Fleisch wird in Russland zu Mangelware - "Wedomosti"

ie russische Agraraufsicht hat sich mit der EU noch nicht über die Lebensmittelsicherheit bei Fleischprodukten geeinigt. Nicht ganz aufgehoben ist das Verbot der Fleischeinfuhren aus Brasilien. Dennoch wird das Fleisch inzwischen zu einer Mangelware in Russland, schreibt die Zeitung "Wedomosti" am Dienstag.

Die Russen verzehren heute mehr Fleisch, als die einheimischen Produzenten anbieten können. Die Fleischimporte mit eingerechnet, bleibt das Angebot und die Nachfrage nicht ausgewogen. Ernährungswissenschaftler behaupten, dass der Mensch jährlich 75 bis 80 Kilogramm Fleisch essen soll, die russischen Bürger jedoch verzehren im Durchschnitt weniger.

Nach Expertenschätzungen beträgt der Anteil des Verbrauchs von importierten Fleischerzeugnissen in Russland 30 bis 33 Prozent. Ein beträchtlicher Produktionszuwachs ist dabei in der nächsten Zeit nicht zu erwarten.

So ist zum Beispiel bei einem der nationalen Vorrangsprojekten, das der Entwicklung der Agrarindustrie gewidmet ist, lediglich eine Stabilisierung des Rinderbestandes vorgesehen, der sich derzeit reduziert. Der Zuwachs in der Fleischproduktion nach der Realisierung des Projektes soll 7 Prozent in zwei Jahren betragen, und zwar durch die Gründung von neuen Schweinefarmen. Der Verbrauch wird jedoch schneller wachsen: Heute kommt auf den Tisch der Russen etwa 7,5 bis 8 Millionen Tonnen Fleisch jährlich, in zwei Jahren wird jedoch die Nachfrage nach Expertenschätzungen 10 bis 11 Millionen Tonnen betragen.

Bei einem Fleischmangel kann jede Verringerung der Fleischimporte zu einem Preisanstieg führen. Nach Angaben der russischen Agraraufsichtsbehörde entfallen auf die EU-Länder 40 Prozent des importierten Schweinefleisches, 14 Prozent des Rindfleisches und 12 Prozent des Geflügels. Nicht ausgeräumt sind auch Probleme mit Fleisch aus Brasilien. Auf das Land entfallen 40 Prozent des importierten Rindfleisches, 35 Prozent des Schweinefleisches und 15 Prozent des Geflügels. Die russische Agraraufsicht hatte die Fleischeinfuhr aus Brasilien wegen der Vorfälle der Maul- und Klauenseuche in dortigen Viehbeständen vollständig verboten, und erst vor kurzem das Verbot lediglich für thermisch behandelte Erzeugnisse aufgehoben.

Je länger aber die Regelung von veterinären und politischen Streitigkeiten dauert, desto höher wird der Endpreis für Fleischerzeugnisse innerhalb Russlands sein und desto akuter wird der Fleischmangel in den russischen Haushalten. Allerdings wird es angenommen, dass die Quoten und Verbote für die einheimischen Produzenten von Vorteil sind.

Doch die Probleme mit den Importen beeinflussen keinesfalls die Lage in der einheimischen Fleischproduktion. Einige Fleischsorten, die aus Europa kommen, werden in Russland überhaupt nicht produziert, genau so wie eine Vielzahl von fertigen Fleischerzeugnissen.

Doch erstaunlich ist, dass bei allen Schutzmaßnahmen, die bis 2009 und auch sogar nach dem WTO-Beitritt Russlands gelten werden, die Entwicklung der Fleischproduktion im Inland kaum gefördert wird. Intensiv entwickelt sich nur die Verarbeitung (in der Regel des importierten Fleisches), die den Investoren zusätzliche Renditen verspricht.

Quelle: Moskau [ RIA Novosti ]

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