Massentierhaltung und Atemwegsbeschwerden
Untersuchung der Auswirkungen der Abluft von Intensiv - Tierhaltungs - Anlagen auf die Anwohner mit beruhigendem Ergebnis abgeschlossen
Im Jahr 2000 hatten in Niedersachsen das Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und das Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit gemeinsam ein aus drei Projekten zusammengesetztes Untersuchungsprogramm aufgelegt. Hiermit sollten Fragen des Verbraucherschutzes und der Gesundheitsvorsorge bezüglich der Stallabluft von Intensivtierhaltungsanlagen untersucht werden. Die zum Zeitpunkt der Projektvergabe wiederholt geäußerten Befürchtungen, von Emissionen aus Tierställen gingen erhebliche gesundheitliche Gefahren aus, wurden nicht bestätigt.Das Untersuchungsprogramm wurde je zur Hälfte vom Land Niedersachsen sowie der Europäischen Union finanziert. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die an Schulanfängern durchgeführte Studie abgeschlossen worden war, folgten jetzt die Abschlussberichte über die Anwohnerstudie und die Ausbreitungsmessungen.
Die beiden gesundheitsbezogenen Studien befassten sich mit dem Einfluss der Stallabluft auf die Atemwege und das Immunsystem. Die so genannte AABEL-Studie des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes wurde an allen Schulanfängern der Landkreise Cloppenburg, Emsland, Oldenburg und Vechta zu Beginn des Schuljahres 2001 durchgeführt. Ihr folgte die von der UniMünchen an Erwachsenen aus den Gemeinden Garrel, Bakum, Bösel und Teilen von Friesoythe durchgeführte "Niedersächsische Lungenstudie" (NiLS); diese Gemeinden waren ausgewählt worden, weil sie über eine besonders hohe Stalldichte verfügen.
In beiden Studien konnte in Übereinstimmung mit anderen in- und ausländischen Untersuchungen gezeigt werden, dass früher Kontakt zu Tierhaltungsbetrieben vor Allergien schützt.
Bei den mittels Fragebogen erfassten Atemwegsbeschwerden, die in der NiLS-Studie durch aufwändige Lungenfunktionsmessungen unterstützt wurden, zeigte sich keine allgemeine Zunahme von Symptomen in der Nähe von Großstallungen. In beiden Studien gibt es lediglich Hinweise auf mögliche Risikoerhöhungen für besonders empfindliche Personen.
In der AABEL-Studie zeigten sich bei Kindern von Eltern, die an Asthma, Neurodermitis oder Heuschnupfen leiden, mit zunehmender Belastung mit Bioaerosolen aus Ställen vermehrt asthmatische Symptome.
Im NiLS-Projekt wurden bei den am stärksten belasteten Erwachsenen Befunde erhoben, die auf eine beginnende chronisch-obstruktive Lungenerkrankung hinweisen könnten. Diese Effekte sind auch aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen an Landwirten bekannt und daher biologisch plausibel.
In Übereinstimmung mit Studien aus den USA konnte ferner ermittelt werden, dass infolge einer starken Geruchsbelästigung bei den Anwohnern von Tierhaltungen eine deutliche Verringerung der subjektiven Lebensqualität zu beobachten ist. Das Projekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover erfasste die aus den Ställen freigesetzten luftgetragenen Mikroorganismen im Umfeld von zwei typischen Geflügelställen, einen freigelüfteten und einen zwangsgelüfteten Masthühnerstall. Die Keim- und Endotoxinkonzentrationen nehmen mit Zunahme der Entfernung vom Stall deutlich ab. Stalltypische Keime konnten noch etwa 500 m in Hauptwindrichtung nachgewiesen werden. Für den direkten Nachweis einer Keimbelastung im Einzelfall sind wegen der bestehenden Unsicherheiten der Ausbreitungsmodelle weiterhin Messungen vor Ort erforderlich.
Quelle: Hannover [ ML ]