Schnappauf: Behörden greifen durch - Rückrufaktion erweitert

Soko ''Wild'' unter neuer Leitung - "bisher keine Gesundheitsgefahr"

Die bayerischen Behörden greifen nach eigenen Angaben im Wildfleischskandal weiter hart durch; seit 27. Januar Nachmittag sind zwei Betriebsstätten der Passauer Berger-Wild GmbH geschlossen. Dies erklärte Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf heute. Ab sofort dürfen keine Fleischprodukte mehr hergestellt werden. Insgesamt seien sieben Zulassungen aus den Jahren 1995 bis 2002 entzogen worden. Die beiden amtlichen Tierärzte wurden bereits von ihrem Auftrag entbunden. Inzwischen liegen für 53 der 64 aus dem Handel stammenden Tiefkühlproben die sensorischen Gutachten vor. 15 Proben davon sind nicht für den Verzehr geeignet. Zehn Proben sind bisher auch mikrobiologisch untersucht; eine Gesundheitsgefährdung bestand nicht. Jedoch müssen drei weitere Produkte der Fa. Berger Wild als ''nicht für den menschlichen Verzehr geeignet'' zurückgerufen werden. Die am Dienstag (24.1.) eingeleitete Rückrufaktion von verdorbenem Wildfleisch erweitert sich somit auf insgesamt 15 Produktchargen. Weitere Untersuchungen laufen; die Ergebnisse werden laufend bekannt gegeben.

Die Nachverfolgung des Vertriebs der zurückgerufenen Produkte hat bisher folgendes ergeben: Beanstandete Ware wurde in rund 40 Betriebe nach Österreich, Italien und Frankreich und an über 100 Betriebe in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Berlin, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen und ins Saarland vertrieben. Es geht bisher um eine Gesamtmenge von rund 12 Tonnen Fleisch und Fleischprodukte.

Die Soko Wild wird neu strukturiert, da die Leiterin der Sonderkommission Wildfleisch, Frau Regierungsvizepräsidentin Weinl, erkrankt ist. "Die Aufarbeitung des aktuellen Falles, insbesondere die Rückrufaktion erfolgt unter der Leitung des zuständigen Bereichsleiters der Regierung, Abteilungsdirektor Gerhard Stoll. Die Untersuchung der Soko Wild zu den verwaltungsinternen Vorgängen wird in Absprache mit dem Regierungspräsidenten von Niederbayern ab sofort unter Leitung des Vizepräsidenten des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, fortgesetzt", erläuterte der Minister. "Es besteht derzeit kein konkreter Verdacht und es gibt auch keine Vorwegverurteilung. Aber mit der unabhängig agierenden Soko stellen wir sicher, dass die Vorgänge um die Firma Berger und die damit zusammenhängenden Fragen ohne Verzug lückenlos und konsequent aufgeklärt werden", so der Minister weiter. Veterinäre der nachgeordneten Behörden sind nicht in der Soko. Der aktuelle Fall dürfe nicht dazu führen, dass in der Öffentlichkeit alle amtlichen und Amtstierärzte unter eine Art Generalverdacht gestellt werden. Auch deshalb sei eine schnelle Aufklärung der Vorgänge zwingend. Die Sonderkommission durchleuchtet dazu auch, warum Hygienemängel bei der amtlichen Überwachung nicht erkannt wurden, ob es Versäumnisse von Seiten der Veterinärbehörden gab und welche Konsequenzen es für das Kontrollsystem geben muss.

Eingeleitete Sofortmaßnahmen

  • Im Betrieb vorhandenes Fleisch wurde sofort gesperrt.
  • Neun Frischfleischproben wurden direkt im Betrieb gezogen und dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zur Untersuchung zugeleitet. Ergebnis: 6 Proben nicht für den menschlichen Verzehr geeignet (nach sensorischer und mikrobiologischer Begutachtung); davon eine sogar mit Salmonellen; 3 ohne Beanstandungen.
  • In einer landesweiten Sonderaktion am Samstag (21.1.) und Montag (23.1.) wurden von Lebensmittelkontrolleuren 64 Proben im Groß- sowie Einzelhandel genommen und ebenfalls dem LGL zugeleitet. Ergebnis: Bisher (Stand: 27.01.2006; 15.00 Uhr): 53 sensorisch begutachtet; 15 nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Davon 10 mikrobiologisch untersucht; ohne Gesundheitsgefahr.
  • Die amtlichen Tierärzte wurden am 24.1. von ihren Aufgaben entbunden und die Soko ''Wild'' eingesetzt; am 27.1. wurden der Firma die Zulassungen entzogen.
  • Weitere Proben von Produkten der Fa. Berger Wild unter den Handelsnamen ''Hochländer Wild'' und ''Jagdbaron, feine Wildspezialitäten'' werden derzeit ebenfalls untersucht. 
  • Auch Proben aus dem im Kühlhaus gelagerten Waren werden beprobt und am LGL untersucht.

Aktualisierte Rückrufliste:

  1. Hirschrücken ohne Knochen
    (tiefgekühlt, in vakuumverschweißter Kunststofffolie)
    Kennzeichnung: Berger Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, E 10.11491/CC C.E.E.; Verpackungsdatum 24.10.2005, MHD14.10.2007
  2. Wildschweinrücken mit Knochen
    (tiefgekühlt, in vakuumverschweißter Kunststofffolie)
    Kennzeichnung: Berger Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, PL 02210701 EWG, Verpackungsdatum 15.02.2005, MHD 9.8.2006
  3. Fasanenbrustfilet ohne Haut, ohne Knochen
    (tiefgekühlt, in Styroporfoodtrainer mit verschweißter Kunststofffolie)
    Kennzeichnung: Berger Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, UK 5459 EC, Verpackungsdatum 24.01.2005, MHD 24.01.2007
  4. Hasenrücken
    (tiefgekühlt, in Styroporfoodtrainer mit verschweißter Kunststofffolie)
    Kennzeichnung: Berger-Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, D EW 14 EWG, Verpackungsdatum 31.03.2005, MHD 21.03.2007
  5. Hasenkeulen
    (tiefgefroren, in geformtem Foodtrainer, weiß, bunt bedruckte Folie)
    Kennzeichnung: Hergestellt für Berger Wild GmbH, D-94036 Passau, verpackt am
    31.05.2005, MHD 01.06.2007
  6. Wildknochen
    (tiefgefroren, rohe, teilweise angesägte Wirbelknochen)
    Kennzeichnung: Berger Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, PL 02210701 EWG, Verpackungsdatum: 18.10.2005, MHD 11.04.2007
  7. Hasenkeulen
    (tiefgekühlt, in geformtem Foodtrainer, weiß, bunt bedruckte Folie)
    Kennzeichnung: Hergestellt für Berger Wild GmbH, D-94036 Passau, verpackt am 25.04.2005, MHD 26.04.2007
  8. Hasenkeulen
    (tiefgekühlt, in geformtem Foodtrainer, weiß, bunt bedruckte Folie)
    Kennzeichnung: Hergestellt für Berger Wild GmbH, verpackt am 25.05.2005, MHD 26.05.2007
  9. Rehragout mit Knochen
    (tiefgekühlt, in verclipptem Kunststoffbeutel)
    Kennzeichnung: Berger-Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau
    Verpackungsdatum: 7.6.2005, MHD 29.11.2006
  10. Hirschkalbskeule ohne Knochen
    (tiefgekühlt, in vakuumverschweißter Kunststofffolie)
    Kennzeichnung: Berger-Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, D EW 13 EWG, Verpackungsdatum: 21.12.2005, MHD 11.12.2007
  11. Rehkeule, frisch
    (in bunt bedruckter Folie)
    Kennzeichnung: Berger-Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, D EW 13 EWG, MHD 30.01.2006
  12. Fasanenbrust mit Knochen
    (in durchsichtigem, verknotetem Kunststoffbeutel, rechteckige weiße, von einer teilweise bedruckten Schrumpffolie umgebene Kunststoffschale)
    Kennzeichnung: Bergerwild, Berger-Wild GmbH, D-94036 Passau MHD 3.5.2007
  13. Wildgulasch vom Hirsch
    (tiefgekühlt in durchsichtigem verschweißten Kunststoffbeutel)
    Kennzeichnung: Berger-Wild GmbH, Wildbearbeitungsbetriebe, D-94036 Passau, MHD 17.05.2007
  14. Tiefgefrorene Hasen, Hasenkeulen
    Senasan N° 1426/05119/1, Industria Argentina Tapalque, ENV 100805, LOT 000372, VEN 100807, RA 1426, Wildverarbeitungsbetrieb Euro Tapalque S.A., Provincia de Buenos Aires Argentina
  15. Fasan bratfertig
    tiefgekühlt in Styropor-Foodtainer, von Frischhaltefolie umwickelt
    Kennzeichnung: TK Fasan bratfertig, MHD 28.11.2007 Cumbrian Emballe le 30.11.05
    A consommer de 30.11.07, UK 4481 EEC, 16 Westmoor Road Kingstown Industrial Estate
    Carlisle CA 3 OHD

Quelle: München [ stmlu ]

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