Lebensmittel-Kontrollen EU-weit vereinheitlichen
Fordern NGG und die europäische Gewerkschaften im Bereich Lebensmittel
Die andauernden und grenzübergreifenden Skandale in der Fleischindustrie stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen bei Arbeitsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit. Einige skrupellose Unternehmer des europäischen Fleischsektors bedrohen die Lebensmittelsicherheit. Die Sicherheit der Verbrauchergesundheit muss einen höheren Stellenwert erhalten. Zwei von drei Skandalen wurden durch Mitarbeiter aufgedeckt.
Die europäischen Gewerkschaften im Bereich Lebensmittel äußerten sich bei einem Treffen in Wien besorgt über die Skandale in der Fleischindustrie. Diese begannen in Unternehmen aus Deutschland und strecken sich nun auch auf Dänemark aus.
Franz-Josef Möllenberg, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG): „Mit solchen unakzeptablen Praktiken riskieren diese Unternehmer jetzt die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher, nachdem sie zuvor begonnen haben, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten durch unmenschliche Arbeitsbedingungen und durch perfide Mechanismen des Sozialdumpings aufs Spiel zu setzen.“
Ole Wohlast, Vorsitzender der dänischen Lebensmittel-Gewerkschaft NNF, benannte die zunehmenden Probleme: „Lebensmittelsicherheit ist das A und O der Fleischindustrie. Eine ganze Branche wird jedoch durch einige schwarze Schafe in Verruf gebracht. Dringend notwendig ist es, europaweit ein unabhängiges tierärztliches Kontrollsystem mit hohem Qualitätsstandard zu installieren.“
Harald Wiedenhofer, Generalsekretär der EFAT (European Federation of Food, Agricultulre and Tourism trade unions), fasst die Debatte der Repräsentanten aus 16 europäischen Ländern so zusammen: „Es wird immer deutlicher: Der europäische Fleischsektor braucht mehr und besser qualifiziertes Personal, mehr Inspektoren und echte tierärztliche Kontrollen. Genauso dringend sind gleiche Kontrollsysteme und Sicherheitsstandards in allen EU-Ländern
Die Mitgliedsgewerkschaften der EFFAT fordern von den verantwortlichen Politikern der Länder und der Europäischen Union folgende Maßnahmen:
- Mehr und schärfere Kontrollen der Lebensmittel innerhalb der gesamten Nahrungsmittelkette, von den Erzeugern bis hin zu den Einzelhändlern. Diese Kontrollen müssen in der EU nach harmonisierten Standards durchgeführt werden, vergleichbar den tierärztlichen Kontrollen, die unter Aufsicht und Koordinierung der EU stattgefunden und zum Aufdecken der BSE-Fälle geführt haben.
- Dabei muss die aktuelle Gesetzgebung in Dänemark die Entwicklung eines europäischen Standards prägen. Die dänische Rechtspraxis sieht tiermedizinische Kontrollen bei jedem Transport vor. Darüber hinaus werden Fleischprodukte bei jedem Transport versiegelt. Seine Bedeutung zeigte dieses Modell, als Dänemark während der Schweinepest und der BSE-Krise als einziges Land in Europa Schweinefleisch nach Japan und in die USA exportieren durfte.
- Zertifizierung von Fleischhändlern durch die Europäische Union. Die EU unterstützt bereits die Zertifizierung von Erzeugerbetrieben und Fleisch produzierenden Unternehmen. Nur Händler von Fleisch und Fleischwaren sind derzeit von dieser Verpflichtung verschont.
- Die kontinuierliche Zusammenarbeit der europäischen Gewerkschaften (Erweiterung der Erklärung gegen Sozial- und Lohndumping, Hamburg im Frühling 2005) zielt genauso wie die Kooperation zwischen EFFAT und den nationalen Gewerkschaften, die sich um den Bereich Fleisch kümmern, auf die Verbesserung der Lebensmittelsicherheit.
- Bessere Qualifizierung der Arbeitnehmer in der Fleischindustrie. Sichere Lebensmittel müssen produziert werden, nicht kontrolliert. Viele der Skandale wurden von Mitarbeitern und durch offizielle Kontrollsysteme aufgedeckt. Die Beschäftigten spielen hier eine Hauptrolle. In der Fleischindustrie werden zunehmend Arbeitskräfte mit geringer Qualifikation aus anderen EU-Mitgliedsstaaten oder sogar Drittstaaten beschäftigt. Häufig verstehen sie nicht die Sprache, die in dem Land, in dem sie arbeiten, gesprochen wird. Dies gefährdet die Lebensmittelsicherheit. Gleichzeitig muss ein Informantenschutz gewährleistet sein, wenn Mitarbeiter die Lebensmittelbehörden über kriminelles und gefährliches Vorgehen in ihren Betrieben unterrichten.
Quelle: Wien [ ngg ]