DGE - Übergewicht und Hormonmangel beim Mann hängen zusammen
Der Spiegel des männlichen Geschlechtshormons sinkt beim Mann ab 40 jährlich um ein bis zwei Prozent: "Wie wir jetzt wissen, ist Testosteronmangel aber nicht allein eine Frage des Alters", sagt Professor Dr. med. Christof Schöfl vom Universitätsklinikum Erlangen. Vielmehr sei er auch eine Folge von Übergewicht und umgekehrt: "Es existiert offensichtlich ein Teufelskreis aus niedrigem Testosteron und vermehrtem Fettgewebe und den damit assoziierten Stoffwechselstörungen", so der Neuroendokrinologe aus dem Vorstand der DGE.
Testosteron beeinflusst beim Mann nicht nur Sexualität und Psyche. Es regt den Aufbau von Muskeln und Knochen an und verringert die Fettmasse. Studien zeigen, dass auch das Körpergewicht und der Spiegel des männlichen Geschlechtshormons eng zusammenhängen. Testosteron und Zucker- und Fettstoffwechsel beeinflussen sich demzufolge: Fettleibige und diabeteskranke Männer weisen häufig niedrige Testosteronwerte auf. Insbesondere das Bauchfett und damit ein ungünstiges Verhältnis von Taillenumfang und Körpergröße, die "Waist-Height-Ratio (WHtR)", spielt hierbei eine Rolle. Kritisch ist eine WHtR ab einem Wert von 0,5.
Mehr als die Hälfte der Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren und fast drei Viertel der 50- bis 70-Jährigen ist heute übergewichtig. Jeder fünfte Patient in der Hausarztpraxis leidet unter Testosteronmangel. "Nur eine dauerhafte Gewichtsabnahme kann den Teufelskreis durchbrechen", sagt Professor Schöfl. Dies gelinge in der Praxis aber nur wenigen betroffenen Männern. Hier liege die Frage nahe, ob eine Testosteronsubstitution bei dicken Männern günstig auf Gewicht, Fett- und Muskelmasse und den Stoffwechsel wirkt. Kleinere Studien berichten über derartige Effekte: Testosteronbehandelte Männer mit einem Typ 2-Diabetes mellitus verlieren Bauchfett. Das zuckerregulierende Hormon Insulin wirkt bei ihnen besser und der Diabetes lässt sich wirksamer behandeln. "Größere kontrollierte Studien an adipösen Männern sollen jetzt beantworten, ob Testosterongaben zukünftig eine therapeutische Option darstellen könnten", stellt Schöfl in Aussicht.
Testosteron ist zwar als Medikament verfügbar. Ein niedriger Testosteronspiegel allein rechtfertigt jedoch keine Hormontherapie, so die DGE. Die Entscheidung für eine Behandlung müsse deshalb vom Endokrinologen auf jeden Einzelfall genau abgestimmt sein.
Quelle: Regenstauf [ DGE ]