Zuckerkranke und Infarktpatienten oft von Depressionen betroffen
Experten raten zu Screening
Etwa ein Viertel aller Patienten mit Typ 2 Diabetes und einer von fünf Patienten an Kliniken mit koronarer Herzkrankheit leiden unter Depressionen. "Dadurch wird die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit dieser Patienten", erklärte Prof. Dr. Stephan Herpertz vom Universitätsklinikum Bochum Anfang Januar auf dem 34. Interdisziplinären Forum "Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" der Bundesärztekammer in Berlin. Die Betroffenen führten in der Regel einen ungesunden Lebensstil, sie seien häufiger körperlich inaktiv und neigten zu Adipositas. Aber auch körperliche Veränderungen, z.B. des Reizleitungssystems des Herzens, der Blutgerinnung oder der Immunabwehr seien nicht selten zu beobachten. Therapieempfehlungen kämen nur schwer an. "Depressionen bei primär körperlich kranken Menschen werden unter Praxisbedingungen oft nicht erkannt und unzureichend behandelt", meint Herpertz. Er rät deshalb zu einem regelmäßigen Depressionsscreening bei chronischen Krankheiten als integralen Bestandteil der Routineversorgung."Dabei sind Depressionen von Patienten mit Diabetes oder Herzkrankheit mit Antidepressiva, Psychotherapie oder einer Kombination von beidem annährend so gut behandelbar wie depressive Patienten ohne körperliche Erkrankung", betonte Herpertz. Allerdings gebe es noch keine überzeugende Behandlung, die auch auf die medizinischen Parameter des Diabetes oder der Koronaren Herzkrankheit zuverlässig eine günstige Wirkung entfaltet. So gebe es etwa keine ausreichende Behandlung, die bei Infarktpatienten mit Depression und geringer sozialer Unterstützung die Überlebenszeit verlängern hilft.