Fachtag in Nürnberg – Nachhaltigkeit steht über allem
Vom 28. bis zum 30.09.2021 öffnet die Fachtag in Nürnberg wieder ihre Tore. Es ist das 1. größere Treffen der europäischen Verpackungsbranche seit 2 Jahren. Das Leitthema der Fachpack 2021 ist „umweltgerechtes Verpacken“. Dabei liegen 3 top-Trends der Verpackungsindustrie im Fokus: 1. die Erhöhung des Einsatzes von recycelten Materialien (Rezyklat), 2. die Verwendung von Mono Materialien für eine bessere Trennbarkeit, 3. Verpackungen, die die (primär) Ressourcen schonen.
Hierbei gilt es insbesondere den Anteil des Rohöls zu reduzieren oder zu vermeiden, um die CO2-Emissionen deutlich zu minimieren. Neben dem Thema Nachhaltigkeit geht es bei der Messe auch um verändertes Konsumverhalten, Verpackungsdesign und digitale Transformation. Ein Ziel für die zukünftige Verpackung ist der Weg zur Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Um dieses Ziel zu erreichen, sind tief greifende Abweichungen von den bisherigen Prozessen und Prinzipien erforderlich. So müssen entlang der gesamten Lieferkette Stoffströme, Produkt- und Produktionsdaten erfasst, analysiert und ausgetauscht werden – von der Materialzusammensetzung über die Einsatzdauer bis zur Reparierfähigkeit.
Die Erhöhung des Einsatzes von Rezyklaten und Monomaterialien, die besser getrennt werden können, ist natürlich nicht ganz freiwillig und stellt die Verpackungsindustrie vor enorme Herausforderungen. Die Gründe dafür sind Verbundstoffe wie Polyamid und Polyethylen lassen sich eigentlich nicht recyceln. Neue Kunststoffe, die aus Erdöl hergestellt werden, sind deutlich preisgünstiger als die Rezyklate. Und – es gibt noch keine einheitliche Definition von Materialklassen innerhalb der Rezyklate, die sowohl für Rechtssicherheit sorgen als auch mit definierten Grenzwerten die Gesundheit der Verbraucher sicherstellen. So wird in der Branche ernüchternd festgestellt, dass die gesetzlichen Vorgaben von 60 % Rezyklaten in Kunststoffverpackungen gar nicht erreicht werden kann, weil die erforderliche Lebensmitteltauglichkeit gerade im Bereich Polyethylen und Polypropylen nur von wenigen Rezyklaten erfüllt wird. Lediglich im Bereich von recyceltem PET sieht die Lage etwas besser aus. Nach Angaben von Lidl werden sämtliche Einwegpfandflaschen seit Juni 2021 aus 100 % recyceltem PET hergestellt. Damit spart die Schwarz Gruppe in Summe über alle Vertriebskanäle ca. 48.000 t Neuplastik.
Wie oben schon festgestellt ist der 2. Ansatz zu mehr Nachhaltigkeit die Verwendung von Monomaterialien. Dies ist in Bezug auf Recyclingfähigkeit eine Grundvoraussetzung, um diese zu erhöhen. In diesem Bereich ist die Firma Rügenwalder Mühle wieder in die Vorreiterrolle gegangen. So wird ein Teil der Produktrange fast komplett mit transparentem Polypropylen verpackt. Bis auf das Etikett, welches sich problemlos ablöst, wird diesem Monomaterial eine Recyclingfähigkeit von 96 % bescheinigt. Aber gerade in der Fleischwirtschaft besteht noch dringend Forschungsbedarf, weil die Verpackungsfolien für die Tiefziehverpackungsmaschinen noch immer aus Verbundmaterialien hergestellt werden. Die Mischung aus Polyamid und Polyethylen ist notwendig, um Oberfolie und Unterfolie durch Hitzeeinwirkung miteinander zu verkleben. Somit sind eigentlich sämtliche Tiefziehverpackungen bislang nicht recyclingfähig. Auch wenn die Themen CO2-Emissionen in Kunststoffverpackungen, Verpackungsmüll und damit einhergehend unsachgemäße Entsorgung in den Weltmeeren noch nicht in allen westlichen Ländern gleichermaßen sensibel angegangen wird, so sind doch die Trends hoffentlich unumkehrbar.
Bildquelle: Jürgen Huber