Bell: Preisdruck verhagelt das Geschäft

Anhaltend schwieriges Umfeld

Der führende Schweizer Fleischverarbeiter Bell verzeichnete im ersten Halbjahr 2005 einen Gewinnrückgang. Der Rückgang stammt im Wesentlichen aus dem Geschäftsbereich Geflügel und konnte durch die anderen Bereiche nur bedingt wettgemacht werden.

Der Umsatz liegt bereinigt um den Wegfall des Bereiches Bell Gastro Service mit 696 Mio. CHF um rund 14 Mio. CHF oder 2 % unter Vorjahr. Der Gewinn des ersten Halbjahres liegt mit 11,2 Mio. CHF 29,3 % unter der Vergleichsperiode. Dieser Rückgang stammt dabei im Wesentlichen aus dem Geschäftsbereich Geflügel, welcher im ersten Semester des Vorjahres noch einen deutlichen Gewinnbeitrag erwirtschaftet hatte.

Die Bereiche der Bell Gruppe entwickelten sich wie folgt:

Bei Bell Frischfleisch blieben die Schlachtungen konstant bei rund 42'000 Tonnen. Das gesamte Schlachtaufkommen in der Schweiz nahm leicht zu. Der anhaltende Mangel an Kühen als Folge von Veränderungen in der Milchwirtschaft sorgt für weiterhin sehr hohe Beschaffungspreise beim Kuhfleisch. Die Abwälzung der hohen Preise in der momentanen Konsumstimmung bleibt schwierig. Die Inbetriebnahme des Neubaus in Oensingen verläuft nach Plan. Diese Umstellungsphase führt jedoch zu einem geplanten, vorübergehend höheren Kostenblock. Bell Charcuterie verzeichnet eine konstante Mengenentwicklung. Allerdings stieg der Margendruck aufgrund der im Durchschnitt tieferen Verkaufspreise. Insgesamt entwickelten sich die angestammten Bereiche Frischfleisch und Charcuterie im Rahmen des Vorjahres.

Bell Romandie knüpfte wiederum an die guten Vorjahresresultate an. Das Volumen konnte um 2 % auf 7'000 Tonnen gesteigert werden, und der Ertrag liegt über den Erwartungen.

Der Geflügelmarkt ist wie erwartet immer noch stark geprägt von hohen Lagerbeständen und Überkapazitäten. Bell Geflügel litt zusätzlich unter den Auswirkungen des neuen Importregimes des Bundes, welches in seinem Ausmass deutlich überrascht. Die teilweise Versteigerung von Importgeflügel hat zu einer Entkoppelung der Preisbildung geführt. Die bisherige Entlastung des Inlandgeflügels zu Lasten des Imports fiel weg. Die abrupte Verteuerung der Inlandware bei gleichzeitiger Verbilligung des Importgeflügels brachte das Schweizer Geflügel stark unter Druck. Die Anpassung der Inlandpreise gestaltete sich im Umfeld von zaghaftem Konsum und starkem Konkurrenzdruck als äusserst schwierig. Die Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Geflügelproduktion leidet stark unter den im Vergleich zum Ausland deutlich höheren Futtermittelpreisen. Weitere Futtermittelpreissenkungen sind dringend nötig.

Das neue Importregime wird Auswirkungen auf den gesamten schweizerischen Geflügelmarkt haben, weil die Preise für das Futtergetreide in der Schweiz fast dreimal höher sind als in den EU-Ländern. Die Futterkosten betragen rund 50 % der gesamten Gestehungskosten eines Huhns. Die stetigen Anstrengungen und Investitionen zur Produktivitätsverbesserung auf Stufe Schlachtung und Verarbeitung können diesen Nachteil gegenüber dem Import nicht wettmachen.

Bell Seafood entwickelte sich im ersten Halbjahr erfreulich. Der Umsatz liegt mit 23 Mio. CHF um 20 % über Vorjahr. Die 2004 durchgeführte Reorganisation zeigt Wirkung, die Ertragsentwicklung hat sich deutlich verbessert. Bell Convenience verspürt die Konsolidierung am Markt deutlich. Der Absatz blieb gegenüber dem Vorjahr konstant, die durchschnittlich tieferen Verkaufspreise drücken jedoch auf die Marge. Der Bereich Bell Gastro Service wurde erfolgreich in die transGourmet Schweiz AG ausgegliedert.

Für das zweite Halbjahr 2005 rechnet das Management mit einer Verbesserung der Situation und für das gesamte Geschäftsjahr mit einem operativen Ergebnis von 10 bis 20 % unter Vorjahr sowie mit einem Gesamtergebnis im Rahmen des Vorjahres. Das zweite Halbjahr 2004 war schwächer als das erste. Die Vergleichsbasis im zweiten Halbjahr wird somit tiefer sein als noch im ersten Halbjahr. Beim Geflügel konnten Preiserhöhungen sukzessive umgesetzt werden. Die Umsatz- und Ertragsverbesserung beim Seafood sowie eine stabile Situation bei der Charcuterie stimmen zuversichtlich.

Quelle: Basel [ Thomas Pröller ]

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