Bilanz 2012 der landwirtschaftlichen Genossenschaften
Erstmals über 50 Mrd.-Euro umgesetzt - Vieh- und Fleischwirtschaft mit solider Marktposition
„Die 2.452 genossenschaftlichen Unternehmen haben 2012 erstmals die 50 Mrd. Euro-Marke übertroffen! Damit war das Internationale Jahr der Genossenschaften auch aus wirtschaftlicher Sicht überaus erfolgreich. Mehrwert durch Kooperation zahlt sich eben aus. Insbesondere preisbedingt und Export gestützt erzielte die genossenschaftliche Gruppe einen addierten Gesamtumsatz von 50,1 Mrd. Euro. Das ist ein Plus von 4 Prozent gegenüber 2011 (48,2 Mrd. Euro). Für alle Sparten gilt, dass die Genossenschaften als Verarbeiter und Vermarkter sowie innovativer Allround-Partner der Agrar- und Ernährungswirtschaft großes Vertrauen bei ihren Mitgliedern, Geschäftspartnern und Kunden genießen. Sie haben ihre Marktanteile behauptet“, erklärte Dr. Henning Ehlers, Generalsekretär des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der Jahrespressekonferenz.
Warenwirtschaft: umsatzstärkste Sparte im DRV
Die 451 Warengenossenschaften, darunter 5 Hauptgenossenschaften, erzielten 2012 erneut ein deutliches Umsatzplus von über 8 Prozent und festigten ihre Wettbewerbsposition. Der Gesamtumsatz beträgt knapp 25 Mrd. Euro.
Die Unternehmen melden deutlich höhere Verkaufserlöse für Getreide und Ölsaaten. Bei Baustoffen, Agrartechnik und Erneuerbaren Energien profitierten sie von der nach wie vor guten Baukonjunktur und Investitionstätigkeit der Landwirte.
Höhere Aufwendungen der Landwirtschaft für Mischfutter, aber auch im Pflanzenbau für Saatgetreide sowie bei Pflanzenschutz- und Düngemitteln trugen zur Umsatzsteigerung bei.
„Für die Getreideernte 2013 gehe ich derzeit auf Basis von Saatgutverkäufen, Flächenschätzungen des Statistischen Bundesamtes und langjährigen Ertragsdurchschnittswerten von knapp 45 Mio.t aus. Dies entspricht dem Vorjahresergebnis. Beim Raps erwarte ich insbesondere aufgrund einer deutlich gestiegenen Anbaufläche eine etwas höhere Ernte von gut 5,3 Mio. t. Bei der Marktentwicklung gehe ich, trotz augenblicklicher Schwächephase, von einer weiterhin stabilen Entwicklung aus. Allein der Anstieg der Weltbevölkerung um jährlich rund 80 Mio. Menschen löst eine zusätzliche Nachfrage von 40 Mio. t Getreide aus“, betont der DRV-Generalsekretär.
Milchwirtschaft: unruhiger Marktverlauf
Der Milchmarkt 2012 war von deutlichen Mengen- und Preisschwankungen gekennzeichnet. Die 251 Molkereigenossenschaften, darunter 49 Milch verarbeitende Unternehmen, haben einen unruhigen Marktverlauf mit phasenweise großen Anlieferungsmengen bewältigt. Insgesamt wurden erstmals mehr als 30 Mio. t Milch zur Verarbeitung an deutsche Molkereien geliefert. Das ist ein Plus von rd. 1,2 Prozent. Im Jahresverlauf konnten wieder höhere Erzeugerpreise ausgezahlt werden. Dennoch lagen die Erzeugerpreise nach vorläufigen Schätzungen im Bundesmittel mit rd. 32 Cent/kg bei 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß etwa 8 Prozent unter dem Vorjahreswert.
„Die Umsätze der genossenschaftlichen Gruppe gingen nicht zuletzt deshalb um rd. 3 Prozent auf knapp 13 Mrd. Euro zurück. Die Molkereigenossenschaften haben die Drittlandsmärkte im Fokus. Angesichts der globalen Nachfrage sind die Aussichten weiterhin gut. Die FAO erwartet einen steten Aufwärtstrend der Preise“, so Dr. Ehlers.
Vieh- und Fleischwirtschaft: solide Marktposition
Die genossenschaftliche Vieh- und Fleischwirtschaft erzielte ein Umsatzplus von 5 Prozent auf 5,1 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis beigetragen haben im Wesentlichen die gestiegenen Schlachtpreise für Schweine und Rinder sowie das erfolgreiche Exportgeschäft aufgrund der lebhaften Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen.
In der Schlachtung und Vermarktung von Schweinen war die Entwicklung erstmals seit 1997 rückläufig. In Deutschland wurden 2,3 Prozent weniger Schweine geschlachtet als im Vorjahr. Das Aufkommen betrug 58,3 Mio. Tiere. Die Preise übertrafen das Vorjahresniveau.
Die Ausfuhren in EU-Staaten waren mit 2,2 Prozent auf 1,8 Mio. t rückläufig. Die Exporte in Drittländer hingegen sind um 3,7 Prozent auf 0,7 Mio. t gestiegen. Wichtigste Abnehmer außerhalb der EU sind Russland (0,23 Mio. t) und China inklusive Hongkong mit insgesamt 0,29 Mio. t.
Der Abwärtstrend am deutschen Rindfleischmarkt setzte sich fort, allerdings schwächer als 2011 und im europäischen Vergleich. Es wurden 3,62 Mio. Rinder geschlachtet (- 1,6 %). Die Erzeugung erreichte nur noch 1,14 Mio. t (-1,9 %). Der weltweite Rindfleischmarkt ist gekennzeichnet durch sinkende Viehbestände, eine schrumpfende Produktion bei guter Nachfrage. Das erklärt das hohe Preisniveau.
„Die Exportsituation hat sich bedauerlicherweise deutlich verschlechtert. Aus der EU wurden in den ersten elf Monaten 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 18,9 Prozent (-156.581 t) weniger Rindfleisch und lebende Rinder ausgeführt. Hierzulande zeichnete sich ein ähnlicher Trend mit -15,1 Prozent auf 380.422 t bei Ausfuhren von Rindfleisch und Rindfleischerzeugnissen ab“, so Dr. Henning Ehlers.
Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft: auf der Erfolgsspur
Die Unternehmen bauten ihre Umsätze 2012 um 3 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro aus. Nach dem für Produzenten und Handel sehr schwierigen Vorjahr aufgrund der EHEC-Krise war die Marktsituation 2012 bei den meisten Gemüsekulturen ausgeglichen. Die Preise erholten sich aufgrund des geringeren Angebots, erreichten aber nicht das langjährige Mittel.
„Als wirksame Absatzförderungsmaßnahme startete die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) Anfang 2012 die Verbraucherkampagne „Deutschland – Mein Garten.“ Sie erreicht die Konsumenten und informiert über die zahlreichen Qualitäts-, Frische- und Umweltvorteile von Obst und Gemüse aus heimischer Erzeugung. Die Kampagne zeigt Wirkung“, so Dr. Ehlers.
Winzergenossenschaften: stabiler Umsatz – beste Qualitäten
Innerhalb der deutschen Weinbaugebiete weisen die Ernten relativ große Mengenschwankungen, aber sehr gute Qualitäten auf. Das sind optimale Voraussetzungen für Spitzenweine aller Qualitätsstufen. In Deutschland wurde eine durchschnittliche Ernte von 9,1 Mio. hl eingefahren. Die Winzergenossenschaften, die ein Drittel der deutschen Weinproduktion abbilden, erzielten einem stabilen Jahresumsatz von rd. 800 Mio. Euro.
Die europaweiten Ernteschätzungen liegen mit 145,5 Mio. hl etwa 14 Prozent unter dem fünfjährigen Mittel. Vor allem die großen Weinbau treibenden Länder Spanien, Italien und Frankreich fuhren 2012 keine „normale Erntemenge“ ein. Da die Nachfrage dort rückläufig ist, übertrifft die Produktion immer noch den Verbrauch. Somit stehen große Mengen für den Export zur Verfügung.
„Für 2013 erwarte ich ein leichtes Umsatzplus. Denn die Marktanteile deutschen Weins werden voraussichtlich zulegen. Fusionen und Kooperationen bleiben für die Winzer- und Weingärtnergenossenschaften eine Option, die wirtschaftliche Situation und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern“, so Dr. Ehlers.
Agrargenossenschaften: erfolgreiche Mehrfamilienbetreibe
Die 790 Agrargenossenschaften, die dem DRV angeschlossen sind, steigerten ihre Umsätze 2012 um über 5 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Im Pflanzenbau war dieses Plus vorrangig preisbedingt. In der tierischen Veredelung sind neben höheren Verkaufserlösen weitere Produktivitätszuwächse bzw. Leistungssteigerungen zu verzeichnen.
Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV)
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich organisierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 2.452 DRV-Mitgliedsunternehmen im Agrarhandel und in der Verarbeitung von Agrarerzeugnissen mit rund 82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 50,1 Mrd. Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften.
Quelle: Berlin [ DRV ]