Um die WurstVom Essen und Trinken im Mittelalter
Ausstellung in Wien - Museum Karlsplatz - 2. Juni 2005 bis 8. Januar 2006
Besonders für den Menschen im Mittelalter war, neben dem Tod, Essen das Hauptinteresse am Dasein, weil es nicht nur dem Überleben diente, sondern auch Ausdruck von sozialem Status, Macht, Reichtum und religiöser Lebensführung war. Der Umgang mit Essen und Trinken, von der Produktion bis zur Entsorgung der Stoffwechselprodukte, stellt ein wesentliches Element in der mittelalterlichen Gesellschaft dar; und es gibt kaum einen Bereich, vom Recht über die Medizin bis hin zur Religion, der nicht mit Essen und Trinken verbunden war.Die Ausstellung geht einerseits den soziologischen Phänomenen der besonderen Wertigkeit von Essen und Trinken im Mittelalter nach. Zum Anderen beschäftigt sich die Ausstellung mit der Technik der Nahrungszu- und aufbereitung (Konservieren, Herstellung, Kochen, Entsorgen). Daher werden vier Themenbereiche untersucht, die sich jeweils mit einer bestimmten sozialen Gruppe in Übereinstimmung bringen lassen:
- Die Produktion der Nahrungsmittel lag bei den Bauern: Obwohl von ihrer Arbeit das Überleben der Gesellschaft abhing, schwankte ihre soziale Stellung im Gegensatz der biblischen Anerkennung bis zur Verachtung als Bauerntölpel. Untersucht werden die Produktionsbedingungen, Ertrag und Aufwand der mittelalterlichen Bauern bis hin zum Problem der Mangelversorgung und Hungersnöte.
- Handel mit und Veredelung von Nahrungsmitteln war Aufgabe und Privileg der Bürger: Hauptnutznießer einer neuen Essenskultur im Mittelalter war dieser Stand, dessen Wohlstand vielfach auf dem Handel mit Nahrung basierte (in Wien blühte etwa der Weinhandel) und der von besseren Einkaufsmöglichkeiten, Veredelungstechniken, Lagermöglichkeiten und den verbesserten technischen Möglichkeiten der Speisenzubereitung profitierte.
- Dem Adel blieb die Speise als Luxusgut vorbehalten: Nicht nur war die Qualität der Nahrung ein Statussymbol, vielmehr fungierte Essen als soziales Element bei Hof: Mahlzeiten waren kulturelle Ereignisse und dienten zur Besiegelung von Rechtsgeschäften. Tischzuchten und Tischsitten waren ein Unterscheidungsmerkmal der gesellschaftlichen Schichten. Interessanter Aspekt dieses Stands und seines Verhältnisses zur Nahrung ist der Einsatz von giftigen Speisen als Mordinstrument, bzw. auch die Rolle der Nahrung als politisches Instrument: wenn etwa Anbauflächen im Kriegsfall verwüstet wurden.
- Die Geistlichkeit pflegte ein streng reguliertes Leben, was auch ihr Verhältnis zur Nahrung prägte: Speisegebote, deren Übertretung geahndet wurde, waren Teil des religiösen Rituals, wurden aber oft sehr weitherzig von den Klerikern ausgelegt. Bestimmten Nahrungsmitteln und Kräutern wurden heilende Kräfte zugesprochen, deren Einsatz erfahrenen Priestern vorbehalten blieb.
Unter den archäologischen Funden werden auch die letzten Ergebnisse aus Grabungen im Wiener Stadtbereich gezeigt.
Mehr zu Museum und Ausstellung unter: www.wienmuseum.at
Quelle: Wien [ wienmuseum.at ]