Verbraucherzentrale und DBV in vielem einig
Edda Müller: Geschmack und Qualität offensiv kommunizieren
Mit dem Bekenntnis zu einer deutschen Landwirtschaft, die sich unternehmerisch und innovativ in den Märkten behauptet und nicht nur auf Landschaftspflege ausgerichtet ist, begann die Vorsitzende des Bundesverbandes Verbraucherzentrale (vzbv), Prof. Dr. Edda Müller ihr Statement als Gast des Juni-Präsidiums des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Nur eine leistungsorientierte und wettbewerbsfähige Landwirtschaft, in der auch die für Investitionen notwendigen Einkommen erzielt würden, könne auch hohe Lebensmittelqualität und Lebensmittelsicherheit gewährleisten. Daran hätten Landwirte als Urproduzenten von Lebensmitteln und Verbraucher ein gemeinsames starkes Interesse, stellte Müller fest. Als Konsequenz aus den Lebensmittelkrisen der Vergangenheit habe man für Transparenz und Rückverfolgbarkeit gesorgt. Dies sei aber nicht zu halten, wenn der Lebensmittelhandel stetig die Preise senken würde. Nur mit „fairen Preisen“ sei Lebensmittelsicherheit zu erreichen und zu erhalten. Das QS-System sei sehr wichtig und „ein Gewinn an Glaubwürdigkeit“. Dies sei wesentlicher Grund, weshalb sie selbst im Kuratoriumsbeirat der QS-Gesellschaft mitwirke, betonte die Vorsitzende des Verbraucherverbandes.Müllers Vorschlag, für Lebensmittel eine Geschmacks- und Qualitätsoffensive durchzuführen, fand im DBV-Präsidium uneingeschränkte Zustimmung. Ein uniformer Geschmack bei Lebensmitteln verhindere eine positivere Bewertung und richtige Einschätzung der Wertschöpfung. Auch überzogene Diskussionen über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln führten dazu, dass die Verbraucher diese Qualität falsch einschätzen würden. Die Untersuchungen der amtlichen Kontrolle zeigten jedoch, dass es bei den in Deutschland erzeugten Lebensmitteln kaum Probleme mit Pflanzenschutzmittelrückständen gebe. Große Sorge bereiteten Müller jedoch die Importe, wo häufiger Überschreitungen von Höchstwerten festgestellt würden. Müller forderte deshalb von den Lebensmittelimporteuren, Kontrollen unmittelbar im Exportland durchzuführen. Sie begrüßte das Rückstandsmonitoring für Gemüse, kritisierte jedoch den Lebensmittelhandel, dass er daran sich nicht beteilige.
Unterschiedlich bewertet wurde von der Verbraucherzentrale und vom Bauernverband das Gesetz zur Neuordnung des Lebensmittel- und Futtermittelrechts. Die Informationsrechte der Verbraucher – so Edda Müller – würden dadurch gestärkt. Dagegen berücksichtigt nach DBV-Präsident Sonnleitner das Gesetz nicht, dass für eine verantwortungsvolle Verbraucherinformation nicht die Masse der Information, sondern deren Qualität entscheidend sei. Nur verlässliche Informationen schafften Vertrauen, Informationen auf unsicherer Faktenlage säten hingegen Misstrauen. Vor einer solchen Entwicklung warne er, da sie die Verbraucher abstumpfe bzw. verunsichere und letztendlich die Informationen nicht mehr Ernst genommen würden. Beim Gentechnikgesetz zeigten sich beide Verbände einig in der Forderung nach einer konsequenten Haftungsregelung. Jedoch spricht sich die Verbraucherzentrale nicht für eine Haftungsfondslösung aus. Müller plädierte auch dafür, tierische Erzeugnisse in eine Kennzeichnungsverpflichtung aufzunehmen, da die Kennzeichnung von Lebensmitteln dadurch umfassender und ehrlicher werde.
Quelle: Berlin [ dbv ]