Schlachthofpreis-Vergleich – neuer Versuch des DBV
Der Verband der Fleischwirtschaft sieht Schwachpunkte
Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat in einer Pressekonferenz am Ergebnisse eines Vermarktungswegevergleichs für Schlachtschweine vorgestellt. Das Projekt war vor mehreren Jahren auf Wunsch des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) bei der ZMP gestartet worden. Die ZMP hat das Projekt jedoch eingestellt, da die Informationsbasis deren Ansicht nach nicht ausreichte, um einigermaßen zutreffende Aussagen treffen zu können.
DBV und WLV haben das Projekt trotzdem weitergeführt, mit dem Ziel die Auszahlungspreise für Schlachtschweine zwischen den Schlachtbetrieben vergleichbar zu machen. Nach unseren Informationen wurden die Berechnungen auf der Basis von Abrechnungsunterlagen von Landwirten vorgenommen, die knapp 20 Schlachtbetriebe, überwiegend in Nordwestdeutschland, betreffen. Für jeden Schlachtbetrieb wurde ein Vergleichswert als Auszahlungspreis berechnet. Die Ergebnisse sollen mit Namensnennung der Schlachtbetriebe als Rangliste veröffentlicht werden.
Landwirten sollte dringend abgeraten werden, die Vermarktung ihrer Schweine an dem Ergebnis auszurichten. Denn die Vergleichsrechnung ist aufgrund erheblicher methodischer und sachlicher Mängel nicht aussagefähig:
1. Keine Berücksichtigung von Vermarktungsform
Größte Schwachstelle der Berechnung ist, dass die unterschiedlichen Vermarktungsformen (z.B. Direktanliefrung, Viehhandel, Erzeugergemeinschaft) nicht berücksichtigt werden. Alle Erlösveränderungen, die auf der Handelsstufe zwischen Schlachtbetrieb und Landwirt entstehen, werden nicht isoliert, da sie aus den Abrechnungen der Landwirte nicht ersichtlich sind. Dadurch entstehen erhebliche Abweichungen z.B. von den Vorkosten, die der Schlachtbetrieb ansetzt. Auch Abweichungen zwischen der Preismaske auf der Abrechnung und der Originalpreismaske des Schlachtbetriebs sind möglich. Ebenso kann der Basispreis, den der Schlachtbetrieb verwendet, höher sein als der Basispreis auf der Abrechnung. Alles dies wird dem Schlachtbetrieb zugerechnet, ohne dass der betreffende Schlachtbetrieb hieran beteiligt ist.
2. Berechnung des Maskenwertes
Das grundsätzliche Problem der DBV-Untersuchung liegt in der Bewertung der Preismasken. Der DBV verwendet die Methode des sogenannten Maskenwertes. Dabei wird die Preismaske des jeweiligen Schlachtbetriebes gemessen an der durchschnittlichen Verteilung der Muskelfleischprozente und der Gewichte in einer für das Beobachtungsgebiet (Nordwestdeutschland) repräsentativen Stichprobe von Schweinelieferungen. Schweinehalter, die regelmäßig an den selben Schlachtbetrieb verkaufen, optimieren aber ihre Schweine unter Berücksichtigung der bereffenden Preismaske. Ihre Partien haben andere Muskelfleischverteilungen als der Durchschnitt. Das ist das Ziel der Preismaske, und sie spiegelt die spezifischen Absatzerfordernisse des jeweiligen Schlachtbetriebes wider.
Die Preismaske des betreffenden Abnehmers mit einer Durchschnittspartie zu messen, wird daher dem Beurteilungsziel nicht gerecht. Das hatte auch die ZMP bei ihrem seinerzeitigen Projekt erkannt und wollte in die Betrachtung die schlachtbetriebsspezifische Muskelfleisch-Verteilung einbeziehen. Die DBV-Untersuchung macht das nicht.
3. Partiegröße
Kleinere Partien verursachen höhere Vorkosten pro Tier für den Viehhändler. Wenn vorliegenden Abrechnungen für einen bestimmten Schlachtbetrieb überwiegend von kleineren Lieferpartien stammen, ist ein schlechterer Erlös die Folge.
4. Lieferentfernung:
Wenn die Abrechnungen für den betreffenden Schlachtbetrieb von Lieferungen stammen, die überwiegend weiter transportiert wurden als die anderen Lieferungen, wirkt sich das im Vergleich negativ aus.
5. Jahresboni:
Wenn ggfs. gezahlte Jahresvergütungen nicht auf den Abrechnungen aufgeführt sind, werden sie nicht berücksichtigt.
6. Ausschlachtung:
Die Ausschlachtung hat sehr großen Einfluss auf den Erlös, fließt aber in den DBV-Preisvergleich nicht ein.
7. Zahlungsziel:
Dieses nicht einbezogene Element kann für die Landwirte sehr bedeutsam sein.
Preisvergleiche sind außerdem nicht als Haupt-Beurteilungskriterium für eine erfolgreiche Schweinemast brauchbar. Letztlich ist für den Landwirt nicht der Erlös sondern der Gewinn entscheidend. Da aber die Kosten der Schweinemast je nach Produktionsziel (Gewichtsniveau und -verteilung und Muskelfleischniveau und verteilung) unterschiedlich sind, müssen die Konsequenzen unterschiedlicher Preismasken und somit auch (bei ansonsten gleichem Basispreis) unterschiedliche Durchschnittspreise unter dem Aspekt der dafür erforderlichen Produktionskosten gesehen werden. Das ist sicherlich kompliziert, aber eine reine Preisbetrachtung ist betriebswirtschaftlicher Unsinn.
Die Fragwürdigkeit solcher Schlachthofpreisvergleiche wird besonders deutlich, wenn man sieht, dass ein ähnliches Projekt der ISN für den Zeitraum 1.10.2005 bis 30.9.2006 für einige Schlachtbetriebe eine völlig andere Platzierung im „Ranking“ erbracht hat als der DBV-Preisvergleich.
Quelle: Bonn [ vdf ]