foodwatch, Verbraucherzentrale Bundesverband und AOK-Bundesverband fordern Ampelkennzeichnung für Lebensmittel

„Verbraucherwunsch setzt sich durch: Erster Hersteller führt Ampel ein“

Der Verbraucherzentrale Bundesverband, foodwatch und der AOK-Bundesverband haben sich für die verpflichtende Einführung der Nährwert-Ampel auf Lebensmitteln ausgesprochen. Bei einer Pressekonferenz in Berlin legten die drei Institutionen eine gemeinsame Erklärung vor und fordern darin „Grünes Licht für die Ampel!“ Die Initiative der Firma Frosta, als erster deutscher Hersteller die Ampelkennzeichnung auf einigen Produkten freiwillig einzuführen, wird als wichtiges Signal in der Debatte um die Ampelkennzeichnung gesehen. Darüber hinaus fordern die Institutionen die Politik in Brüssel und Berlin auf, die Ampelkennzeichnung zur gesetzlichen Pflicht zu machen.

Die Erklärung im Wortlaut: Grünes Licht für die Ampel!

Die politische Diskussion über eine neue und bessere Nährwertkennzeichnung läuft auf Hochtouren. Das Europäische Parlament wird sich nach der Europawahl am 7. Juni 2009 mit diesem Thema befassen. Die Debatte ist dringend notwendig. Verbraucher haben bisher keine praktikable Möglichkeit, sich zuverlässig und verständlich über den Nährwertgehalt von Lebensmitteln zu informieren. In vielen Fällen täuschen die Hersteller durch die Aufmachung und Etikettierung ihrer Produkte über deren tatsächlichen Inhalt hinweg.

Daher gilt: Wir brauchen dringend eine transparente und leicht verständliche Information über den Nährwertgehalt von Lebensmitteln. Unausgewogene Ernährung führt erwiesenermaßen zu großen gesundheitlichen Problemen und hohen gesellschaftlichen Kosten. Nach offiziellen Zahlen der Bundesregierung ist jeder zweite Erwachsene, sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Die Folgekosten im Gesundheitswesen, die die Gesellschaft zu tragen hat, werden mit 70 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Verbraucher müssen endlich die Möglichkeit erhalten, auf einen Blick zu erkennen, wo wie viel Fett, Zucker oder Salz enthalten ist. Am besten möglich ist dies durch die Einführung der so genannten Nährwert-Ampel. Dabei wird der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz in Gramm pro 100 Gramm einheitlich angegeben und zur zusätzlichen Orientierung mit den bekannten Signalfarben Rot (hoher Gehalt), Gelb (mittlerer Gehalt) oder Grün (niedriger Gehalt) unterlegt. Die Einführung eines solchen Kennzeichnungssystems ist der klare Wunsch der Verbraucher, wie mehrere Umfragen eindeutig belegen. Studien in Großbritannien, wo die Nährwert-Ampel bereits auf Verpackungen für Verbraucher sichtbar ist, zeigen, dass die Verbraucher diese verstehen und nutzen.

Die Lebensmittelindustrie hat sich bislang massiv gegen die Ampelkennzeichnung gewehrt. Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), foodwatch und AOK-Bundesverband begrüßen es ausdrücklich, dass das Informationsbedürfnis der Verbraucher endlich ernst genommen wird und mit der Firma Frosta ein erster Hersteller die Nährwert-Ampel freiwillig einführen will. Das zeigt, dass Transparenz für die Industrie machbar ist. Wir fordern andere Lebensmittelhersteller auf, diesem Schritt zu folgen.

Um eine verlässliche und einheitliche Information der Verbraucher zu gewährleisten, muss jedoch schnellstmöglich eine gesetzlich verpflichtende Regelung geschaffen werden. Daher fordern wir die Bundesregierung auf, sich in den Gesprächen mit der Industrie und auf EU-Ebene ohne Wenn und Aber für eine verpflichtende Einführung der Ampelkennzeichnung einzusetzen. Es ist an der Zeit: Wir brauchen Grünes Licht für die Ampel!

Unterzeichner

  • Dr. Thilo Bode, foodwatch-Geschäftsführer
  • Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv)
  • Jürgen Graalmann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des AOK-Bundesverbandes

Zitate auf der Pressekonferenz in Berlin

Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv):

„Wir brauchen eine europaweit verbindliche Nährwertkennzeichnung, die auf einen Blick sichtbar macht, welches Produkt wie viel Zucker, Fett oder Salz enthält. Wir brauchen eine Kennzeichnung, die für die Verbraucher auch ohne Taschenrechner auf einen Blick zu verstehen ist. Eine bessere Alternative zur Ampel hat bisher niemand geliefert. Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung und die Lebensmittelindustrie die Rechnerei den Verbrauchern überlässt. Die Bundesregierung muss endlich Farbe bekennen. Es ist wenig überzeugend, einen Aktionsplan im Kampf gegen Fehlernährung und Übergewicht zu veröffentlichen und dann bei der Nährwertkennzeichnung einzuknicken.“

Dr. Thilo Bode, foodwatch-Geschäftsführer:

„Nestlé, Unilever & Co. verkaufen verfettete und überzuckerte Produkte, verschleiern den Nährwertgehalt und bieten als Alibi Yoga-Kurse an, damit die Kunden ihre überzähligen Pfunde wieder loswerden. Das ist verantwortungslos. Frosta nimmt seine gesellschaftliche Verantwortung wahr und informiert ehrlich über seine Produkte. Das ist ein Beitrag im Kampf gegen die Volkskrankheit Übergewicht, wie wir ihn von der Lebensmittelindustrie erwarten. Frosta zeigt: Es geht! Leider sind nicht alle Hersteller zu so viel Ehrlichkeit bereit. Deshalb muss die Ampel gesetzliche Pflicht werden.“

Jürgen Graalmann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des AOK-Bundesverbandes:

„Wir engagieren uns seit mehr als 20 Jahren in der Prävention mit innovativen Projekten. Neben Bewegung ist auch Ernährung ein zentraler Baustein. Aufklärung über gesunde und ausgewogene Ernährung ist aber nicht allein Aufgabe der Kassen; auch die Lebensmittelindustrie kann mit der Ampelkennzeichnung einen wichtigen Beitrag leisten. Dieses einfache System bietet für den Verbraucher eine erste Orientierung, wenn er sich ausgewogen ernähren will. Noch im Supermarkt kann er sehen, wie viel Fett, Zucker oder Salz in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten ist und unter gleichen Produkten eine Auswahl treffen. Was wir dennoch brauchen, ist ein breiteres Wissen in der Bevölkerung darüber, wie man sich vernünftig und trotzdem schmackhaft ernährt. Die AOK unterstützt die Aufklärung und Information der Verbraucher nachdrücklich.“

Felix Ahlers, Vorstand Marketing und Vertrieb FRoSTA AG:

„FRoSTA nimmt die Verbraucherwünsche sehr ernst. Bereits 2003 haben wir unsere Produktion umgestellt und sämtliche Zusatzstoffe aus den FRoSTA Gerichten verbannt. Seitdem deklarieren wir alle Bestandteile unserer Gerichte zu 100% auf der Verpackung und haben damit sehr gute Erfahrung gemacht. Jetzt zeigen Umfragen von foodwatch und die Erfahrung der Verbraucherzentralen, dass sich die Verbraucher die Ampelkennzeichnung wünschen. Wir haben als Hersteller kein Problem damit, auch diesem Wunsch zu entsprechen und die Nährwerte mit rot, grün und gelb bewertet auf der Vorderseite unserer Gerichte abzubilden. Für eine Vergleichbarkeit aller Produkte brauchen wir allerdings eine gesetzlich verpflichtende Regelung für alle Hersteller.“

Quelle: Berlin [ vzbv ]

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