"Bio darf nicht ohne Bauern boomen"
DBV-Ökobeauftragter von Bassewitz im Interview
Die Nachfrage nach Bioprodukten ist so groß wie nie zuvor. Immer mehr Discounter listen Bioprodukte in Ihren Regalen. Momentan kann die heimische Erzeugung von Bioprodukten mit der steigenden Nachfrage nicht mithalten. In der Folge weichen die Discounter zunehmend auf Importe aus. Der Marktzuwachs werde fast ausschließlich über den Import gedeckt und nicht über die heimischen Produkte, zeigte der Vorsitzende des Fachausschusses Ökologischer Landbau des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Heinrich Graf von Bassewitz, im Interview mit der Deutschen Bauern Korrespondenz (dbk) auf.
Während im Jahr 2005 der Umsatz mit Bioprodukten in Deutschland um rund 15 Prozent gestiegen ist, ist die Zahl der deutschen Biobetriebe um lediglich 2,5 Prozent, die zertifizierte Bio-Anbaufläche in Deutschland nur um 5,1 Prozent gewachsen. Die deutschen Landwirte würden also nur in begrenztem Maße vom derzeitigen Bioboom profitieren, bemängelte von Bassewitz. Hauptursachen für die zögerliche, nicht marktgerechte Ausdehnung des heimischen Bioanbaus sind die nach wie vor zu geringen Erzeugerpreise sowie die politisch unsichere und ab 2007 flächendeckend sinkende Förderung des Öko-Landbaus in Kombination mit den in Deutschland zu hohen Kostenstrukturen.
Der Ökolandbau ist laut Bassewitz daher auch auf Produktivitätsfortschritte angewiesen, die bei gleich bleibend hohen Standards eine effizientere Produktion ermöglichen. Staatliche Impulse für mehr gezielte Ökoforschung seien daher notwendig. Seit langem setze sich der DBV-Fachausschuss für mehr Forschung im Ökobereich ein. Innovative Techniken und besser geeignetes Saatgut seien dringend nötig, um die Ertrags- und Kostenunterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Produktion nicht weiter zu erhöhen. Verbesserte Marktchancen für die heimischen Bauern sieht von Bassewitz in der Kennzeichnung heimischer Produkte. Die Mehrheit der Verbraucher vertraue auf die Qualität deutscher und regionaler Erzeugnisse und frage diese nach. Deshalb müsse das deutsche Biosiegel um eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung ergänzt werden, unterstrich Bassewitz erneut die Forderung des DBV. Mit der heimischen Herkunft der Bioprodukte sei man im globalisierten Markt besser aufgestellt und könne der Austauschbarkeit in den Regalen der Discounter Paroli bieten.
Das vollständige Interview können sie in der Juli-Ausgabe der Deutschen Bauern Korrespondenz nachlesen oder im Internet unter http://www.bauernverband.net/.
Quelle: Berlin [ dbv ]