Staatlich geregelte Kost löst nicht das Problem Übergewicht
Lebensmittelwirtschaft zur Europäischen Ministerkonferenz der WHO
Die Europäische Ministerkonferenz der WHO hat in Istanbul eine "European Charter on Counteracting Obesity" zur Bekämpfung der Adipositas verabschiedet. Die deutsche Lebensmittelwirtschaft begrüßt, dass das Thema in Europa einen hohen politischen Stellenwert einnimmt.
Mit Zurückhaltung hat sie aufgenommen, dass die Lösung des Problems des Übergewichts schwerpunktmäßig im Bereich der Produktzusammensetzung, Vermarktung, Steuern und Subventionen gesucht wird. Dabei sollen staatliche, regulative Maßnahmen eingesetzt werden. "Eine staatlich geregelte Kost löst aber nicht das Problem Übergewicht", kommentiert Prof. Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL) die Ansätze der WHO. "Denn Übergewicht ist die Folge von Bewegungsarmut und einer nicht angepassten Ernährung auf der Basis einer genetischen Veranlagung. Nachhaltige Lösungen müssen bereits im Vorschulalter beginnen und auf das Erlernen eines gesunden Lebensstils abzielen", so Horst.
Horst teilt die von einigen Mitgliedstaaten – so auch der Bundesregierung – in Istanbul vertretende Auffassung, dass jede erfolgreiche Bekämpfung von Übergewicht auf die nationalen Gegebenheiten abgestellt sein muss. Er erklärt, dass beispielsweise Deutschland mit günstigen Preisen für Lebensmittel vorne an läge, auch Obst und Gemüse seien preisgünstig und breit verfügbar. "Deutschland braucht keine gesetzliche Bevormundung, sondern Konzepte zum Erlernen von Kompetenzen und zur Stärkung der Eigenverantwortung – von früher Kindheit an", so Horst. "Das Problem "zu viel Essen – zu wenig Bewegung" ist nicht via Verordnung zu lösen."
So distanzierte sich auch die Bundesregierung auf dem Kongress "Lebensmittel & Ernährung der Zukunft – Produkte • Verbraucher • Märkte" Anfang November 2006 in Berlin von restriktiven, bevormundenden Ansätzen.
Welcher ist der zielführende Weg? Als herausragende Public-Private-Partnership-Initiative wird sich auch die Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb) in Istanbul vorstellen. Peb bündelt lokale und regionale Kräfte aus Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Eltern und Erzieher. Multidisziplinär werden für Kinder und Erzieher Projekte erarbeitet und vernetzt, die helfen, von Klein auf den Weg für einen gesunden Lebensstil zu bereiten. "Bündelung" und "Vernetzung" sind wegweisend, so auch die Teilnehmer der Ministerkonferenz. In Deutschland ist die Lebensmittelwirtschaft ein wichtiger Partner von peb.
Darüber hinaus engagiert sich die Lebensmittelwirtschaft mit der Förderung zahlreicher Initiativen und Publikationen, die zur Bewegung motivieren und über ausgewogene Ernährung informieren und anleiten. Eine Übersicht dazu zeigt die aktuelle Publikation des BLL mit dem Titel "Ernährung und Bewegung: Medien und Initiativen der Lebensmittelwirtschaft – für einen gesunden Lebensstil", einzusehen auf der Website des BLL www.bll.de.
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL)
Der BLL ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette – Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und angrenzende Gebiete – an.
Quelle: Berlin [ bll ]