Prof. Dr. med. vet. Klaus Troeger übernimmt Vorsitz der Forschungsgruppe
Nach viermonatiger Vorlaufzeit hat sich im April die Forschungsgruppe „Tierschutz D & S Fleisch“ gegründet. Den Vorsitz dieses Expertenkreises übernahm Prof. Dr. met. vet. Klaus Troeger vom Max-Rubner-Institut in Kulmbach. Stellvertretener Vorsitzender der Gruppe ist Dr. med. vet. Andreas von Breitenbuch, (D&S Fleisch GmbH).
Mitglieder der Expertengruppe „Tierschutz D & S Fleisch“ (v.l.n.r.) Herbert Dreckmann, Dipl. Ing. Siegfried Kaufmann, Prof. Klaus Troeger, Dr. Andreas von Breitenbuch
NDR-Magazin prangert Fleischbetriebe an - offizielle Vorabmeldung zur Sendung - aktualisiert am 20. 04. 2010
Nach Recherchen des Wirtschafts- und Verbrauchermagazins "Markt" im NDR Fernsehen (Sendung war Montag, 12. April, 20.15 Uhr) verheimlichen deutsche Hersteller von Lachs-, Nuss- und luftgetrocknetem Schinken ihren Käufern ein wesentliches Detail: Sie haben einen Weg gefunden, kleine Teile rohes Fleisch zu großen Stücken zu verkleben. Für den Verbraucher ist das Klebefleisch nicht zu erkennen. Da ein entsprechender Hinweis auf der Verpackung fehlt, wird er getäuscht. Damit bewegen sich die Hersteller derzeit in einer rechtlichen Grauzone.
Sie nennen ihre Produkte gerne "köstlich", bezeichnen sie als "Spitzenqualität" oder "Delikatess"-Rohschinken. In Wirklichkeit steckt oftmals Klebefleisch in der Verpackung - dies hat eine Untersuchung in einem akkreditierten Laboratorium im Auftrag von "Markt" ergeben. Eine Möglichkeit, geklebten Rohschinken herzustellen, ist die Behandlung kleinerer Fleischteile mit dem Enzym Transglutaminase. Der Befund von Prof. Goetz Hildebrandt vom Institut für Lebensmittelhygiene der FU Berlin: In sechs von 13 untersuchten Rohschinken-Produkten befanden sich Schinkenscheiben, die aus mehreren Teilen zusammengeklebt waren. Darunter befinden sich auch Produkte der Firma Gutfried, nämlich der Putenlachsschinken und der luftgetrocknete Putenschinken. Auch der luftgetrocknete Frühstücksschinken von Lidl-Lieferant Xxxxxxx steht im Verdacht.
In der NDR-Sendung „Markt“ vom 12.04.2010 wurde im Rahmen eines Beitrags über vermeintlich geklebte Rohschinkenprodukte berichtet. Dabei wurden 13 Produktmuster überprüft, von denen 6 beanstandet wurden. Im Beitrag wurde der Eindruck erweckt, als würde der luftgetrocknete Frühstücksschinken der Marke Metzgerfrisch ebenfalls unter Verwendung mehrerer Muskelfleischstücke sowie von Transglutaminase hergestellt. Grundlage für diese Einschätzung sind die Überprüfungen und Aussagen von Prof. a.D. Dr. Hildebrandt, der nach nochmaliger Überprüfung und Sichtung der Produktionsprozesse bei Reinert seinen ursprünglich geäußerten Verdacht zurückgezogen hat.
Bereits im Vorfeld der Ausstrahlung hatte Reinert gegenüber dem NDR verbindlich erklärt, dass alle Reinert Rohschinkenprodukte ausschließlich aus einem natürlich gewachsenen Stück vom Schwein nach traditioneller Herstellungsweise ohne Zuhilfenahme von Transglutaminase oder anderen Enzymen hergestellt werden. Dies gilt auch für den in der Sendung genannten Frühstücksschinken der Marke Metzgerfrisch, der für seine Qualität erst vor wenigen Wochen mit einer DLG-Bronzemedaille ausgezeichnet worden ist. Die Herstellung aller Reinert-Produkte geschieht unter strenger Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben und wird regelmäßig lebensmitteltechnisch überwacht.
Zu den jüngsten Berichten über nicht ausreichend gekennzeichnete Schinkenprodukte (sogenannte Form- oder Klebeschinken), die aus einzelnen kleinen Teilen zusammengepresst werden, erneuert der Deutsche Bauernverband (DBV) seine Forderung an die Lebensmittelverarbeitung, der hohen Produktqualität von Schinken durch eine unmissverständliche Kennzeichnung veränderter Lebensmittel gerecht zu werden. Der DBV sieht unter anderem im Preiskampf des Lebensmittelhandels und der Ernährungswirtschaft eine der Ursachen für Imitate und unzureichende Verbraucherinformationen. „Die deutschen Bauern stehen für Klarheit und Wahrheit bei der Lebensmittelerzeugung“, betonte DBV-Generalsekretär Dr. Helmut Born. Deshalb hätten sie wie die Verbraucher keinerlei Verständnis, wenn durch Imitate, Fälschungen oder Kennzeichnungsdefizite der guten Lebensmittelqualität immer wieder Imageschaden zugefügt würde. „Wir Landwirte stellen uns in unserer täglichen Arbeit den hohen Qualitätsanforderungen der Verbraucher. Es kann deshalb nicht sein, dass diese im Preiskampf der Unternehmen der Lebensmittelkette auf der Strecke bleiben!“, betonte Born.
Der DBV fordert die Lebensmittelüberwachung eindringlich auf, die Kontrollen von Schinkenprodukten zu erhöhen. Neben der Sicherheit der Produkte müsse auch die Kennzeichnung engmaschig kontrolliert werden. Sei der angebliche Schinken aus mehreren kleinen Fleischteilen zusammengesetzt, weiche dies von der allgemeinen Verkehrsauffassung über die Beschaffenheit eines Schinkens ab, was für die Konsumenten erkennbar sein sollte, zum Beispiel über den Zusatz: „aus Schinkenteilen zusammengesetzt“.
Ein Reinheitsgebot für Rohschinken fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nach Bekanntwerden von Fleischmanipulationen in der Lebensmittelbranche. Das NDR-Verbrauchermagazin Markt hatte gestern über "Klebefleisch" berichtet, wonach es bereits heute Rohschinkenprodukte gibt, die mit Hilfe eines Enzyms aus mehreren Fleischteilen zu einem Stück zusammengekleistert werden. "Ein roher Schinken ist doch kein Puzzle-Spiel", so die Reaktion von vzbv-Vorstand Gerd Billen. "Wer rohen Schinken kauft, erwartet keine zusammengesetzten Teilstücke, sondern ein Stück gewachsenes Muskelfleisch."
Es könne nicht sein, dass nun zum wiederholten Male stillschweigend ein Grundnahrungsmittel mit neuen Techniken verändert, hergestellt und ohne Kenntlichmachung vermarktet werde. "Nach Analogkäse, ESL-Milch, Schinken- oder Krebsfleischimitaten bringt dieser neue Fall von Verbrauchertäuschung bei Lebensmitteln das Fass zum Überlaufen", meint vzbv-Vorstand Gerd Billen. Das Beispiel Analogkäse habe gezeigt, dass Imitate gerade in der Gastronomie zum Einsatz kommen. Er fordert ein generelles Herstellungs- und Vertriebsverbot von auf auf diese Art und Weise produzierten Fleischprodukten.
In einem Schreiben an den NDR weist Wiltmann-Chef Dr. Wolfgang Ingold Vorwürfe bezüglich Enzymverwendung zurück und betont Gesetzeskonformität des Frühstücksschinkens:
Nölke sagt: Geflügelschinken einwandfrei deklariert / Labor-Untersuchung bestätigt dies
Für Verbraucher und Konsumenten der Marke GUTFRIED ist es wichtig zu wissen, wie sie sich mit Geflügelprodukten verlässlich und gesund ernähren. Klarheit ist deswegen in der aktuellen Diskussion um Roh- und Geflügelschinken für die Konsumenten bedeutsam. Die Heinrich Nölke GmbH und Co. KG benennt deshalb die Fakten und Tatsachen.
Wir verwenden keine Transglutaminase bei der Herstellung unserer „GUTFRIED Delicioso, luftgetrockneter Puten Schinken“ und „GUTFRIED Puten Lachsschinken. Beide Produkte sind natürliche, gesunde und eiweißreiche Geflügelschinken.
Rekordbeteiligung mit 6.500 Produkten von 600 Herstellern
Mit einer Rekordbeteiligung von über 6.500 Fleischerzeugnissen endete jetzt die DLG-Qualitätsprüfung Schinken und Wurst in Bad Salzuflen. Rund 600 Experten untersuchten vier Tage lang die Produkte, die von 600 Herstellern stammten, qualitativ. Im Mittelpunkt der Tests stand die sensorische Analyse und mit ihr der Genusswert der Fleischerzeugnisse.
600 DLG-Experten untersuchten vier Tage lang 6.500 Fleischerzeugnisse.
BVL veröffentlicht erstmals zwei Jahresberichte zu Rückständen in Lebensmitteln tierischen Ursprungs
Im Jahr 2008 hat etwa jede 250. Probe von Lebensmitteln tierischer Herkunft nicht erlaubte Rückstandsgehalte enthalten. Während sich in Fleisch, Milch und Honig nur selten unzulässige Rückstandsmengen aus Tierarzneimitteln, sonstigen pharmakologisch wirksamen Substanzen, Schwermetallen oder langlebigen Organochlorverbindungen fanden, wurde in Aquakulturen nach wie vor vergleichsweise häufig Malachitgrün nachgewiesen. Die Hintergrundbelastung der ubiquitär in der Umwelt verbreiteten Dioxine und dioxinähnlichen PCB spiegelt sich in den Untersuchungsergebnissen für Eier wider. Dies sind Ergebnisse aus dem „Jahresbericht 2008 zum Nationalen Rückstandskontrollplan (NRKP)“, den das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute herausgegeben hat.
Erstmals veröffentlicht das BVL in diesem Jahr auch die Ergebnisse des Einfuhrrückstandskontrollplanes (ERKP) zu Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Dort enthielt etwa jede 40. Probe, die im Jahr 2008 von tierischen Erzeugnissen aus 32 Nicht-EG-Staaten genommen wurde, Rückstandsgehalte oberhalb der gesetzlichen Normen.
Auftritt im Rahmen der BMELV-Sonderschau "Hier wächst Zukunft – Innovation und Vielfalt für mehr Lebensqualität" – 15. bis 24. Januar 2010
Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) informiert im Rahmen der BMELV-Sonderschau "Hier wächst Zukunft – Innovation und Vielfalt für mehr Lebensqualität" auf der Grünen Woche in Berlin über die Qualitätsarbeit und die Qualitätsprüfungen ihres Testzentrums Lebensmittel. Im Mittelpunkt des DLG-Auftritts auf der weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau steht das neue DLG-Qualitätszeichen mit Herkunftsangabe. Es kombiniert die bekannten DLG-Medaillen mit der Aussage "Hergestellt in Deutschland". Die Sonderschau des BMELV (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) wird in Halle 23a veranstaltet. Die Grüne Woche findet vom 15. bis 24. Januar 2010 statt.
Mit dem neuen Qualitätszeichen der DLG erhalten Verbraucher neben einem Qualitätsurteil zugleich einen Hinweis auf das Herstellungsland des prämierten Lebensmittels. Das neue Zeichen stellt einen wichtigen Beitrag für die Verbraucherkommunikation dar. Denn „Made in Germany“ genießt bei Konsumenten auch im Bereich Lebensmittel eine hohe Wertschätzung. Ergebnisse einer Befragung des Allensbacher Instituts für Demoskopie im Auftrag der DLG belegen, dass Verbraucher eine Ausweitung der Information über Qualität auch um Herkunftsnachweise wünschen. In diesem Kontext lässt sich die Aussage „Made in Germany“ auch bei Lebensmitteln stärker zur Verbraucherinformation und Vertrauensbildung nutzen.
Stichtag ist der 1. Januar 2010. Ab diesem Tag gelten im QS-Prüfsystem überarbeitete Leitfäden und Checklisten. Ein Schwerpunkt der Revision 2010 liegt in der Trennschärfe der Bewertungs- und Kontrollmodalitäten. Zukünftig werden auch geringe Mängel Einfluss auf die qualitative Einstufung eines Systempartners im QS-System haben. Dr. Hermann-Josef Nienhoff, Geschäftsführer der QS Qualität und Sicherheit GmbH: „Die Audits werden zukünftig hervorragende Ergebnisse einerseits und kritische Punkte andererseits deutlicher widerspiegeln. Unser Ziel ist es, die Situation auf den Betrieben noch präziser zu beschreiben. Damit schaffen wir noch mehr Klarheit.“
Für die Systemkette Fleisch und Fleischwaren bleibt die Verschärfung nicht ohne Auswirkungen: Erreichten im vergangenen Jahr noch rund 95 Prozent aller Systempartner den Status I und damit das höchste Niveau, wird diese Einstufung künftig schwerer zu erzielen sein. So wird das Auditergebnis zukünftig stärker vom Erfüllungsgrad der Einzelkriterien – bei QS von A (sehr gut) bis D (ausreichend) – abhängig sein. Ein Beispiel: Um Status I zu erreichen, dürfen Systempartner ab dem 1. Januar 2010 im Audit keine „D“-Bewertung mehr erhalten. Auch kleinere Mängel können sich künftig negativ auswirken.