Deutsche Finanzämter kontrollieren intensiver und häufiger
Repräsentative-Steuerberater-Umfrage von 'Capital'
Angesichts leerer öffentlicher Kassen verstärken die deutschen Finanzämter ihre Kontrollen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.000 Steuerberatern, die das Forsa-Institut im Auftrag des Wirtschaftsmagazins 'Capital' (Ausgabe 6/2006, EVT 2. März) durchgeführt hat. So konstatieren 69 Prozent der befragten Steuerberater verschärfte Kontrollen der Steuererklärungen.
Gerade im Süden Deutschlands, dem in der Vergangenheit oft ein Steuerzahler freundlicheres Klima bescheinigt wurde, dreht jetzt offenbar der Wind. "In Bayern und Baden-Württemberg liegt die Zahl der Berater, die von einer erhöhten Kontrolltätigkeit sprechen, über dem Durchschnitt", erläutert Forsa-Chef Manfred Güllner gegenüber 'Capital'. Und die jetzt beobachteten Tendenzen scheinen erst der Anfang zu sein: Mehr als drei Viertel aller deutschen Steuerberater (78 Prozent) erwarten, dass die Finanzämter ihre Kontrollen künftig noch weiter forcieren.
Der Umfrage zufolge gibt es bei den verschärften Aktivitäten der Finanzämter klare Schwerpunkte. Dies trifft vor allem die gemeldeten Zinseinnahmen und die Angaben zum häuslichen Arbeitszimmer. Weit vorn auf der Prioritätenliste der vermehrten Kontrollen stehen auch die Herkunft des investierten Kapitals und die Spekulationsgewinne sowie Auslandskonten. Mehr als 40 Prozent der Befragten registrieren mit Blick auf das 2005 eingeführte Kontenabrufverfahren eine verstärkte Kontrolltätigkeit.
Die Einkünfte und Betriebsausgaben von Selbstständigen sind der 'Capital'-Steuerberater-Umfrage zufolge ebenfalls vermehrt Anlass für Kontrollen. Als besonders kritische Prüfer erwiesen sich die Finanzämter bei betrieblich genutzten Pkw, Umsatzsteuererklärungen und Arbeitsverträgen mit Verwandten. Die Bewirtung von Geschäftspartnern führte eher selten zu intensiveren Kontrollen.
Quelle: Köln [ G+J ]