Sensibilität für Lebensmittel wächst
DLG-Lebensmitteltage in Darmstadt – Verbraucherforderungen werden weiter zunehmen – 500 Teilnehmer aus allen Lebensmittelbereichen diskutierten die Zukunftsthemen der Ernährungsbranche
Lebensmittel und ihre Produzenten werden in Zukunft mit weiter steigenden Anforderungen von Seiten der Verbraucher konfrontiert werden. Hierüber waren sich alle Referenten der DLG-Lebensmitteltage, die am 23. und 24. September 2009 in Darmstadt stattfanden, einig. 500 Teilnehmer aus allen Bereichen der Ernährungsbranche diskutierten über das Thema "Lebensmittel im gesellschaftlichen Wandel". Eröffnet wurde die Vortragsveranstaltung von DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer und vom Vize-Präsidenten des Max-Rubner-Instituts, Prof. Dr. Meinolf G. Lindhauer. Der Konsument beschäftige sich verstärkt mit sozialen, ethischen und ökologischen Fragen, dadurch entstehe eine neue Einkaufsmoral, betonte DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer in seiner Rede. "Lebensmittelsicherheit, glaubwürdige Kommunikation, soziales und ökologisches Engagement", so Bartmer, "sind die zentralen strategischen Felder, die es zukünftig verstärkt durch die Lebensmittelwirtschaft zu besetzen gilt." Prof. Lindhauer unterstrich in seinem Grußwort den Einfluss des sozialen Strukturwandels sowie neueste Erkenntnisse der Ernährungsmedizin auf die Entwicklung der Lebensmittelmärkte. Gleichzeitig forderte er eine sachliche und vor allem sachkundige Diskussion über Lebensmittel und Ernährung.Die DLG-Lebensmitteltage haben sich in den letzten vier Jahren zu einem Zukunftsforum für die Lebensmittelbranche aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland entwickelt. Die Vortragstagung, die sechs Branchenforen und die Siegerehrungen "Preis der Besten" wurden in diesem Jahr von über 500 Teilnehmern aus dem In- und Ausland besucht. 22 Referenten aus den Bereichen Lebensmittelpraxis, Wissenschaft, Handel, Marktforschung sowie Food-Kommunikation beleuchteten in den Foren und in der abschließenden Vortragstagung das diesjährige Tagungsthema "Lebensmittel im gesellschaftlichen Wandel" und die sich aus dem Struktur- und Wertewandel innerhalb der Gesellschaft ergebenden Herausforderungen an die Lebensmittelhersteller.
Lebensmittel ein sensibles Verbraucherthema
Lebensmittelhersteller stehen in den nächsten Jahren angesichts eines voranschreitenden Struktur- und Wertewandels vor enormen Herausforderungen. Nie zuvor wurden Lebensmittelproduzenten, ob Handwerk oder Industrie, mit so komplexen Erwartungen von Seiten der Verbraucher, Interessengruppen und dem Handel konfrontiert. Diese Forderungen bieten gleichzeitig Chancen, um sich als innovatives und verantwortungsvolles Unternehmen zu präsentieren. Denn die Ernährungsweise und die damit einhergehende Auswahl von Lebensmitteln sind eng verbunden mit einem wachsenden Gesundheitsbewusstsein, einer ausgewogenen Work-Life-Balance und einer zunehmenden Genussorientierung. "Der Konsument ist sensibilisiert für ökologische und ethische Themen, hat Sehnsucht nach Natur und Ursprünglichkeit", so beschrieb der DLG-Präsident den zu beobachtenden Wertewandel. Der Preis von Lebensmitteln sei zwar ein wichtiger Faktor. Daneben gewännen aber soziale Kriterien, Produktethik und eine gelebte Einkaufsmoral eine immer größere Bedeutung. "Konsumenten legen immer mehr Wert auf die Entstehungsgeschichte dessen, was sie essen. Stellen dabei häufig durchaus berechtigte Fragen nach nachhaltiger Produktion, vom Ressourcenschutz bis zur Tiergerechtheit", so der DLG-Präsident. Außerdem würden sie sich für den Umgang mit knappen Ressourcen wie Energie und Wasser interessieren und die Sinnhaftigkeit der Nutzung knapper Agrarrohstoffe hinterfragen.
Glaubwürdige Kommunikation angesichts wachsender Sensibilität
Angesichts der wachsenden Sensibilität gegenüber Lebensmitteln wird eine glaubwürdige, wechselseitige Kommunikation zwischen Unternehmen und Verbrauchern in Zukunft immer stärker den Erfolg am Markt bestimmen, so der DLG-Präsident. Vor diesem Hintergrund würden die Forderungen des Verbrauchers an „seine“ Lebensmittel weiter zunehmen, insbesondere werde der Herkunft von Lebensmitteln in Zukunft ein noch höherer Stellenwert zukommen.
Vortragstagung setzte viel beachtete Akzente
Im Mittelpunkt der DLG-Lebensmitteltage stand die große Vortragstagung am 24. September 2009. Die Trendforscherin Nicole Lüdi vom GDI Gottlieb Duttweiler Institute (Zürich/Schweiz) präsentierte in einer neuen Studie die Sehnsuchtsfelder der Nahrungsmittel-Konsumenten. Angesichts einer steigenden Anonymisierung der Lebensmittelproduktion sowie dem daraus erwachsenden Wunsch nach mehr Übersicht und Mitgestaltung entstünden neue Sehnsüchte, in deren Zentrum der Wunsch nach Authentizität, Gemeinschaft und Ursprünglichkeit stünden. Lebensmittelhersteller müssten, so die Trendforscherin, in Zukunft diese Sehnsuchtsfelder mit Produkten besetzen. Allerdings dürfe man nicht den Fehler begehen, nur "Marketing-Hülsen" zu gestalten, dies würde das Misstrauen der Verbraucher nur verstärken. Vielmehr gelte es "authentisch und echt zu sein" und den Verbraucher und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Am Beispiel der Finanzkrise beleuchtete der Finanzexperte der Rabobank International, Jörg Weinhausen, wie sich der ökonomische Wandel auf die Lebensmittelwirtschaft auswirkt. Er zeigte die Entwicklung zwischen Kaufkraftschwächung, Investitionsfinanzierung und Rohstoffpreisen auf. Wie Unternehmen erfolgreich auf den demographischen Wandel reagieren können, präsentierte Susanne Ponick, Senior Marketing Manager, apetito RVS GmbH & Co. KG, Rheine. Das Unternehmen, spezialisiert auf innovative Lösungen für die Gemeinschaftsrestauration, bedient den stark wachsenden Markt für Außer-Haus-Verpflegung, Senioren und Kinder. Dr. Birgit Rehlender, Projektleiterin für alle Lebensmitteltests der Stiftung Warentest, berichtete abschließend über die Arbeit ihrer Organisation.
"Preis der Besten" verliehen
Branchenforen zu aktuellen Themen aus den Bereichen Sensorik, Innovative Verpackungen, Food-PR sowie Foren zu den Themen „Impulse für neue Lebensmittel für die Back- und Süßwarenbranche“ und "Gesellschaftliche Anforderungen an Fleischerzeugnisse" ergänzten das Programm an beiden Veranstaltungstagen. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Siegerehrungen mit den Verleihungen der „Preis der Besten“-Auszeichnungen für die besten Betriebe in den verschiedenen Produktbereichen und die Verleihung der Spitzenauszeichnungen für die Qualitätselite der deutschen und europäischen Molkereibranche.
Quelle: Darmstadt [ DLG ]