Unerwartet viele Schweine in den Ställen

Ergebnis der Viehzählung vom Mai 2005 überrascht Experten

In Deutschland fielen die Ergebnisse der Viehzählung vom Mai dieses Jahres teilweise etwas anders aus als erwartet: Sollte keine Korrektur der noch vorläufigen Daten erfolgen, hätte sich der bundesdeutsche Schweinebestand innerhalb eines Jahres um 4,5 Prozent auf 26,8 Millionen Tiere vergrößert. Bei den Rindern war der Bestandsabbau trotz Agrarreform mit einem Rückgang von einem Prozent auf knapp 13,1 Millionen Tiere schwächer ausgeprägt als bisher angenommen.

Höchster Schweinebestand seit 13 Jahren

Bei der Stichprobenerhebung Anfang Mai wurden insgesamt 26,8 Millionen Schweine gezählt, das ist der höchste Stand seit mehr als 13 Jahren. Insbesondere bei den Ferkeln und den Mastschweinen kam es mit plus 5,8 Prozent beziehungsweise plus 8,1 Prozent zu kräftigen Zunahmen. Da die Zahl der Zuchtsauen gegenüber dem Vorjahr bei 2,5 Millionen Stück stagnierte und längerfristig sogar abnahm, überrascht der kräftige Bestandszuwachs ein wenig.

Eine Erklärung mag sicherlich darin liegen, dass der züchterische Fortschritt und geringere Gesundheitsprobleme die Produktivität der Ferkelerzeugung gesteigert haben. Aber auch die Ferkeleinfuhren aus den Niederlanden und insbesondere aus Dänemark nahmen rasant zu. Nach der von ZMP und Bundesverbraucherschutzministerium neu erstellten Versorgungsbilanz importierte Deutschland 2004 mehr als 3,9 Millionen Ferkel, ein Zuwachs von 5,5 Prozent im Vergleich zu 2003. Und die bisher verfügbaren Daten zum Außenhandel 2005 zeigen, dass von Januar bis Mai im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wohl schon rund 450.000 Tiere mehr eingeführt worden sind.

Kräftiger Zuwachs in Nordrhein-Westfalen

Ein Blick in die regionalen Viehzählungsergebnisse zeigt, dass die Bestandszuwächse gemessen am Bundesdurchschnitt im Süden, Osten und Norden etwas verhaltener ausfielen und die Zuchtsauenbestände beispielsweise in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sogar abnahmen. Deutlich stärker als im Bundesmittel soll dagegen die Schweinehaltung in Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 9,2 Prozent beim Gesamtbestand und 8,3 Prozent bei den Zuchtsauen ausgedehnt worden sein – was allerdings bis zum Vorliegen der endgültigen Ergebnisse mit einem Fragezeichen zu versehen ist.

Unabhängig davon scheint aber klar zu sein, dass die günstigeren ökonomischen Rahmenbedingungen für die Mäster zu einer höheren Schweinefleischerzeugung in diesem Jahr führen werden. wird diese Entwicklung durch die steigenden Importe von Schlachtschweinen, die die Nettoerzeugung erhöhen.

Kahlschlag bei Rindern bleibt aus

Bei den Rindern zeigen die vorläufigen Ergebnisse der Viehzählung vom Mai einen unerwartet schwachen Rückgang des Bestandes, der sogar kleiner ausfiel als in den Vorjahren. In Anbetracht der Agrarreform war allgemein ein stärkerer Abbau der Bestände prognostiziert worden. Die Rindviehherde reduzierte sich binnen Jahresfrist aber lediglich um rund 132.000 Tiere oder ein Prozent auf 13,06 Millionen Stück.

Bei den männlichen Tieren zeigen sich allerdings die erwarteten Folgen der Agrarform: Das Marktangebot war im bisherigen Jahresverlauf meist knapp und die Preise fest. Und der Bestand in der Altersgruppe zwischen 12 und 24 Monaten schrumpfte um 5,2 Prozent auf 1,06 Millionen Bullen und Ochsen, bei den älteren Tieren um 13,3 Prozent auf 107.300 Stück. Männliche Schlachttiere werden deshalb auch zukünftig eher begrenzt verfügbar sein. Bei den weiblichen Tieren sind kleinere Bestände vor allem bei den Nutz- und Zuchtfärsen anzutreffen. Die Milchkuhherde nahm mit einem Minus von 1,1 Prozent auf 4,24 Millionen Stück im Rahmen des üblichen Ausmaßes ab. Bei den Mutter- und Ammenkühen zeigt die Agrarreform bisher noch keine gravierenden Wirkungen: Hier ging der Tierbestand mit einer Rate von 2,4 Prozent auf 649.500 Stück ähnlich stark wie in den Vorjahren zurück.

Wieder mehr Jungvieh gezählt

Überraschend war hingegen die Entwicklung der Jungviehzahlen. Bei den Tieren zwischen sechs und zwölf Monaten setzte sich in Deutschland der Rückgang der letzten Jahre nicht fort. Es gab geringfügig weniger männliche und etwas mehr weibliche Tiere. Bei den jüngeren Kälbern, deren Geschlecht und Nutzungsrichtung nicht erfasst wird, legte der Bestand sogar um 3,3 Prozent zu.

Allerdings weichen die regionalen Ergebnisse stark voneinander ab. Insbesondere in den Veredlungshochburgen Niedersachsen mit plus 5,0 Prozent, Nordrhein-Westfalen mit plus 3,4 Prozent und Bayern mit plus 1,2 Prozent lassen die Viehzählungsergebnisse Schlüsse darauf zu, dass sich die Abnahmerate der Rindfleischproduktion abschwächen könnte.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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