Vegane und vegetarische Produkte: Fleischerhandwerk findet Mitstreiter
Frankfurt am Main, 2. November 2016. Bereits im April dieses Jahres hat der Deutsche Fleischer-Verband zusammen mit dem Deutsche Bauernverband einen Antrag zu Änderung der Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse gestellt. Ziel der Initiative ist es, dass für vegetarische und vegane Produkte nicht die Verkehrsbezeichnungen verwendet werden dürfen, die für traditionelle Fleischerzeugnisse üblich sind. Zwischenzeitlich unterstützen auch andere Marktbeteiligte den Antrag.
Zudem fordern die Koalitionsfraktionen von Union und SPD mehr Klarheit für die Kennzeichnung von veganen und vegetarischen Lebensmitteln. Nach Auffassung der Koalition hätten die Verbraucher auch bei „Soja-Rinderschnitzel“ oder „vegetarischer Fleischsalat“ ein Anrecht auf Klarheit und Wahrheit. Auch die niedersächsische CDU-Fraktion hat in einem Entschließungsantrag gefordert, dass Wurst, Schnitzel oder Salami auch nur aus Fleisch hergestellt sein darf.
DFV-Vizepräsident Konrad Ammon begrüßt diese Vorstöße ausdrücklich: „Wer auf eine Verpackung draufschreibt, was nicht drin ist, macht sich der Verbrauchertäuschung verdächtig. Wir freuen uns, dass viele andere dies inzwischen auch so sehen“. Dennoch vermutet Ammon, dass bei Fleischersatzprodukten mit zweierlei Maß gemessen wird. „Eigentlich müsste es einen Aufschrei geben, wie damals beim Analogkäse-Skandal. Aber einige, die damals besonders nachdrücklich nach Wahrheit und Klarheit strebten, halten sich jetzt ziemlich bedeckt.“
Nach Ansicht des Vegetarierbundes würden Verbraucher durch fleischlose Schnitzel und Frikadellen nämlich nicht getäuscht. Vielmehr brächten die Bezeichnungen „Schnitzel“, „Würstchen“ und „Frikadellen“ für den Kunden die wesentlichen Eigenschaften des Produktes, wie Form, Aussehen, Textur, Zubereitung und Verwendung kurz und bündig auf den Punkt. DFV-Geschäftsleiter Dr. Wolfgang Lutz sieht das anders: „Der Vebu verkennt, dass Wurst, Schinken und Schnitzel nicht wegen ihrer Form und Farbe, sondern wegen der charakteristischen Inhaltsstoffe und des Geschmacks beliebt sind. Niemand kauft ein Schnitzel, nur weil es unregelmäßig geformt und flach ist und verzehrt werden kann.“
Kritisch wird mittlerweile auch der gesundheitliche Nutzen der Fleischersatzprodukte gesehen. So wurde beispielsweise bei einer Untersuchung der Zeitschrift ÖKO-Test nur ein Produkt mit „gut“ bewertet. Knapp die Hälfte fiel „mangelhaft“ oder „ungenügend“ aus. Bemängelt wurde unter anderem auch eine erhebliche Belastung mit Mineralölkohlenwasserstoffen. Dr. Lutz: „Fast alle Produkte müssen mit Aromen, konzentrierten glutamathaltigen Zusätzen, allerlei Verdickungsmitteln oder Farbstoffen auf ‚Wurstoptik‘ getrimmt werden. Der Griff in die Trickkiste soll dazu beitragen, Wasser und Pflanzeneiweiß in eine schnittfeste Masse zu verwandeln.“
Die aktuelle Diskussion über die Bezeichnung von Fleischersatzprodukten zeigt nach Ansicht des DFV, dass nicht nur die Betriebe des Fleischerhandwerks das Gefühl haben, dass auf der einen Seite für Fleischerzeugnisse ständig neue Kennzeichnungsregeln eingeführt werden, auf der anderen Seite für Fleischersatzprodukte missverständliche und aus reinen Marketinggründen erfundene Verkehrsbezeichnungen zulässig sein sollen.
Aufgrund der Neuberufung der Mitglieder der Deutschen Lebensmittelbuchkommission konnte über den Antrag noch nicht beraten werden. Der DFV wird sich aber auch der nächsten Sitzung für eine eindeutige Regelung einsetzen.
Quelle: Deutscher Fleischerverband