Konsumklima steigt trotz erneut wachsender Skepsis
Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie im Februar 2005
Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt im neuen Jahr insgesamt weiterhin leicht positiv. Zwar sind die Werte der Indikatoren, die die Einkommens- und Konjunkturerwartung der Konsumenten widerspiegeln, etwas niedriger ausgefallen als im Vormonat. Jedoch bleiben die Anschaffungsneigung und insbesondere das Konsumklima positiv. Nach revidiert 4,2 Punkten im Februar prognostiziert die GfK für das Konsumklima im März einen Wert von 4,8.Die deutschen Verbraucher reagieren offensichtlich derzeit nicht mehr so empfindlich auf negative Wirtschaftsmeldungen, wie dies im letzten Jahr der Fall war. Trotz der Meldungen zu über fünf Millionen Arbeitslosen und dem doch etwas weniger guten Weihnachtsgeschäft reagierten die Konsumenten gelassener und äußerten sich zumindest bei ihren Absichten, in der nächsten Zeit auch größere Anschaffungen ins Auge zu fassen, erneut etwas positiver als im Vormonat. Dagegen sind die Indikatoren der Konjunkturerwartung und der Einkommenserwartung wieder gesunken. Das Konsumklima steigt von revidiert 4,2 Punkten im Februar auf 4,8 Punkte im März.
Die Konsumenten schließen sich mit ihrer insgesamt gemischt skeptischen Stimmung den Wirtschaftsforschungsinstituten an, die nach Bekanntwerden des Rückgangs der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal des letzten Jahres ihre Wachstumsprognose für 2005 zurückgenommen hatten. Ebenso skeptisch sind die Unternehmer, wie der im Februar wieder gesunkene ifo-Geschäftsklimaindex zeigt. Dagegen äußerten sich die Finanzanalysten in diesem Monat positiv: der ZEW-Indikator stieg im Februar deutlich.
Konjunkturerwartung: Skepsis hat zugenommen
Nach einem deutlichen Anstieg von 12,4 Punkten im Januar gab der Wert für die Konjunkturerwartung im Februar um 7,1 Punkte nach. Mit minus 13,0 Punkten nach minus 5,9 im Januar lag der Indikator jedoch deutlich über den Werten im Herbst 2004.
Den deutschen Konsumenten fehlt es somit immer noch am rechten Glauben, dass Deutschland aus der konjunkturellen Talsohle heraus ist. Die Meldung zu dem nach unten revidierten Wachstum des vierten Quartals, die saisonalen und rechnerischen Effekte mit einer um rund 570.000 Personen auf über fünf Millionen gestiegenen Zahl der Arbeitslosen und erneute Meldungen zu Unternehmenspleiten und Umstrukturierungsplänen nähren auch weiterhin ihre Zweifel, ob es um die Aussichten der Konjunktur in Deutschlands Wirtschaft wirklich so rosig steht.
Einkommenserwartung: leicht zurückgenommen
Der Indikator, der die individuellen Erwartungen der Bundesbürger an die Entwicklung des eigenen Einkommens misst, büßte im Februar ebenfalls 6,7 Punkte ein. Damit landete der Wert wieder bei dem langfristigen Mittelwert von 0.
Der Rückgang der Einkommenserwartung dürfte in diesem Monat vor allem auf die im Januar veröffentlichte Rekordzahl von über fünf Millionen registrierten Arbeitslosen zurückzuführen sein. Dies wiegt deutlich schwerer als die seit Beginn des Jahres gegebene leichte finanzielle Entlastung durch die Steuerreform. Das verhältnismäßig geringe Ausmaß des Rückgangs deutet jedoch auch darauf hin, dass viele Konsumenten sehr richtig einschätzen, dass die hohe Zahl an Arbeitslosen wesentlich aus der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe im Rahmen von Hartz IV und nicht einer weiteren Verschlechterung des Arbeitsmarkts resultiert.
Anschaffungsneigung: bester Wert seit Euro-Einführung
Während es mit den Konjunktur- und Einkommenserwartungen abwärts ging, blieb die Neigung der deutschen Konsumenten, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen, im Februar stabil. Nach minus 14,4 Punkten im Januar nähert sich der Indikator mit einem leichten Anstieg auf minus 12,2 Punkte allmählich seinem langfristigen Durchschnitt von 0. Der Februarwert ist der beste seit Einführung des Euro zu Beginn des Jahres 2002.
Der leichte Anstieg der Anschaffungsneigung ist zunächst einmal deshalb bemerkenswert, weil er der Entwicklung der Einkommenserwartung entgegenläuft. Üblicherweise hängen diese beiden Indikatoren sehr eng zusammen. Dass die Erwartungen hinsichtlich Einkommen und größeren Anschaffungen in der Februarstudie auseinanderlaufen liegt offensichtlich vor allem daran, dass in der vergangenen Zeit der konjunkturellen Schwäche und der labilen Arbeitsmarktsituation ein Nachholbedarf bei der Anschaffung langlebiger Gebrauchsgüter wie Autos, Haushaltsgeräte und ähnlichen Großanschaffungen entstanden ist, den die Verbraucher auch bei vorübergehender Eintrübung der Einkommenserwartung nicht zurückstellen möchten.
Konsumklima: leicht gestiegen
Nach dem positiven Start ins neue Jahr entwickelt sich das Konsumklima zwar weiterhin positiv. Die unklare Entwicklung der anderen Stimmungsindikatoren legen jedoch den Schluss nahe, dass der Indikator möglicherweise wieder etwas anfälliger für Störungen geworden ist. Für März prognostiziert die GfK einen Wert von 4,8 Punkten nach revidiert 4,2 Punkten im Januar. Der relativ starke Wertzuwachs ist auf die – ebenfalls von der GfK erhobene – Sparneigung der Deutschen zurückzuführen. Sie ist im Februar deutlich gesunken, während ein zweiter für die Berechnung des Konsumklimas wesentlicher Faktor, die Anschaffungsneigung, anstieg.
Für die Verbraucherstimmung insgesamt ist diesen Ergebnissen zufolge wieder mehr Vorsicht angesagt als im Vormonat. Solange der Teufelskreis aus Konsumzurückhaltung, anhaltender Konjunkturschwäche und schwieriger Arbeitsmarktlage nicht durchbrochen wird, bleibt es dabei, dass ein wirklicher Aufschwung des Konsumklimas auf sich warten lässt. Jedoch ist mit einem leichten Aufschwung gegenüber den mageren Vorjahren zu rechnen. Einer Prognose der GfK zufolge wird der private Konsum im Jahr 2005 um 0,8 Prozent steigen.
Zur Studie
Die Ergebnisse stammen aus der Studie „GfK-Wirtschaftsdienst Konsum- und Sparklima“, die von der GfK Marktforschung herausgegeben wird. Sie basieren auf monatlichen Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In der ersten Hälfte eines jeden Monats werden turnusmäßig rund 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen unter anderem gefragt, wie sie die gesamtwirtschaftliche Lage, ihre Anschaffungsneigung und ihre Einkommenserwartung einschätzen.
Quelle: Nürnberg [ GfK ]