Brasiliens Rindfleischexport boomt
Deutsche Lebendviehexporte nach Libanon leiden darunter
Von Januar bis Juni 2005 beliefen sich die Rindfleischausfuhren Brasiliens auf rund 529.000 Tonnen frische und gefrorene Ware, das war gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum eine Zunahme um 32 Prozent. Damit ist die Bedeutung Brasiliens auf den internationalen Rindfleischmärkten weiter gestiegen, nachdem bereits im ersten Halbjahr 2004 mit 401.500 Tonnen rund 35 Prozent mehr Rindfleisch ausgeführt worden war als ein Jahr zuvor.
Mit dem Ende der russischen Einfuhrrestriktionen im April dieses Jahres, die Russland nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brasilien für Rindfleisch verhängt hatte, konnten brasilianische Exporteure dort wieder verstärkt Fuß fassen. Russland ist nun mit einem Anteil von rund 20 Prozent der bedeutendste Abnehmer für Rindfleisch brasilianischer Herkünfte. Die wichtigen Handelspartner in der EU sind für die Brasilianer das Vereinigte Königreich und Italien.
In Deutschland gewinnt der Rindfleischhandel mit Brasilien gleichfalls mehr und mehr an Bedeutung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gelangten in den ersten sechs Monaten des aktuellen Jahres mit rund 9.442 Tonnen cirka 8 Prozent mehr Rindfleisch brasilianischer Herkunft auf den deutschen Markt als ein Jahr zuvor.
Brasilien ist somit der zweitwichtigste Rindfleischlieferant für Deutschland außerhalb der EU. Unangefochten an erster Stelle im Reigen der Drittländer steht weiterhin Argentinien mit einer Exportmenge von rund 16.500 Tonnen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres.
Exporte lebender Rinder sprunghaft angestiegen
Es ist keine Überraschung, dass Brasilien zu den bedeutenden Rindfleischexporteuren zählt. Für Erstaunen vieler Markexperten hat jedoch die Tatsache gesorgt, dass auch die Ausfuhren von lebenden Rindern in den ersten Monaten des aktuellen Jahres sprunghaft angestiegen sind. Hauptabnehmer für lebende Rinder außerhalb Brasiliens ist vor allem der Libanon, wobei es sich in erster Linie um Schlachtrinder handelt. Nach brasilianischen Angaben wurden vom Januar bis zum Juli 2005 fast 44.000 lebende Rinder dorthin verkauft. Noch ein Jahr zuvor belief sich die Zahl der Lebendviehexporte mit diesem Ziel auf lediglich knapp 4.000 Tiere, der Handel wurde somit mehr als verzehnfacht.
Deutsche Lebendviehexporte eingebrochen
Die massiv ausgeweiteten Exporte Brasiliens im Lebendviehbereich ging vor allem zu Lasten deutscher Exporteure: Für das erste Halbjahr 2004 hat das statistische Bundesamt noch rund 57.000 Tiertransporte mit der Destination Libanon ausgewiesen, für das erste Halbjahr 2005 belief sich diese Zahl auf nur noch gut 18.000 Tiere.
Eine Ursache für diese Entwicklung mögen Kostenvorteile für libanesische Importeure sein. Denn mit dem Beginn der Agrarreform in Deutschland und der Umgestaltung der Prämienzahlungen sind die Preise für Schlachtrinder in Deutschland merklich angestiegen. Kosteten Jungbullen der Klasse R3 im ersten Halbjahr 2004 im Durchschnitt noch 2,48 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht, so musste für diese Tiere im Durchschnitt der ersten sechs Monate des aktuellen Jahres 2,95 Euro gezahlt werden.
Quelle: Bonn [ zmp ]