Fruchtsaftindustrie startet Preisoffensive
"Hohe Qualität der Produkte fordert adäquaten Preis" lautete das Motto der Mitgliederversammlung der deutschen Fruchtsaftindustrie in diesem Jahr. Der VdF Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e. V. startete diese Preisoffensive am 24. Mai 2006 in Bremen. Steigende Produktionskosten und steigende Aufwendungen für die Erhaltung der Qualität auf der einen Seite, nichtadäquate Verbraucherpreise auf der anderen Seite charakterisieren die angespannte Situation der Branche. Sinkende Verbrauchszahlen erschweren zusätzlich die Lage. Mit der Preisoffensive verfolgt die Fruchtsaftindustrie das Ziel, für den hohen Qualitätsstandard ihrer Produkte einen adäquaten Preis am Markt zu erzielen.
Seit Jahren stehen die deutschen Fruchtsafthersteller vor dem Problem, dass sich der tatsächliche Aufwand für die Produktion der Säfte nicht im Preis widerspiegelt. Mit der Preisoffensive sucht die Branche nun einen Weg aus diesem Dilemma. "Wir wollen mit dieser Initiative die Sensibilität für Qualitätsprodukte fördern," erläutert der Präsident des VdF, Franz Einsiedler, das Engagement des Verbandes. "Nur so kann es gelingen, die Kosten-Erlös-Situation in der deutschen Fruchtsaftindustrie wieder ins Gleichgewicht zu bringen und den hohen Qualitätsstandard unserer Produkte aufrecht zu erhalten", so Einsiedler weiter. Gleichzeitig geht es darum, den rund 7.500 Beschäftigten in 429 Unternehmen der mittelständisch geprägten Branche einen sicheren Arbeitsplatz zu gewährleisten.
Kostendruck bereitet der Branche Sorge
Der zunehmende Druck bei Personal-, Energie-, Transport- und Rohstoffkosten macht den Fruchtsaftherstellern das Leben schwer. Insbesondere seit Herbst 2005 hat sich die Situation beim Import von Orangensaftkonzentrat aus Brasilien zugespitzt. Hier haben Steigerungsraten von etwa 100 Prozent zu einer bislang nicht gekannten Kostenexplosion beigetragen. Wollte man diese auffangen, müssten die Preise je Liter Orangensaft um 0,16 bis 0,18 EUR steigen. Wenn man alle Kostenfaktoren zugrunde legt, wäre eine Preiserhöhung von ca. 0,20 EUR je Liter Orangensaft unumgänglich.
Doch die Verbraucherpreise decken die Kosten für Rohstoffe und Qualitätsproduktion nicht ab. Vor allem über den zunehmenden Absatz im Discountbereich werden Fruchtsäfte und -nektare zu immer niedrigeren Preisen angeboten. "Doch Qualität hat einfach ihren Preis", erklärt Einsiedler, "und genau hier setzt unsere Preisoffensive an. Erklärtes Ziel der Branche ist es, für die hohe Qualität entsprechende Preise durchzusetzen, um die Qualitätsstandards in der Fruchtsaftherstellung in jedem Fall erhalten zu können".
Entwicklung der Fruchtsaftindustrie rückläufig
Der Umsatz der Fruchtsaftindustrie belief sich 2005 auf 3.404,8 Millionen EUR. Das entspricht einem Rückgang von 1,1 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Konsum von Fruchtsaft ist leicht rückläufig. So hat jeder Bundesbürger 2005 knapp 0,9 Liter Fruchtsaft weniger getrunken als im Vorjahr. Gleichwohl sind die Deutschen mit 39,8 Litern weiterhin Weltmeister im Pro-Kopf-Konsum von Fruchtsäften und -nektaren. Dabei rangiert Apfelsaft mit 12,4 Litern an der Spitze, gefolgt von Orangensaft mit 8,9 Liter.
Hoffnungssektor Produktinnovationen
Fruchtsaft genießt ein uneingeschränkt positives Image. Seine Bedeutung als Baustein einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist unangefochten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) betrachtet Fruchtsaft nicht als ein Getränk unter vielen, sondern stuft Fruchtsaft als pflanzliches Lebensmittel ein. Damit wird ein Glas Fruchtsaft als genauso wertvoll angesehen wie eine Portion Obst oder Gemüse. Dies ist die ideale Voraussetzung, um den klassischen Fruchtsaft als Basis für innovative fruchthaltige Produkte mit Zusatznutzen einzusetzen. Fruchtsäfte mit Vitamin-, Mineralstoff- oder Ballaststoffergänzungen liegen bereist heute im Trend. Für sie sind die Verbraucher auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Die Innovationsfähigkeit der Branche ist noch lange nicht ausgeschöpft und gibt der gesamten Fruchtsaftindustrie Anlass, trotz der schwierigen Situation positiv in die Zukunft zu schauen.
Quelle: Bremen [ VdF ]