Neuland-Fleisch Süd mit neuem Zerlegebetrieb am Bodensee

Nachhaltigkeit ist Konzept

Nach nur knapp fünfmonatiger Bauphase eröffnete die Neuland-Fleisch Süd ihren neugebauten Zerlegebetrieb in Überlingen feierlich. Durch ein energiesparendes Kühlsystem spart der Neubau bis zu 50 % Strom gegenüber herkömmlicher Kältetechnik.

„Das war schon ein gewaltiger Kraftakt. Über zwei intensive Jahre der Vorbereitung und schließlich fünf Monate Bauphase waren nötig, um den neuen Zerlegebetrieb zu bauen“, so Inhaber Matthias Minister bei der Begrüßung seiner Gäste. Neben Kunden, Lieferanten und Bauern waren auch zahlreiche Gäste aus Verbänden, Wirtschaft und Politik gekommen.


In einem kurzen Abriss zeigte Matthias Minister einzelne Stationen auf dem Weg zum Neubau auf. Die Standortwahl ergab sich aus der optimalen Kombination mit dem schon bestehenden regionalen Schlachthof in Überlingen. Der Schlachthof in Überlingen wird von regionalen Metzgern und Landwirten unter stiller Beteiligung der Stadt Überlingen betrieben. Durch diese Beteiligung war die Stadt auch sehr interessiert den Schlachtbetrieb durch den direkten Anbau der Zerlegung zu stabilisieren. Minister lobte so auch ausdrücklich Politik und Verwaltung der Bodenseestadt für die zielgerichtete Unterstützung bei Planung und Ausführung des Neubauvorhabens.

Nicht ganz so einfach verlief die Finanzierung des Projektes. Das sei dem schlechten Ranking der Branche geschuldet, schließlich habe man aber mit der Südwestbank einen Partner gefunden.

Ausdrücklich lobte der Bauherr „company 7“, die als Generalunternehmen die einzelnen Gewerke auf dem Bau optimal koordinierte und so den schnellen Baufortschritt erst ermöglichte.


Mit Stolz verwies Minister auf die Haustechnik. „ Wir verbrauchen mit der neuartigen Kältetechnik gegenüber herkömmlichen Kühlanlagen deutlich weniger Energie. Durch die besondere Art der Kälteerzeugung und Wärmerückgewinnung sparen wir bis zu 30 %, kombiniert mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach sind das sogar bis zu 50 % weniger Strom die wir brauchen. Auch das“, so Minister, „sei alles Neuland.“ Ausdrücklich lobte Minister dabei die Firma Stocker für die Konzeption und den Einbau der neuen Klimatechnik verantwortlich war.

Überlingens Oberbürgermeisterin Sabine Becker ging noch einmal auf die Gestehungsgeschichte der neuen Zerlegung ein. Metzger und beteiligte Stadt hatten für den regionalen Schlachthof nach Ergänzungsmöglichkeiten gesucht. Ziel war die Kostenstruktur über eine bessere Auslastung, unter anderem durch günstigere Beschaugebühren, zu verbessern. Auch sollte so der Bestand des Schlachthofes langfristig gesichert werden. Gleichzeitig habe Neuland-Fleisch Süd in der Allgemeinen Fleischerzeitung (afz) nach neuen Räumen für die Zerlegung gesucht. So kam man vor mehr als zwei Jahren ins Gespräch. Auch wenn aus dem Umfeld des benachbarten Reiterhofes erst einige Bedenken eingebracht wurden, sei die Planung und nach der erteilten Baugenehmigung auch der Bau sehr zielgerichtet und kooperativ durchgeführt worden.

Aus Sicht der Stadt sei Neuland-Fleisch, so die Oberbürgermeisterin, der ideale Partner für die Schlachthofinitiative Überlingen (SIÜ), stünden doch beide deutlich für Regionalität und für die Einbindung mittlerer und kleiner Landwirtschaftsbetriebe.

Diesen Faden nahm Ministerialdirektor Wolfgang Reimer vom baden-württembergischen Landwirtschaftministerium gerne auf. Reimer sieht die Kombination aus dem regionalen Schlachthof mit der Neuland-Zerlegung als Gegenentwurf zu den großen Schlachthöfen der BESH und der Vion in seinem Heimatlandkreis. Das Überlinger Modell sei ein regionaler Baustein gegen die fortschreitende Zentralisierung die auch kleinere Betriebe sterben lasse. Reimer äußerte die Hoffnung, dass Modelle wie Neuland-Fleisch vielen Bauern beim überleben helfe.

Auch Martin Steinmann als Vertreter des Neuland-Vorstandes betonte den Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft als wichtiges Gründungsthema für Neuland. Dazu zeige die aktuelle Entwicklung, dass der Tierschutzgedanke, für den Neuland mehr als jedes andere deutsche Fleischkonzept stehe im Wettbewerb eine immer größere Rolle spiele. Mit den besten Wünschen des Neuland-Vorstandes brachte Martin Steinmann einen Feldahorn für die Außenbepflanzung des neuen Terrains mit.


Nach dem offiziellen Teil feierten die Gäste die Neueröffnung mit gegrilltem Neuland-Fleisch.

Die Geschichte des Neuland-Vereins

"Neuland - Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung e.V." mit Sitz in Bonn wurde 1988 gegründet. Gründungsidee war nicht ein Öko-Programm, sondern ein völlig neues Konzept für die Fleischerzeugung. Neuland hat damit Maßstäbe für eine besonders artgerechte Tierhaltung gesetzt, die inzwischen von vielen Institutionen anerkannt sind. Das Ziel war und ist, eine soziale, qualitätsorientierte, tiergerechte und umweltschonende Tierhaltung mit hoher Glaubwürdigkeit und Transparenz in bäuerlichen Betrieben zu praktizieren.

Die Tiere werden, so das Neuland-Konzept zu einem angemessenen Preis, der die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe sichert, aufgekauft. Nach der Schlachtung werden sie an Neuland angeschlossene Fleischerfachgeschäfte, Lebensmitteleinzelhandel, Großküchen und Gastronomie weiterverkauft.

Es ist eine Besonderheit, dass Neuland nicht aus der Fleischbranche gegründet wurde, sondern von fünf gesellschaftlichen Verbänden, von denen heute noch der Deutsche Tierschutzbund" (DTschB), der "Bund für Umwelt und Naturschutz" (BUND) und die "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" (AbL) als Trägerverbände fungieren.

Zu Neuland-Fleisch Süd in Überlingen

Vor etwa fünfzehn Jahren hat Matthias Minister zusammen mit einigen mutigen Landwirten begonnen, das Neuland-Programm in Süddeutschland aufzubauen. Trotz vieler Widerstände, gerade von Seiten der landwirtschaftlichen Praxis und Verwaltung, besteht die Erzeugergemeinschaft heute aus fast 50 Landwirten. Ihre Schweine, Rinder, Geflügel und Lämmer werden an Fleischerfachgeschäfte und Betriebsrestaurants von München bis Frankfurt vertrieben. Die Verwaltung der Neuland-Fleisch Süd sitzt in Radolfszell.

Das Investitionsvolumen für die neugebaute Zerlegung liegt bei 1,3 Millionen Euro. Gefördert wurde der Neubau aus Töpfen des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums für „Marktstrukturverbesserung“ und die Kühltechnikaus aus denen des BAFA*. Die Zerlegung und der vorgeschaltete Schlachthof der Schlachthof-Initiative Überlingen sind so ausgelegt, dass auch eine deutliche Volumenausweitung bewältigt werden kann.

Quelle: Überlingen [ Neuland ]

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