Steigende Preise für Rindfleisch aus Brasilien
Expansion der Erzeugung stößt an Grenzen – Konkurrenz mit Biosprit
Brasiliens dürfte seine Rolle als weltgrößtes Erzeuger- und Exportland von Rindfleisch weiter ausbauen. Allerdings hemmen Handelsrestriktionen und der hohe Flächenbedarf für die Ethanolproduktion den Zuwachs.
2006 exportierten Brasiliens Rindfleischvermarkter nach Angaben der brasilianischen Exportvereinigung SECEX 2,4 Millionen Tonnen Rindfleisch, 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 2007 erwarten US-Experten einen weiteren Anstieg um sechs Prozent, Brasiliens Exporteure selbst rechnen mit einem Plus von neun Prozent auf 2,6 Millionen Tonnen. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres erhöhten sich die Rindfleischausfuhren bereits um über 40 Prozent; dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Jahr zuvor Handelsbeschränkungen wegen der Maul- und Klauenseuche bestanden.
Die Exportvereinigung ABIEC prognostiziert für das laufende Jahr zehn bis zwölf Prozent höhere Exportpreise, so dass der Umsatz um bis zu 20 Prozent steigen könnte. Mit besseren Absatzchancen rechnet man in Russland, der EU und neuen Abnehmerländern. Allein im vergangenen Jahr konnten die Rindfleischlieferungen nach Russland um acht Prozent auf 320.000 Tonnen ausgebaut werden. Hingegen dürften die Lieferungen nach Bulgarien und Rumänien aufgrund der hohen EU-Einfuhrzölle deutlich geringer ausfallen.
Das Geschäft mit lebenden Rindern bauen die brasilianischen Exporteure stark aus, seit dieser Markt für Anbieter aus der EU aufgrund des Wegfalls von Exporterstattungen nicht mehr attraktiv ist. 2006 wurden 245.000 Tiere auf die dreiwöchige Reise in den Libanon geschickt. 2005 waren es erst 110.000 Rinder gewesen. Der Exporterlös erhöhte sich 2006 um 24 US-Dollar auf 294 US-Dollar je Tier.
Unbeschränkt expandieren kann die brasilianische Fleischwirtschaft allerdings nicht. Die Exporteure haben immer wieder mit Handelsrestriktionen wegen aufflackernder Tierseuchen wie beispielsweise der Maul- und Klauenseuche zu kämpfen. In fast 40 von 130 Abnehmerländern gab es zuletzt Handelsbeschränkungen. Hauptabnehmer Russland bemüht sich inzwischen um Alternativen in Uruguay, Paraguay, Mexiko und Kolumbien.
Konkurrenz erwächst den brasilianischen Rinderhaltern auch im eigenen Land, denn die boomende Ethanolindustrie benötigt immer mehr Flächen für den Anbau von Zuckerrohr. Bereits die Hälfte des Benzinverbrauchs in Brasilien kommt aus den eigenen Zuckerrohrplantagen. Bis 2030 will Brasilien der größte Treibstofflieferant der Welt werden. Das treibt die Preise für Grund und Boden hoch. Die Rinderhaltung verlagert sich deshalb immer mehr vom Westen und Süden in den Norden des Landes, wo die Pachtpreise am niedrigsten sind. Dies wiederum stellt die Verarbeitungszentren im Süden vor neue logistische Herausforderungen.
Quelle: Bonn [ ZMP ]