Österreich auf kulinarischem Eroberungszug durch die neuen EU-Staaten
Auch der Lebensmittelexport nach Deutschland steigt im 1. Halbjahr 2005 um 6%
Der Lebensmittelexport Österreichs in die neuen EU-Staaten hat im 1. Halbjahr 2005 laut Statistik Austria im Vergleich zur Vorjahresperiode wertmäßig um 32% zugelegt. Gigantische Steigerungsraten sind dabei in manchen Ländern im Fleisch- und Käsebereich zu verzeichnen. Die Slowenen geben pro Kopf mit Abstand am meisten für Produkte aus Österreich aus. Der Export nach Deutschland legte um 6% im Vergleichszeitraum zu. Der Rindfleischexport konnte dorthin verdoppelt werden.
Nach wie vor positive Handelsbilanz mit den Beitrittstaaten
Obwohl die Importe aus den neuen EU-Staaten vom 1. Halbjahr 2004 auf das 1. Halbjahr 2005 um 43% gestiegen sind, reicht das österreichische Exportvolumen von 32% bei weitem aus, um die Handelsbilanz positiv zu halten. Österreich exportiert in diesem Zeitraum in die neuen EU-Staaten Lebensmittel im Wert von rund 299 Mio. EURO, der Import aus diesen Ländern erfolgte im Wert von 276 Mio. EURO. Die bedeutendsten Warengruppen im Export sind Fleisch (+184%), Milchprodukte ohne Käse (+142%), Käse (+47%), Gemüse (+24%) und Obst (51%). Einzelne Staaten tun sich dabei besonders hervor.
Österreich-Ungarn lebt
Der Handel zwischen Österreich und Ungarn war immer schon rege. Seit dem EU-Beitritt Ungarns allerdings wird das Handelsbilanzdefizit Österreichs mit Ungarn deutlich geringer. Österreich konnte so die Absätze im 1. Halbjahr 2005 um 32% steigern, die Ungarn um 27%. Bei Milchprodukten (ohne Käse) erleben wir mit einem Plus von 400% einen wahren Wachstumsschub österreichischer Produkte in Ungarn. Die Magyaren haben auch um 164% mehr Käse aus Österreich gekauft als noch in der Vorjahresperiode.
Auffallend ist auch die Liebe der Ungarn zu österreichischem Obst, vorzugsweise Äpfeln (+200%). "Gutes Essen und Trinken ist für die Ungarn ein Symbol gehobenen Lebensstandards geworden. Dafür ist man auch bereit, mehr zu investieren, zumal der Wohlstand im Land deutlich steigt. Hinzu kommt, dass sich Österreicher und Ungarn auch geschmacklich bestens ´ergänzen´. So wie wir ungarische Salami lieben, freuen sich unsere Nachbarn über die Vielfalt österreichischer Käsesorten, die innovativen Milchshakes und knackige österreichische Äpfel", erläutert Dr. Stephan MIKINOVIC die Affinität der Ungarn zu Österreich.
Enorme Zuwächse im Fleischexport nach Tschechien und in die Slowakei
Der österreichische Fleischexport nach Tschechien hat um gigantische 485%, der in die Slowakei - allerdings von niedrigem Niveau ausgehend - gar um 750% zugelegt. Weniger erfreulich ist, dass die Wertschöpfung in diesen Bereichen eher unter den Erwartungen bleibt. Davon ist hauptsächlich Schweinefleisch betroffen. Nichtsdestotrotz ist man auch in diesen Ländern bereit, für gute Qualität deutlich über dem Durchschnitt liegende Preise zu bezahlen.
"Die großen mengenmäßigen Exporterfolge können auf drei Gründe zurückgeführt werden. Einerseits gibt es einzelne besonders engagierte österreichische Verarbeitungsbetriebe in Grenznähe, die die nunmehr offenen Grenzen für sich zu nutzen verstanden. Andererseits ist durch den Zusammenschluss in Erzeugerorganisationen Ware in standardisierte Form und in ausreichender Menge vorhanden. Weiters sind wichtige österreichische Handelsketten bereits in den neuen EU-Staaten präsent und bieten auch vermehrt Produkte aus Österreich an", erläutert Dr. Mikinovic.
Partnerschaft mit Slowenien ist am intensivsten
Ein Slowene kauft im Jahr österreichische Lebensmittel im Gegenwert von 58 EURO. Was den Pro-Kopf-Verbrauch betrifft, sind die Slowenen damit die euphorischsten Konsumenten österreichischer Produkte überhaupt. Im Vergleich dazu investiert ein Deutscher lediglich 7 EURO jährlich in österreichische Schmankerln. Absolut gesehen bleibt Deutschland aber mit Abstand unser bedeutendster Abnehmer.
In Slowenien weist österreichisches Fleisch im Vergleichszeitraum eine Steigerungsrate von 107% auf, bei Käse ist der wertmäßige Absatz um 83% gestiegen. Milchprodukte (ohne Käse) schlagen sich mit einem Plus von 76% zu Buche. "Slowenien gehört in der Gruppe der EU-Neulinge zu den finanzkräftigsten Staaten. Die große räumliche Nähe und die ähnliche Mentalität der Menschen diesseits und jenseits der Grenze tragen das ihre dazu bei", ist Dr. Mikinovic überzeugt.
Milchprodukte aus Polen überschwemmen den österreichischen Markt
Der österreichische Handel mit Polen ist sehr verhalten. Die sehr geringen Mengen, die bislang zwischen den beiden Ländern gehandelt wurden, gehen sogar noch zurück. Lediglich eine Warengruppe fällt dabei gänzlich aus der Norm. Der Import polnische Milchprodukte nach Österreich ist um immerhin 413% gestiegen.
Rindfleischexport nach Deutschland verdoppelt
Trotz der schlechten Wirtschaftslage in Deutschland bleiben die Deutschen ihrer Begeisterung für österreichische Lebensmittel treu. Auf bereits sehr hohem Niveau legt österreichischer Käse im Export nach Deutschland um 9% zu, in der Warengruppe Schinken, Wurstwaren, Speck sind das immerhin 25% bei gleichzeitigen Rückgang der Österreichimporte von 18%. Besonders auffällig ist der wertmäßige Anstieg im Rindfleischexport mit Plus 93%. Damit steuert das Volumen die absoluten Spitzenwerte Mitte der 90erJahre an. Ingesamt ist der Export österreichischer Lebensmittelprodukte nach Deutschland um 6% gestiegen.
"Das Erfolgsrezept unserer Produkte in Deutschland bleibt seit Jahren gleich und bewährt sich offenbar auch in schlechteren Zeiten. Konstante hohe Qualität und innovative Produkte engagierter Produzenten haben immer Saison. Besonders die Innovationen im Milch- und Fleischbereich tragen maßgeblich zum Erfolg bei. Im Mozartjahr 2006 beispielsweise lassen sich findige Erzeuger variationsreich auf das österreichspezifische Thema Mozart ein. Hinzu kommt die dauerhafte und konsequente Bearbeitung des Marktes und das sorgsame Eingehen auf die Bedürfnisse des Handels.
Auch das tadellose Image österreichischer Produkte trägt das Seine bei. Natürlichkeit, Kompetenz im Umweltschutz und eine hohe Bio-Präsenz unterstützen diese Entwicklung maßgeblich", erläutert Dr. Stephan MIKINOVIC, GF der AMA Marketing, die Entwicklungen am deutschen Markt im 1. Halbjahr 2005.
Quelle: Wien / Köln [ ama ]