Entfernung der Gaumenmandeln im Kindesalter
Operationen sind nicht immer notwendig
Jährlich werden in Deutschland etwa 26. 000 Mandel-Operationen an Kindern im Alter bis zu 14 Jahren durchgeführt. Es ist somit einer der häufigsten Eingriffe in dieser Altersklasse. Ob eine Operation immer notwendig und ob dann eine vollständige Entfernung oder nur eine Verkleinerung der Gaumenmandeln erforderlich ist, muss der behandelnde HNO-Arzt individuell entscheiden. Denn insbesondere bei einer Komplettentfernung drohen Komplikationen wie Nachblutungen, die auch lebensbedrohlich sein können.„Blutungskomplikationen nach einer Tonsillektomie, der vollständigen Entfernung der Gaumenmandeln, die im OP versorgt werden müssen, ereignen sich bei etwa fünf Prozent aller Patienten“ erklärt Professor Dr. med. Jochen Windfuhr, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach. „Diese können sich zu jedem Zeitpunkt und bei jedem Patienten zu einer lebensbedrohlichen Komplikation entwickeln.“ Unter den Risikofaktoren für das Auftreten und die Intensität postoperativer Blutungen werden immer wieder Operationstechnik, aber auch Patientenalter, Patientengeschlecht und Narkoseform genannt. „Dies hat uns aber bisher nicht geholfen vorherzusagen, wer von unseren Patienten bluten wird. Bei kleinen Kindern ist die Situation außerdem komplizierter, denn sie tolerieren nur geringere Mengen an Blutverlust. Dabei sind es nicht immer Massenblutungen, die wir fürchten. Auch bei so genannten Sickerblutungen können große Blutmengen unbemerkt verschluckt werden und dann zum schwallartigen Bluterbrechen und/oder Kollaps des Herz- Kreislaufsystems führen“, so Windfuhr. Deswegen sei besonders bei jungen Patienten eine lückenlose postoperative Betreuung auch nach Entlassung aus der stationären Versorgung bis zum vollständigen Verheilen der Wunden besonders wichtig. „Eltern müssen wissen, was zu tun ist, wenn ihr Kind blutet“, ergänzt Windfuhr.