Konsumklima: weiter stabil
Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Februar 2006
Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich auf positivem Niveau stabilisiert. Zwei der drei Einzelindikatoren, nämlich die Erwartung an die Konjunktur und die Beurteilung der persönlichen Einkommensentwicklung veränderten sich nur geringfügig. Lediglich der Indikator der Bereitschaft, in näherer Zukunft größere Anschaffungen zu tätigen, konnte das hohe Niveau vom Januar nicht ganz halten. Der Gesamtindikator Konsumklima prognostiziert nach 4,6 Punkten für den Monat Februar einen Wert von 4,8 Punkten für den Monat März.
Trotz der weiterhin gespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der immer noch hohen Energiepreise hat sich die Verbraucherstimmung im Februar weitgehend stabil gehalten. Wie im Januar liegen alle Indikatoren über ihrem langjährigen Durchschnitt von 0 Punkten und vermitteln einen deutlich besseren Eindruck der Verbraucherstimmung als im letzten Quartal 2005. Betrachtet man die Entwicklung der Einzelindikatoren im Ost-West-Vergleich, zeigt sich, dass sich die Bewohner der neuen Bundesländer insgesamt skeptischer als die der alten Bundesländer äußern.
In diesem Monat schlüsselt die GfK die Ergebnisse der Konsumklimastudie nach so genannten Lebenswelten auf. Die Analyse zeigt, dass es weiterhin erhebliche Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Gruppen gibt, die sich nach Lebensphase und wirtschaftlicher Lage unterscheiden (zur Definition der Lebenswelten siehe die Ausführungen zur Studie, Seite 5).
Verbraucherstimmung nach Lebenswelten und Region im Februar 2006
Konjunkturerwartung | Einkommenserwartung | Anschaffungsneigung | ||||
Wert1) | Veränderung Vormonat1) | Wert1) | Veränderung Vormonat1) | Wert1) | Veränderung Vormonat1) | |
Studierende, in Ausbildung Befindliche | 33,2 | +17,1 | 29,6 | -3,8 | 5,7 | -7,8 |
Gehobene soziale Schichten2) | 33,5 | -2,1 | 35,5 | -19,9 | 37,0 | -15,2 |
Mittlere soziale Schichten2) | 18,3 | -4,7 | 11,9 | +18,2 | 13,2 | -6,8 |
Einfache Lebenslage2) | 24,0 | +9,1 | 16,7 | +3,4 | 6,7 | -12,1 |
Ältere Männer und Frauen im Ruhestand | 14,4 | -7,6 | -45,3 | -3,5 | 0,2 | -3,8 |
Alte Bundesländer | 24,5 | +0,3 | 5,7 | -3,6 | 16,0 | -6,2 |
Neue Bundesländer | 13,7 | -6,5 | -6,6 | +2,9 | -3,4 | -16,6 |
Gesamtheit | 22,3 | -1,2 | 3,2 | -1,3 | 11,9 | -8,4 |
1) Indikatorpunkte. 0 ist der langjährige Durchschnittswert für alle Befragten. 2) Phase des Erwerbslebens
Konjunkturerwartung: stabil und weiterhin deutlich über langjährigem Durchschnitt
Der Indikator Konjunkturerwartung blieb im Vergleich zum Vormonat – mit einer Verringerung um 1,2 Punkten auf einen Wert von 22,3 Punkten – im Großen und Ganzen stabil. Er liegt mehr als 35 Punkte über dem Wert der entsprechenden Vorjahresperiode.
Es sind allein die Bewohner der neuen Bundesländer, die die konjunkturelle Situation skeptischer beurteilen als im Vormonat. Betrachtet man die Veränderung der Konjunkturerwartung getrennt nach Lebenswelten, dann zeigt sich, dass sich einerseits Auszubildende und Studenten und andererseits Männer und Frauen in einfacher Lebenslage im Vergleich zum Vormonat positiver äußern, während Verbraucher in gehobener und mittlerer sozialer Lebenslage sowie Personen, die nicht mehr im Berufsleben stehen, wieder skeptischer reagieren.
Sowohl insgesamt wie nach einzelnen Lebenswelten aufgeschlüsselt liegt der Indikatorwert der Konjunkturerwartung jedoch seit drei Monaten deutlich im positiven Wertebereich und damit eindeutig über dem langjährigen Durchschnittswert. Es sieht so aus, als habe der so genannte „Merkelfaktor“ in Kombination mit der positiven Beurteilung der Wirtschaftsentwicklung durch die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wirkung auch beim Verbraucher nicht verfehlt.
Die Einschätzung der Konjunkturentwicklung durch die deutschen Verbraucher stimmt in erstaunlichem Maß mit den Urteilen der Finanzanalysten (ZEW) überein. Auch diese beurteilen – nach sehr positiven Einschätzungen in den Vormonaten – im Februar die Konjunkturaussichten in Deutschland nur geringfügig vorsichtiger.
Einkommenserwartung: in der Tendenz positiv
Der Indikator Einkommenserwartung verringerte sich ebenfalls leicht um 1,3 Punkte auf einen Wert von 3,2. Die Unterschiede in den Einschätzungen der Verbraucher in den alten Bundesländern (leicht negativ) und der in den neuen Bundesländern (leicht positiv) sind eher moderat.
Nach Lebenswelten aufgeschlüsselt zeigt sich, dass die verschiedenen sozialen Gruppen ihre persönlichen finanziellen Aussichten sehr unterschiedlich beurteilen. Überraschenderweise sind es die Angehörigen der gehobenen Lebenslage, die – nach einer sehr positiven Beurteilung im Vormonat – sich im Februar besonders negativ äußerten. Dagegen schätzen die Verbraucher in mittlerer Lebenslage die Chancen ihrer persönlichen Einkommensentwicklung deutlich positiver als im Vormonat ein – und dies zum zweiten Mal in Folge.
Insgesamt und für das Gros der Angehörigen der verschiedenen Lebenswelten gilt, dass der Indikatorwert positiv ist und den langjährigen Durchschnittswert von 0 übertrifft. Einzige Ausnahme sind Männer und Frauen, die nicht mehr im Erwerbsleben stehen. Der Indikatorwert bei dieser sozialen Gruppe ist mit einem Minus von 45,3 extrem niedrig. Die – schon seit langem – sehr negativen Indikatorwerte in dieser Gruppe sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie sich als die wirklich Benachteiligten in Deutschland sehen.
Seit Jahren zeichnete sich der Indikator, der die Erwartung an die persönliche Einkommensentwicklung erfasst, durch ein stetiges Auf und Ab aus. Seit Mitte des letzten Jahres hat sich der Indikator – trotz des Zickzackkurses – tendenziell nach oben entwickelt. Offensichtlich haben sich viele der Verbraucher mit dem Risiko der Energiepreisentwicklung, der Aussicht auf Einkommenseinschnitte durch die Mehrwertsteuererhöhung 2007 und dem zukünftig restriktiveren Umgang mit der Pendlerpauschale abgefunden. Entsprechend deutet die derzeit insgesamt positive Tendenz in der Entwicklung des Indikators darauf hin, dass die Verbraucher grundsätzlich optimistischer gestimmt sind.
Anschaffungsneigung: leichter Rückschritt auf hohem Niveau
Nachdem im Januar die Bereitschaft, in naher Zukunft größere Anschaffungen zu tätigen, mit einem Plus von mehr als 18 Punkten unter allen Indikatoren am deutlichsten zugenommen hatte, verliert genau dieser Indikator im Februar wieder etwas an Wert: mit einem Minus von 8,4 Punkten fällt er auf einen Wert von 11,9. Der weiterhin positive Wert liegt 24 Punkte über dem der entsprechenden Vorjahresperiode. Die Konsumzurückhaltung verstärkt sich sowohl in den alten wie in den neuen Bundesländern – im Osten der Republik jedoch deutlich stärker als im Westen.
Die nach Lebenswelten differenzierte Analyse zeigt, dass die Neigung, größere Anschaffungen zu tätigen, in allen gesellschaftlichen Gruppen gesunken ist. Insgesamt sind die Indikatorwerte durchweg – und bereits zum zweiten Mal in Folge – positiv.
Die Verbraucher äußern sich insgesamt nicht mehr ganz so optimistisch wie im Januar. Dennoch legt die überaus positive Entwicklung der Anschaffungsneigung in den letzten Monaten den Schluss nahe, dass sich die grundsätzliche Bereitschaft, größere Anschaffungen zu tätigen, allmählich verbessert. Dabei spielen – neben bisher wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit in den letzten Jahren aufgeschobene Anschaffungen – sicher auch geplante Käufe eine Rolle, die im Zusammenhang mit der Fußball-WM stehen. Auch größere Anschaffungen, die getätigt werden, um der ab 2007 erhöhten Mehrwertsteuer zu entgehen, stehen möglicherweise an.
Konsumklima: Erholung setzt sich fort
Trotz des leichten Rückgangs der Einzelindikatoren Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie Anschaffungsneigung setzt das Konsumklima seine Aufwärtsentwicklung fort. Nach 4,6 Punkten für Februar prognostiziert der Gesamtindikator für den Monat März einen Wert von 4,8 Punkten.
Insgesamt ist die Stimmung der deutschen Verbraucher derzeit so stabil wie seit Jahren nicht mehr. Mehr Verbraucher als zuvor glauben, dass die deutsche Wirtschaft gute Chancen hat, sich zu erholen. Die nahende Fußball-Weltmeisterschaft dürfte durchaus zu dieser Verbesserung beitragen. Und nach Ansicht von Wirtschaftsexperten wird dieses Ereignis für sich genommen insgesamt bis zu 0,5 Prozent zum Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes beitragen.
Dennoch darf man die Risikofaktoren, die dem Stimmungsaufschwung ein jähes Ende bereiten könnten, nicht übersehen. Die nach wie vor kritischste Größe ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Erst wenn die Zeichen sich mehren, dass die Zahl der Arbeitslosen deutlich abnimmt, wird sich der Stimmungsaufschwung stabilisieren. Hier sind sich jedoch alle Wirtschaftsexperten einig, dass dies noch lange nicht in Sicht ist. Zusammen mit einer möglicherweise wachsenden finanziellen Belastung durch erneut steigende Energiepreise, die Mehrwertsteuererhöhung und den veränderten Umgang mit der Pendlerpauschale könnte dies auch wieder zu einem merklichen Stimmungsabschwung führen. Die derzeit aufflammenden Konflikte und Krisen in den Ländern des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens und – last but not least – die empfundene Bedrohung durch die Vogelgrippe könnten ihr Übriges dazu beitragen.
Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte.
Quelle: Nürnberg [ gfk ]