Längerfristig lukrative EU-Fleischerzeugung?
Je nach Fleischart unterschiedliche Produktion zu erwarten
Die Fleischerzeugung in der EU-25 entwickelt sich in den kommenden fünf bis sechs Jahren uneinheitlich: An Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch dürfte weniger produziert werden, während im Schweine- und Geflügelsektor kräftige Zuwächse erwartet werden. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission. Für die Wirtschaftlichkeit der Fleischerzeugung werden überwiegend positive Entwicklungen vorhergesagt.Rindfleischproduktion pendelt zurück
Die Nettoerzeugung an Rindfleisch in der EU-25 dürfte ab 2006 auf jährlich unter die Marke von 7,9 Millionen Tonnen zurückgehen und für einen Selbstversorgungsgrad mehr oder weniger deutlich unter 100 Prozent sorgen. Dies würde dazu führen, dass die Rindfleischimporte der EU bis zum Jahr 2011 auf bis zu 570.000 Tonnen steigen. Die preislichen Konsequenzen aus dieser Entwicklung: Für viele Marktbeteiligte könnten sich in den kommenden Jahren nachhaltig festere Tendenzen herauskristallisieren. Die Bäume dürften dabei jedoch nicht in den Himmel wachsen, wie die jüngste Entwicklung am hiesigen Rindfleischmarkt zeigt; wo die Preise im Juni wieder deutlich zurückgefallen sind.
Der Rindfleischverbrauch in Europa konnte sich nach der BSE-Krise fast wieder normalisieren. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2004 in den 25 EU-Ländern bei durchschnittlich 17,6 Kilogramm. Bis zum Jahr 2011 rechnet die EU-Kommission mit einem Rückgang des Verbrauchs um etwa 100 Gramm. In der EU-15 wird der Verbrauch dann auf 19,4 Kilogramm pro Person veranschlagt, ein Minus von einem Prozent, und in den zehn Beitrittsländern soll er um 2,7 Prozent auf 7,5 Kilogramm pro Kopf zurückgehen.
Wachsende Schweinefleischerzeugung
Die EU-Schweinefleischproduktion wird nach der Studie bis 2011 weiter leicht zunehmen und könnte am Ende des Prognosezeitraumes jährlich 22,8 Millionen Tonnen erreichen. Damit würden die Überschüsse EU-weit bis 2011 auf 1,35 Millionen Tonnen jährlich anwachsen und müssten auf Drittlandsmärkten abgesetzt werden. Die Aufnahmefähigkeit des weltweiten Schweinefleischmarktes wäre damit nach Auffassung vieler Experten aber wohl nicht überfordert. Im Gegenteil, im Fernen Osten wird die Schweinefleischerzeugung voraussichtlich nicht mit dem Verbrauchszuwachs Schritt halten können. Folglich steigt dort der Importbedarf.
Auch der Verbrauch an Schweinefleisch in der EU-25 dürfte zunehmen und soll bis 2011 um gut fünf Prozent auf dann knapp 21,5 Millionen Tonnen steigen. Der Pro-Kopf-Verbrauch wird vor allem in den zehn Beitrittsländern deutlich auf etwa 54 Kilogramm anwachsen und in der EU-15 moderat auf 44,5 Kilogramm zunehmen.
Vorausgesetzt, die Produktion sowie die Vermarktung entwickeln sich störungsfrei, könnte der Handel mit Schweinefleisch in den kommenden Jahren über weite Strecken von einem leichten Überangebot gezeichnet sein. Im Übrigen dürfte dies, wie auch auf dem Rindfleischsektor, sowohl die Produktions- als auch die Vermarktungstrukturen sichtlich verändern und zu nachhaltig größeren Einheiten führen.
Schaf- und Ziegenfleisch fehlt
Im Schaf- und Ziegenfleischsektor wird erwartet, dass die Produktion in der EU-25 bis 2011 um 20.000 Tonnen auf etwa 1,03 Millionen Tonnen sinkt. Der Verbrauch könnte gleichzeitig um 20.000 Tonnen auf 1,33 Millionen Tonnen steigen, so dass der Importbedarf um 40.000 Tonnen auf 300.000 Tonnen zunehmen müsste. Damit sind relativ günstige Aussichten für eine stabile Preisentwicklung gegeben.
Geflügelfleisch auf dem Vormarsch
Am Geflügelmarkt werden im Prognosezeitraum für Produktion und Verbrauch Zuwachsraten von acht bis neun Prozent vorhergesagt. Dabei dürfte die Erzeugung in der EU-15 lediglich um drei Prozent zulegen, in den zehn Beitrittsländern könnte sie um mehr als ein Drittel wachsen. Beim Pro-Kopf-Verbrauch geht die Kommission ebenfalls davon aus, dass er in den zehn neuen Ländern mit einem Plus von zehn Prozent deutlich stärker zunimmt als in den alten 15 Staaten mit plus fünf Prozent.
Der Export von Geflügelfleisch wird sich voraussichtlich stetig entwickeln und jährlich rund eine Million Tonnen betragen. Die Importe könnten sich auf etwa 540.000 bis 580.000 Tonnen belaufen. Dabei werden die Anbieter aus der EU wohl zunehmend im Wettbewerb vor allem mit Verkäufern in Brasilien stehen.
Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Geflügelfleischproduktion dürften in den kommenden Jahren sicherlich die Standorte Vorteile haben, an denen die Produktionsmittel wie Futter, Energie, Logistik und sonstiges am günstigsten verfügbar sind.
Quelle: Bonn [ zmp ]