Konsumklima: Stimmung im Aufschwung

Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Januar 2006

So positiv, wie sich die Verbraucher zum Ende des Jahres 2005 äußerten, so starteten sie auch ins neue Jahr. Die drei für das Konsumklima relevanten Einzelindikatoren, das heißt die Erwartungen im Hinblick auf die Konjunkturaussichten und die Entwicklung der persönlichen finanziellen Situation sowie die Bereitschaft, größere Anschaffungen zu tätigen, stiegen im Januar allesamt auf positive Werte und damit über die jeweils langjährigen Durchschnittswerte von Null. Die positive Entwicklung, die für die Verbraucher sowohl in den alten wie in den neuen Bundesländern gilt, führte dazu, dass auch der Konsumklimaindikator deutlich steigt: nach revidiert 4,0 für Januar auf einen Wert von 4,6 Punkten für Februar.

Eine insgesamt so positive, alle drei Verbraucherindikatoren betreffende Grundstimmung hat es seit dem Frühsommer 2001 nicht mehr gegeben. Das gilt für Verbraucher in den neuen ebenso wie in den alten Bundesländern.

Es sieht so aus, als ob die neu gebildete große Koalition unter Angela Merkel – wie sich das in den letzten beiden Monaten bereits abgezeichnet hat – auf Seiten der Konsumenten derzeit große Zustimmung genießt. Offensichtlich traut man der neuen Regierung etwas zu. Die Phase der Verunsicherung, in der Verbraucher über Jahre hinweg mit Diskussionen von Parteien, Unternehmen und Interessenverbänden über soziale Sicherungsnetze, Steuerbe- und -entlastung und vielem mehr konfrontiert waren, scheint vorbei zu sein.

Der neu aufkeimende Optimismus der Konsumenten korrespondiert auch mit den Erwartungen, die Finanzanalysten (ZEW), Unternehmen (ifo) und auch eine ganze Reihe der Wirtschaftsforschungsinstitute und -verbände derzeit artikulieren.

Konjunkturerwartung: Optimismus greift um sich

Die Erwartungen der Konsumenten an die gesamtwirtschaftliche Konjunktur in Deutschland, die seit Mitte des vergangenen Jahres nach und nach optimistischer wurden, bleiben weiterhin ausgesprochen positiv. Der Indikator legte gegenüber dem Vormonat knapp 12 Punkte zu und erreichte mit 23,5 Punkten ein Wert, den er zuletzt vor fast fünf Jahren hatte, nämlich im März 2001. Er liegt inzwischen 29 Punkte über dem entsprechenden Vorjahreswert. Die optimistische Haltung hat besonders stark in den neuen Bundesländern zugenommen. Dort erhöhte sich der Indikatorwert um rund 28 Punkte, während er in den alten Bundesländern um knapp 7 Punkte zulegte. Erstmals seit Jahren liegen die Indikatorwerte der Konsumenten aus beiden Teilen der Republik auf etwa gleich hohem, positivem Niveau.

Insgesamt deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass immer mehr Verbraucher glauben, dass Deutschland seine Konjunkturschwäche überwinden kann. Gestützt wird dieser Optimismus offensichtlich durch das Vertrauen, das die Bürger – insbesondere in den neuen Bundesländern – in die neue Regierung haben. Es sieht so aus, als würden immer mehr Menschen glauben, dass diese die Kompetenz und auch die Durchsetzungsfähigkeit besitzt, der Konjunkturentwicklung positive Impulse zu geben und letztendlich einen Aufschwung herbeizuführen.

Einkommen: Erwartungen wachsen kräftig

Nachdem sich der Indikator Einkommenserwartung seit Mitte des letzten Jahres trotz monatlicher Schwankungen tendenziell seitwärts entwickelt hat, erholte er sich – nach einem leichten Anstieg im Dezember – im Januar kräftig. Er stieg um fast 16 Punkte und liegt mit einem Wert von 4,5 Punkten über dem langjährigen Durchschnittswert von Null und nur noch leicht unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Wie bei der Konjunkturerwartung sind es vor allem die Konsumenten aus den neuen Bundesländern, bei denen der Optimismus besonders stark steigt. Der Indikatorwert im Osten erhöht sich um gut 28 Punkte, während der im Westen etwa 13 Punkte zulegt.

Dass die Erwartungen an die Entwicklung des eigenen Einkommens so positiv sind, hängt sicherlich zum einen mit dem Optimismus im Hinblick auf die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zusammen. Zum anderen könnte die von Wirtschaftsminister Michael Glos ausgelöste Debatte über die Höhe von Lohnsteigerungen und deren Auswirkung auf den privaten Konsum eine positive Wirkung haben. In diesem Zusammenhang spielt sicher auch die Fußballweltmeisterschaft eine Rolle, die ja nicht nur dem Handel und den Dienstleistungsunternehmen in Deutschland lukrative Geschäfte, sondern auch einen zusätzlichen Bedarf an Arbeitskräften vor und während der Spiele versprechen. Dagegen scheinen die Aussichten auf Mehrbelastungen durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer und der Abbau der Pendlerpauschale im Jahr 2007 derzeit noch keine große Rolle zu spielen.

Anschaffungsneigung: großer Sprung

Mit einem Plus von über 18 Punkten im Januar machte der Indikator Anschaffungsneigung unter allen Verbraucherindikatoren den kräftigsten Sprung nach oben. Bei aktuell 20,3 Punkten liegt er im Vergleich zum Vorjahr um über 34 Punkte höher und ist damit der höchste Wert seit Mai 2001. Anders als bei den zuvor diskutierten Indikatoren, entwickelte sich die Anschaffungsneigung in den alten Bundesländern besonders positiv. Sie legte um 20,5 Punkte auf einen Wert von 22,2 zu, während der Indikator in den neuen Bundesländern lediglich um 10 Punkte auf einen Wert von 13,2 anstieg.

Die Bereitschaft, in naher Zukunft größere Anschaffungen zu tätigen, wächst also weiter. Dabei spielt sicherlich ein gewisser Nachholbedarf wegen aufgeschobener Anschaffungspläne, aber auch die bevorstehende Weltmeisterschaft eine Rolle. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass die Verbraucher gerade bei den größeren Anschaffungen sehr wohl vor Augen haben, dass die Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2007 ins Haus steht und es daher ratsam erscheinen lässt, erst später geplante Anschaffungen vorzuziehen.

Konsumklima: positive Tendenz setzt sich fort

Vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung der Indikatoren der Verbraucherstimmung zu Beginn dieses Jahres verbesserte sich auch das Konsumklima. Für Februar prognostiziert der Indikator einen Wert von 4,6 Punkten nach revidiert 4,0 für Januar. Damit erholt sich das Konsumklima weiter.

Alles spricht dafür, dass es um die Aussichten für den privaten Konsum im Jahr 2006 besser bestellt ist als im Vorjahr. Der gestiegene Optimismus nährt sich – so scheint es – wesentlich aus dem Vertrauen, das die Verbraucher in die neue Regierung haben. Die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft verstärkt diesen Optimismus. Dennoch: Zentral für die langfristige Entwicklung der Verbraucherstimmung bleiben die Lage auf dem Arbeitsmarkt sowie die Sicherung bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Gerade hier verschafft das sportliche Großereignis im Sommer dieses Jahres der Wirtschaft und der Regierung eine Art Atempause. Aber es gibt auch eine Zeit danach, in der – wenn sich die Situation auf dem Arbeits-markt nicht spürbar entspannt – die Ernüchterung wieder einsetzen könnte – und zwar um so mehr, je näher Mehrwertsteuererhöhung und Streichung der Pendlerpauschale rücken. Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass sich auch weiterhin nicht beeinflussbare Faktoren wie die Entwicklung der Weltmarktpreise auf Energie- und Rohölmarkt sowie politische Krisen und Konflikte im Nahen, Mittleren und Fernen Osten in der Stimmung der Konsumenten niederschlagen.

Zur Studie

Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte.

Quelle: Nürnberg [ gfk ]

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