Dumpingpreise und Ekelfleisch - Bundesregierung muss Preiskrieg der Discounter eindämmen
Als Konsequenz aus dem jüngsten Fleischskandal hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von Agrarminister Horst Seehofer gefordert, die Abwärtsspirale bei den Lebensmittelpreisen zu stoppen. Der Verkauf von Produkten unter Einstandspreisen müsse sofort verboten werden. Wenn die verschiedenen Sektoren der Erzeugerkette über das Preisdumping zunehmend unter Druck gerieten, seien weitere Lebensmittelskandale vorprogrammiert. Der Preisdruck im Lebensmittelmarkt senke nicht nur die Standards in Handel und Verkauf, er führe auch zu ökologisch fatalen Produktionsmethoden und zur Massentierhaltung.
Hubert Weiger, agrarpolitischer Sprecher des BUND: "Mehr Kontrolle ist gut, das Ende der Abwärtsspirale bei Lebensmittelpreisen ist besser. Die Discounter nutzen ihre Marktmacht, um den Preisdruck auf die Lebensmittel ständig zu erhöhen. Minderwertiges Fleisch ist das Produkt eines Systems, in dem niedrige Preise die Hauptsache sind und Qualität nur als notwendiges Übel erscheint. Lebensmittel sollte niemand wegschmeißen und ihren Preis keiner drücken dürfen."
Bei Schweinehackfleisch seien die Discounterpreise in den zurückliegenden zwei Jahren zeitweise von 3,56 auf 2,88 Euro pro Kilo gesunken. Der Preis für Rinderhack sei von 3,52 auf 2,90 Euro pro Kilo, für Schweineschnitzel von 6,61 auf 5,77 Euro gedrückt worden. Der Druck der niedrigen Verkaufspreise werde auf die gesamte Lebensmittelbranche übertragen. Ergebnis seien Discounter-Kampfpreise, die den wirklichen Wert der Lebensmittel nicht mehr wiedergeben würden. Dies provoziere kriminelle Energien und öffne krummen Machenschaften Tür und Tor.
Der BUND forderte Landwirtschaftsminister Horst Seehofer auf, die Förderung der regionalen Märkte zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit zu machen. Da die ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft alle Qualitätsstandards und Kontrollen vorbildlich einhalte, müsse die staatliche Unterstützung in diesem Sektor ausgebaut werden. An die Bundesländer appellierte der BUND, alle Pläne zur Kürzung der Förderung für den Ökolandbau aufzugeben.
Gefragt sei auch der Verbraucher. Der Durchschnittsdeutsche gebe heute nur noch 11,7 Prozent seines Haushaltseinkommens für die Ernährung aus. 1962 seien es noch 36,7 Prozent gewesen. Italiener gäben 14,5 und Griechen 15 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus. Die Verbraucher in Deutschland müssten wieder mehr Geld in Qualität investieren. Diese müsse auch klar erkennbar sein.
Quelle: Berlin [ BUND ]