Champagner an der Würstchenbude

Die Esskultur im Wandel?

"Wir haben doch keine Zeit!" Das ist nicht nur der Lieblingsspruch des Showmasters Stefan Raab, sondern für viele Menschen heute beinahe zum Lebensmotto geworden. In der Epoche des ständigen Zeitdrucks bleibt auch die Gestaltung der Mahlzeiten nicht unbeeinflusst. Tagtäglich geraten die meisten Menschen in den Konflikt, ihr Essen entweder mit Anspruch auf Gesundheit, Geschmack und Ambiente oder die reine Sättigung auf die Schnelle zu wählen. Meistens lässt die Situation nur das rasche Stillen des Hungergefühls zu und es werden in möglichst kurzer Zeit große Mengen verputzt. Hauptsache man ist satt!

Dieser Ernährungsstil in Papptelleratmosphäre scheint zwar praktisch und notwendig zu sein, ist aber ständig begleitet von schlechtem Gewissen und Unzufriedenheit. Es ist zu fett, zu eintönig und ohne jeden "Wohlfühleffekt". Die Folge dieser simplen Küche bedeutet auf Dauer Frust mit der Sehnsucht nach feinen, schmackhaften, gut bekömmlichen Gerichten mit einem hohem Gesundheitswert - genossen in gemütlicher Umgebung an einem aufwändig gedeckten Tisch. Im Zuge dieses täglichen Ringens mit dem Gewissen zwischen Wunsch und Möglichkeit bieten Lebensmittelhersteller gegenwärtig eine Produktpalette an, die Fast Food mit der "Haute Cuisine" vereinen soll. Neben Tiefkühlpizza haben Gerichte wie "Ente a la Orange" ihre Plätze in den Supermarktregalen eingenommen und erfreuen sich großer Beliebtheit. Diese Fertigprodukte besitzen Luxuscharakter und geben selbst Konsumenten mit mangelnden Kochkünsten oder überfülltem Terminplan die Chance, sich als anspruchsvolle Genießer mit Sinn für kulinarisch hochwertige Speisen zu fühlen.

Gleiches gilt für Beobachtungen, die an Imbissbuden in Berlin gemacht wurden, wo neben Pommes und Currywurst auch Champagner im Angebot ist. Dadurch wird zwar weder der Nährwert der Mahlzeit gesteigert noch der zu hohe Fettgehalt gesenkt, aber wenigstens kann man sich und anderen einen Hauch von Kultiviertheit suggerieren.

Darüber hinaus haben große Fast Food Restaurants den Zwiespalt der Verbraucher zwischen Zeitnot und gleichzeitig zunehmenden Gesundheitsbewusstsein erkannt und setzen daher immer öfter auf Salataktionen und Fruchtmischungen. Dennoch können derartige Maßnahmen kaum eine Lösung des eigentlichen Problems, nämlich den Verlust von Genuss, Geschmack und Gesundheit in Folge von Zeitmangel sein. Vereinbaren Sie doch einfach mal wieder einen Termin mit ihrer Mahlzeit.

Quelle: Bonn [ Ute Hoffmann - aid ]

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