Sorgen um die Rentabilität am Schweinemarkt
Für die Mäster in der EU hängt viel vom Export ab
Über weite Strecken des Jahres 2006 konnten sich die EU-Schweinemäster über steigende Preise freuen. Ende August wurde mit 1,65 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht der höchste Preis seit fünf Jahren festgestellt. Doch ausgehend von Spanien und Deutschland kam es in den vergangenen zwei Monaten zu einer deutlichen Korrektur der Preise nach unten. Im Prognoseausschuss der EU-Kommission wurde deshalb die Befürchtung laut, dass die Rentabilität bei steigenden Futter- und Energiepreisen leiden könnte.
Größeres Angebot an Schlachtschweinen
Die EU-Kommission schätzt die EU-Schweineerzeugung für das Jahr 2006 auf 240,7 Millionen Tiere oder 21,2 Millionen Tonnen Schweinefleisch. Für Deutschland wird ein Anstieg der Erzeugung um 0,7 Prozent oder 350.000 Tieren unterstellt. Ein Blick in die Schlachtstatistik zeigt jedoch, dass dies deutlich zu wenig ist. Die ZMP schätzt den Zuwachs hierzulande auf 2,9 Prozent und in der Folge die EU-Erzeugung auf rund 242 Millionen Tiere oder 21,3 Millionen Tonnen, das wäre gut ein Prozent mehr als im Vorjahr. Auch in Polen, Slowenien und Spanien dürfte die Produktion überdurchschnittlich wachsen.
Eher bescheiden wird der Zuwachs im laufenden Jahr in Dänemark, Italien, Österreich und in den Niederlanden ausfallen. In den osteuropäischen Ländern Tschechien, Ungarn und Slowakei sowie in Belgien und Frankreich ist 2006 dagegen abermals mit einer rückläufigen Erzeugung zu rechnen.
Exporte nach Russland steigen
Der Schweinefleischverbrauch in der EU dürfte dieses Jahr nahe am Niveau des Vorjahres liegen und nur in bescheidenem Maße steigen. Die Geflügelpest hat nach Auskunft der Experten im Prognoseausschuss allenfalls leichte Impulse für das Konkurrenzprodukt gebracht. Lediglich in Polen steigt der Pro-Kopf-Verbrauch merklich.
Die höhere EU-Erzeugung muss demnach auch auf Drittlandsmärkten platziert werden. Dies ist im ersten Halbjahr zufriedenstellend gelungen. Nach Japan konnte zwar nicht so viel Schweinefleisch exportiert werden wie zuvor, doch stattdessen stiegen die Ausfuhren nach Russland merklich, da Europa von den Importrestriktionen gegen Brasilien profitierte. Im ersten Halbjahr wurden aus der Gemeinschaft knapp 960.000 Tonnen Schweinefleisch exportiert, rund ein Drittel davon ging nach Russland.
EU-Erzeugung wächst 2007 weiter
Die Prognose der EU-Kommission für 2007 beschränkte sich auf das erste Halbjahr 2007. Zusammengefasst ist mit einem leichten Anstieg der Erzeugung in diesem Zeitraum gegenüber den ersten sechs Monaten 2006 von bis zu einem Prozent zu rechnen.
In Polen dürfte die Erzeugung noch bis Mitte des kommenden Jahres spürbar wachsen, danach deutet die rückläufige Zahl der belegten Sauen auf eine Trendwende hin. In Großbritannien, wo die Schweineproduktion in der Vergangenheit massiv eingeschränkt worden war, rechnen britische Experten 2007 mit einem Zuwachs von fünf Prozent. In Deutschland und Italien ist ein Plus zwischen einem und zwei Prozent zu erwarten, in den Niederlanden und Österreich dürfte es etwas geringer sein.
Dänemark und Belgien gehen von einer relativ stabile Erzeugung im ersten Halbjahr 2007 aus, während sie in Frankreich, Spanien, Tschechien und Ungarn leicht eingeschränkt wird.
Sorgen um die Rentabilität
Vielleicht nicht ganz unbegründete Sorgen wurden im Ausschuss hinsichtlich der Rentabilität der Schweinemast geäußert. Tatsache ist, dass die Futterkosten erheblich gestiegen sind. In einigen Mitgliedstaaten hat sich der Weizenpreis um 50 Prozent erhöht, und auch die Preise für andere Getreidearten bewegen sich über dem Vorjahresniveau.
Hinzu kommt, dass Energie deutlich teurer geworden ist. Unter diesen Voraussetzungen könnten die Produktionskosten 2007 um bis zu zehn Cent je Kilogramm über dem Niveau des Jahres 2006 liegen. Auf der anderen Seite wird von einigen Mitgliedstaaten befürchtet, dass sich der Erzeugerpreis für Schlachtschweine abschwächen könnte. Insbesondere Dänemark, die Niederlande, Frankreich und Deutschland sehen den Schweinepreis im nächsten Jahr unter dem Niveau des Jahres 2006 und befürchten einen Abschlag von rund fünf Prozent. Stabile bis leicht steigende Preise werden dagegen in Italien, Irland, dem Vereinigten Köngreich und Spanien erwartet.
Entscheidenden Einfluss auf die Preisentwicklung werden die Exportmöglichkeiten haben. Sollte Russland sein Embargo gegen brasilianische Herkünfte lockern, würde dies die Absatzmöglichkeiten für die EU einschränken, und die Preise könnten wie skizziert nachgeben. Auf der anderen Seite importiert Rumänien bislang 60.000 Tonnen Schweinefleisch aus Nordamerika, die nach dem EU-Beitritt 2007 durch EU-Herkünfte ersetzt werden könnten. Und auch für die weltweite Nachfrage nach Schweinefleisch sehen die Prognosen einen weiteren Anstieg voraus, so dass Absatzpotenzial bestehen sollte. Es gibt also durchaus auch Faktoren, die nächstes Jahr die Preise stützen können.
Quelle: Bonn [ zmp ]