Sonnleitner: Geflügelbestände vor Vogelgrippe schützen

Born befürchtet Absatzprobleme - DBV und ZDG koordinieren ihre Pressearbeit

Seit mehr als zwei Wochen stürmen Journalisten die Urlaubsregionen Mecklenburg-Vorpommerns. Nach dem ersten Vogelgrippefall bei einer Katze zieht erneut eine Medienschar über die Insel Rügen hinweg. Die Nerven liegen bei den Verantwortlichen für die Bekämpfung der Tierseuche ebenso blank wie bei den Korrespondenten von Zeitungen, Funk und Agenturen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur ddp. Die Vogelgrippe breitete sich rasant auf Rügen aus, möglicherweise waren Journalisten schuld, da sie ungeschützt in betroffenen Zonen recherchierten. Erst später wurden die Gebiete abgesperrt und den Berichterstattern an sicherer Stelle die Arbeit der Seuchenschützer demonstriert. Auch im bisher einzigen Fall einer Virusübertragung von der Wildpopulation in einen Nutzgeflügelbestand in Frankreich sollen laut Tierseuchenexperten Journalisten die Virusübertragung ermöglicht haben.

Vor dem Hintergrund, dass der Erreger der Vogelgrippe über das Nutztier auch einmal auf den Menschen überspringen könne, war der Informationsbedarf der Medien groß. Kein Tag verging, an dem das Thema Vogelgrippe nicht für Schlagzeilen sorgte oder im Mittelpunkt einer Talkshow stand. Wissenschaftliche Expertisen vornehmlich vom Friedrich-Loeffler-Institut und Robert-Koch-Institut wurden in vielen Medienberichten aufgenommen. Die Vertreter des Berufsstandes, der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) und der Deutsche Bauernverband (DBV), koordinierten ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie zeigten in zahlreichen Interviews auf, dass oberste Priorität in dem Verhindern eines Überspringens von der Wildpopulation in die Nutztierpopulation liege.

DBV-Präsident Gerd Sonnleitner beurteilte in Interviews für Zeitungen sowie im Hörfunk und Fernsehen über die Folgen der Vogelgrippe für die Landwirtschaft und die Märkte. In der Talkshow „Hart aber fair“ des WDR-Fernsehens forderte er umfassende hygienische Vorsorgemaßnahmen, um eine Übertragung des Vogelgrippe-Virus auf die Nutztierbestände zu verhindern. Sonnleitner machte deutlich, dass es sich zwar beim Vogelgrippe-Erreger H5N1 um einen extrem gefährlichen Virus handelt. Da es aber eine Tierseuche sei, gehe von der Vogelgrippe zurzeit keine Gefahr für die Verbraucher aus. Im ZDF-„Morgenmagazin“ erläuterte Sonnleitner, warum der Verzehr von Geflügelprodukten völlig ungefährlich sei. So seien in Deutschland die Nutztiere noch nicht von dem Virus infiziert, zudem töte die Erhitzung den Virus ab. Eine vorsorgliche Impfung von Nutztieren wie in den Niederlanden oder Frankreich hinterfragte Sonnleitner kritisch im ZDF, da geimpften Tieren eine Infektion nicht mehr anzumerken w  äre und sich die Vogelgrippe unkontrollierbar ausbreiten könne.

Im „inforadio rbb“ hob Sonnleitner die strengen Vorsorgemaßnahmen und Hygieneschleusen der Geflügelbetriebe hervor. Dadurch werde der Kontakt zwischen Wildvögeln und den Nutztierbeständen unterbunden. Dies müsse auch für die 350.000 Hobbygeflügelhalter in Deutschland gelten. Grundsätzlich vertrete zwar der Bauernverband bei Tierseuchenzügen die Strategie „Impfen statt töten“. Voraussetzung sei aber, dass es einen markierten Impfstoff gebe und geimpfte Tiere den Feldvirus nicht mehr weiter tragen können. Da dieser erst in zwei bis drei Jahren nach Aussagen der Wissenschaft vorläge, lehnt Sonnleitner zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Impfen ab.

In der Süddeutschen Zeitung erneuerte Sonnleitner seine Forderung nach konsequenter Einhaltung der hygienischen Vorsorgemaßnahmen, um die Übertragung des Erregers von infiziertem Wildgeflügel auf die Nutztiere zu verhindern. An den Grenzen müsse noch schärfer kontrolliert und endlich eine Deklarationspflicht für Reisende eingeführt werden, damit die illegalen Importe von Geflügel und Geflügelfleisch unterbunden werden. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung machte Sonnleitner auf die wirtschaftlichen Folgen aufmerksam, die bei der Übertragung der Vogelgrippe auf die Nutztiere zu befürchten seien. Dazu zählten auch notwendige Betriebsunterbrechungen und Schäden am Markt.

DBV-Generalsekretär Dr. Helmut Born befürchtet Absatzprobleme von Geflügelprodukten in Folge der Vogelgrippe. Im Gegensatz zu der Nachfrage im Inland seien aber beim Export von Geflügel bislang keine Einbußen zu verzeichnen, stellte Born in der Süddeutschen Zeitung fest. Auch im größten Exportmarkt Russland sei derzeit kein Nachfragerückgang bei deutschen Geflügelprodukten zu befürchten.

Quelle: Berlin [ dbv ]

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