VION beabsichtigt Schließung in Lingen

30 Prozent weniger Schlachtungen / Millionenverluste / VION alleiniger Schlachthofbetreiber

Der Vorstand der VION Zeven AG hat am 5. März 2014  Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten darüber informiert, dass der Schlacht- und Zerlegebetrieb in Lingen zum nächstmöglichen Zeitpunkt, voraussichtlich spätestens zum 30. April 2014, geschlossen werden soll. Der niedersächsische Standort produzierte in den vergangenen Jahren immer höhere Verluste, nachdem 2008 der wichtigste Kunde aus dem Lebensmitteleinzelhandel nicht gehalten werden konnte. Die Anzahl der Schlachtungen ging in der Folge um 30 Prozent auf wöchentlich nur noch 12.000 Schweine im Jahr 2013 zurück. Die finanziellen Verluste überschritten jedes Jahr die Millionengrenze.

Auch verstärkte Anstrengungen, im Export zusätzliche Aufträge zu generieren, konnten die entstandenen Vermarktungslücken nicht schließen. Außerdem gab es auf der Seite der Rohstofflieferanten Rückgänge: aus dem niederländischen Grenzgebiet fielen in den vergangenen Jahren mehr als 6.000 Schweine pro Woche aus.

Die Schließung des Standorts Lingen steht auch auf der Tagesordnung einer Sitzung des Aufsichtsrates der VION Zeven AG in dieser Woche. VION Food betont, die Präsenz in der herausragenden Erzeugerregion Niedersachen mit dem Betrieb Emstek zu erhalten. Dieser Standort mit einer Genehmigung von 70.000 Schlachtungen in der Woche weist eine Betriebsgröße auf, die gerade in Niedersachsen für international operierende Fleischlieferanten wichtig ist, um im Wettbewerb zu bestehen.

Die Planungen zur Schließung des Standorts Lingen hat die VION Zeven AG den Gesellschaftern des Zweckverbandes zum Betrieb des öffentlichen Schlachthofes „Fleischzentrum Emsland“, der Stadt Lingen und dem Kreis Emsland, mitgeteilt. In Lingen werden seit 2002 keine öffentlichen Schlachtungen mehr durchgeführt.

Kommunale Spitzenvertreter frühzeitig informiert

Der Vorstand der VION Zeven AG ist seit vielen Monaten in vertraulichen Gesprächen mit den Verantwortlichen der Stadt Lingen und des Kreises Emsland. Die wirtschaftlichen Gründe für die Schließung des Betriebes sind den kommunalen Partnern hinreichend erläutert worden und kommen nicht überraschend.

Im Rahmen der Gespräche wurde Ende vergangenen Jahres eine unabhängige Wirtschaftsberatung beauftragt, ein Gutachten für den Schlachtstandort Lingen zu erstellen. Die Wirtschaftsprüfer sahen in ihrer Expertise aber keine andere Perspektive als die Schließung. Auch weitere Investitionen und Modernisierungen würden den Standort nicht stärken, heißt es in dem Gutachten, da es an Kunden, aber auch an Rohstoff in der Region fehle.

Die Geschäftsführung der VION Zeven AG hat am 5. März 2014 die Mitarbeiter am Standort Lingen informiert und angekündigt, mit dem Betriebsrat umgehend in Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan eintreten zu wollen. In Lingen sind 104 eigene Mitarbeiter von der geplanten Maßnahme betroffen. Alle Arbeitsverhältnisse sollen beendet werden. Die Mitarbeiter haben aber die Möglichkeit, sich auf offene Stellen in anderen Konzerngesellschaften von VION Food zu bewerben.

VION alleiniger Schlachthofbetreiber

Die VION Zeven AG ist alleiniger Eigentümer und Betreiber des privaten Schlachthofes in Lingen. Das erklärte das Unternehmen auf eine widersprüchliche Erklärung des Oberbürgermeisters der Stadt Lingen, Dieter Krone, und des Landrates des Kreises Emsland, Reinhard Winter. Der Zweckverband sichere ausschließlich die Interessen eines öffentlichen Schlachthofes, den es seit 2002 nicht mehr gebe. Der Zweckverband Fleischzentrum Emsland ist nicht Betreiber des VION-Schlachthofes. Der Vertrag über den öffentlichen Schlachthof ist aus kommunalrechtlicher Sicht unwirksam.

Die Rechtsvertreter der Stadt Lingen und des Landkreises Emsland sind bereits Anfang Februar aufgefordert worden, darzulegen, inwiefern ein öffentliches Bedürfnis zum Betrieb eines öffentlichen Schlachthofes vorliege. Diese Anfrage wurde nicht beantwortet. Im Übrigen ist auch kein öffentliches Bedürfnis erkennbar, da seit mindestens zehn Jahren keine öffentlichen Schlachtungen mehr stattgefunden haben. Eine Anfrage bezüglich einer kommunalrechtlich erforderlichen finanziellen Beteiligungspflicht der Stadt Lingen blieb ebenfalls unbeantwortet.

Dass die Vertreter der Kommunen das unabhängige Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft anzweifeln, ist nicht nachzuvollziehen. Die Expertise empfiehlt eindeutig die Schließung des Betriebes in Lingen aus mangelnder wirtschaftlicher Perspektive. In den vergangenen zehn Jahren verbuchte der Betrieb in Lingen weit mehr als zehn Millionen Euro Verluste. Aufgrund der Unwirksamkeit des Vertrages kommt es aber auch nicht auf die Wirtschaftlichkeit an.

Die Büros des Oberbürgermeister und des Landrats sind von dem Aufsichtsratsvorsitzenden der VION Zeven AG, Dr. Heinz Schweer, am Dienstagmorgen um 10 Uhr telefonisch über die beabsichtigte Schließung informiert worden. Beide Kommunalvertreter befanden sich in Sitzungen, in denen Sie nicht gestört werden wollten. Es ist nicht das Versäumnis des Unternehmens VION, dass die Herren Krone und Winter durch ihre Büros bzw. von Medienvertretern später informiert wurden. Herr Krone und Herr Winter haben mit Dr. Schweer im Laufe des Vormittags telefoniert.

Im Vorfeld der Verhandlungen wurden die Stadt und der Landkreis pro aktiv nicht im Unklaren über die Absichten gelassen. Im Übrigen wurde nachweislich bereits um 9 Uhr eine schriftliche Information an die Rechtsvertreter der Stadt Lingen und des Landkreises Emsland versendet. Die Pressemitteilung des Unternehmens ist um 11 Uhr publiziert worden.

Quelle: Lingen [ VION ]

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