Schaleneiern ist für eine Beurteilung der Gesamtproduktion ohne jeglichen Aussagewert für die Bedeutung des Produktionszweiges Legehennenhaltung.

Ebenso ist die Behauptung, hohe Todesraten bei Alternativhaltung in Deutschland seien auf Managementfehler zurückzuführen, dies belegten die geringen Verluste in der Schweiz, nach dem Ergebnis des Besuchs nicht haltbar. "Die Schweizer Legehennenbestände, die wegen akuter Gesundheitsprobleme vorzeitig getötet werden müssen, werden in der Mortalitätsstatistik gar nicht erst berücksichtigt - so schönt man Daten. Mit solchen Mogelpackungen zu operieren ist hart am Rande der Seriosität.

Auch bescheinigt Frau Künast mit solchen Aussagen den in Deutschland ökologisch wirtschaftenden Hennenhaltern schweres Fehlverhalten. Wenn das tatsächlich so wäre, müsste sie als oberste Tier- und Verbraucherschützerin sofort eingreifen" so Staatssekretär Lindemann abschließend.

Quelle: Hannover [ ML ]

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