CMA sieht ungenutzte Potenziale im Agrarexport
„Staat muss die Bremse lösen“
„Konjunkturbelebung fängt damit an, bestehende Nachfrage auszunutzen! Dazu gehört allerdings, den betreffenden Wirtschaftszweigen in den Sattel zu helfen statt sie auszubremsen“, betont Werner Hilse, Vorsitzender des Aufsichtsrates der CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH. Er reagiert damit auf Äußerungen von Agrarstaatssekretär Berninger von vergangener Woche, wonach die Exportförderung im Bereich Agrar- und Ernährungswirtschaft besser werden müsste. Hilse unterstreicht, es sei unter anderem der Eigeninitiative der Wirtschaft und der Unterstützung der CMA zu danken, dass der Exportumsatz dieser Branche in den vergangenen fünf Jahren jährlich um durchschnittlich 2 Milliarden Euro zugelegt und 2004 das Rekordergebnis von voraussichtlich 34,1 Milliarden Euro erreicht habe. Gleichzeitig bekräftigt Hilse, dass das Potenzial noch größer sei. Voraussetzung sei jedoch, auf politischer Ebene intensiv daran zu arbeiten, Ausfuhrhemmnisse zu beseitigen. „Der Kanzler macht es vor. Warum zieht das zuständige Fachressort nicht nach?“, so Hilse.Laut Hilse bestünden für zahlreiche Produktgruppen und Länder Chancen, die Exporte deutscher Nahrungsmittel dahin zu erhöhen. Experten prognostizierten zudem, dass im kommenden Jahrzehnt Nahrungsmittel weltweit ein gefragtes Gut seien. Neben den Staaten Osteuropas ziehe vor allem in aufstrebenden und konjunkturstarken Ländern wie zum Beispiel China die Nachfrage an. Dort zeichne sich ab, dass nicht nur aufgrund wachsender Bevölkerungszahlen, sondern auch aufgrund des Abwanderns landwirtschaftlicher Arbeitskräfte in die Industrie der Lebensmittelbedarf mittelfristig nicht aus der heimischen Erzeugung gedeckt werden könne.
Als markante Beispiele dafür, dass Deutschland hier den Markt Wettbewerbern überlassen müsse, nennt Hilse die Länder des ost- und südostasiatischen Wirtschaftsraumes. Sowohl China als auch Südkorea seien interessante Märkte für deutsches Schweinefleisch. „In beiden Ländern zieht die Kaufkraft an. Doch deutschen Importeuren ist der Zugang verwehrt, weil es an entsprechenden Abkommen mit Deutschland, etwa im Veterinärbereich, fehlt“, erläutert Hilse. Trotz eindeutiger Signale zur Gesprächsbereitschaft der chinesischen Seite habe Ministerin Künast ihre Chinareise im vergangenen Herbst zu wenig genutzt, deutschen Exporteuren hier die Tür zu öffnen.
Auch der japanische Markt sei deutschen Anbietern zurzeit verwehrt, da nach wie vor ein Importverbot für deutsches Schweinefleisch bestünde. „Der Importstopp wurde aufgrund von Schweinepest in Deutschland verhängt. Seit 20 Monaten ist hierzulande jedoch kein einziger Fall bei Hausschweinen mehr aufgetreten. Was hat das Ministerium seither unternommen, dieses Hemmnis zu beseitigen?“, fragt Hilse. Japan habe seine Schweinefleischeinfuhren von 2003 auf 2004 um rund 32 Prozent auf 390.000 Tonnen gesteigert. Hauptnutznießer davon seien vor allem dänische Schweinerzeuger gewesen, die mit 154.000 Tonnen den Löwenanteil der Importe verbuchten.
Hier stehe die Bundesregierung in der Pflicht, zwischenstaatliche Vereinbarungen voranzutreiben. Schwer verständlich sei nach Ansicht von Hilse, dass das zuständige Ministerium einerseits die Einführung zum Beispiel eines Programms zur Bekämpfung von Salmonellen in der Schweineerzeugung damit begründe, man dürfe den „Markt nicht anderen überlassen“, auf der anderen Seite aber jedoch kaum Taten folgen lasse, die es überhaupt ermöglichten, in interessante Märkte zu exportieren. „Es liegt nicht am Produkt und es liegt nicht an fehlender Nachfrage. Deutschland darf jede noch so kleine Chance auf Konjunkturbelebung nicht verstreichen lassen. Daher müssen die Bremsen gelöst werden“, fordert Werner Hilse.
Quelle: Bonn [ cma ]