Gesundheit

Volkskrankheit Depression: Verbesserung der Diagnostik und Therapie

DGPPN federführend: Erstmals kombinierte Behandlungs- und Versorgungsleitlinie zur unipolaren Depression

Depressionen zählen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation zu den häufigsten psychischen Leiden überhaupt. Hochrechnungen zufolge wird die Depression im Jahre 2030 in den industrialisierten Ländern auf Rang 1 der Krankheiten stehen, an denen Menschen leiden. Allein in Deutschland sind bereits heute schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung, also etwa vier Millionen Menschen, betroffen.

Trotz dieser hohen Zahl wird die Volkskrankheit Depression in der Hälfte der Fälle nicht diagnostiziert und deshalb oft nur unzureichend oder gar nicht behandelt, obwohl die Möglichkeiten der Behandlung in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind. Um die Defizite in der Versorgung abzubauen und das wissenschaftlich-medizinische Know- how in Diagnostik und Therapie nachhaltig zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) gemeinsam mit anderen Institutionen und Organisationen eine neue evidenzbasierte Leitlinie zur unipolaren Depression erarbeitet.

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Wirkstoff aus Grünem Tee schützt vor HIV-Übertragung aus Samen

Hamburger Forscher entdeckten, dass ein Wirkstoff aus Grünem Tee die Infektiosität von HIV-1 im Laborexperiment drastisch senkt. Ilona Hauber und ihre Kollegen vom Heinrich-Pette-Institut (HPI; www.hpi-hamburg.de) in Hamburg postulieren, dass dieser Hemmstoff, wenn er in konzentrierter Form in mikrobiziden Vaginalcremes enthalten ist, vor der sexuellen Übertragung von HIV schützen könnte. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Virologen jetzt im renommierten Fachjournal PNAS (online Early Edition 18. Mai 2009).

Ulmer Wissenschaftler hatten vor 2 Jahren erkannt, dass im menschlichen Samen feinste Fäden, so genannte amyloide Fibrillen, enthalten sind, die mit HIV und der Zelloberfläche wechselwirken. Dies geschieht, in dem sich HIV in das Proteinnetz der Fibrillen einlagert, dadurch nah an die Zelloberflächen gelangt und so eine effektive Infektion von Zellen ermöglicht wird. Die Fibrillen heißen abgekürzt SEVI (Semen-derived Enhancer of Viral Infection) und sind Abbauprodukte eines Proteins, das in hohen Mengen im Samen enthalten ist. Mit Hilfe von SEVI erhöht sich die Infektiosität von HIV drastisch. Ein Hemmstoff, der SEVI im Samen abbaut und unschädlich macht, könnte somit auch die Ansteckung mit HIV bei der sexuellen Übertragung verringern, so war die Idee der Hamburger Forscher.

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Rolle des Gehirns bei der Entstehung des Diabetes

Im Gehirn regulieren komplexe Mechanismen den Energiestoffwechsel. Sie sorgen unter anderem dafür, dass Organe ausreichend Blutzucker erhalten. Diese Vorgänge könnten einen größeren Einfluss auf Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Diabetes Typ 2 haben, als bisher angenommen. In wieweit die im Tierexperiment nachgewiesenen Zusammenhänge auch auf Menschen übertragbar sind, war eines der Themen der 44. Jahrestagung der Deutschen Diabetes- Gesellschaft vom 20. bis 23. Mai 2009 im Congress Centrum Leipzig.

Neben dem Insulin gehört Leptin, das in den Fettzellen gebildet wird, zu den wichtigsten Hormonen des Energiestoffwechsels. "Beide informieren das Gehirn ständig über die im Fettgewebe vorhandenen Energievorräte des Körpers", erläutert Professor Dr. med. Jens Brüning, Leiter der Abteilung für Mausgenetik und Metabolismus, Institut für Genetik der Universität zu Köln. Beide Hormone gelangen mit dem Blut ins Gehirn. Sie wirken dort auf eine Ansammlung von Nervenzellen - den sogenannten Nucleus arcuatus. Er befindet sich mitten im Gehirn, im Hypothalamus, wo auch andere Körperfunktionen wie Temperatur oder Tag-Nacht-Rhythmus kontrolliert werden.

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Auch Sportmuffel können dem Herzinfarkt entgehen

Mehr Bewegung und weniger Kalorien: Forscher am Universitätsklinikum Essen haben jetzt ergründet, warum diese einfache Formel den Körper vor Herzinfarkten schützen kann.

Der demographische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen: Dank der verbesserten medizinischen Versorgung wird die Menschheit in der westlichen Welt immer älter. Mit steigendem Alter potenziert sich jedoch auch die Gefahr, einen schweren Herzinfarkt zu erleiden. Ein natürlicher Schutzmechanismus, den das Herz in sich trägt, geht nach und nach verloren. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Dieser Verlust der "Kardioprotektion", wie die angeborene Herzschutzfunktion in der Medizin genannt wird, lässt sich rückgängig machen - und zwar mit einem ganz einfachen Rezept: Viel Bewegung und kalorienreduziertes Essen bringen die Herzmuskeln wieder auf Trab.

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Weizengras - gesundes Grün?

Karlsruher Ernährungsstudie untersucht Gesundheits-Effekte von Weizengras

Eine Fülle von Gesundheitsratgebern widmet sich dem Einsatz von Weizengras-Saft als natürliches Heilmittel. Nicht selten wird es darin als wahres Gesundheitselexir angepriesen. Unter Weizengras versteht man das grüne Weizen-Pflänzchen, das noch vor dem Sprießen, also bevor die typischen Ähren entstehen, geerntet wird. Weizengras kann frisch als Saft oder in Form eines Nahrungsergänzungsmittels verzehrt werden. Wissenschaftlich fundierte Studien zu gesundheitlich relevanten Wirkungen von Weizengras gibt es bisher jedoch kaum. Was tatsächlich hinter dieser neuen "Gras-Wellness" steckt, haben Wissenschaftler des Max Rubner-Instituts in einem aktuellen Forschungsprojekt zusammen mit Lebensmittelverfahrenstechnikern der Universität Karlsruhe und der Pfälzer Walter-Mühle untersucht. Hierzu verzehrten im Rahmen einer Ernährungsstudie 55 übergewichtige Männer mittleren Alters mit einem erhöhten Cholesterinspiegel vier Wochen lang Weizengras-Produkte, die mit verschiedenen Verfahren hergestellt waren. In Blutproben der Teilnehmer wurde schließlich untersucht, inwiefern Weizengras- Inhaltsstoffe vom Körper aufgenommen werden können und ob Risikofaktoren, die mit der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen, beeinflusst werden.

Zwar konnte ein solcher Einfluss nicht nachgewiesen werden, es stellte sich jedoch heraus, dass Weizengras eine exzellente Aufnahmequelle für Lutein ist, ein Pflanzeninhaltsstoff im Weizengras, eng verwandt mit beta-Carotin, dem bekannten Farbstoff in der Möhre. Lutein schützt vor freien Radikalen und hat, so vermutet man heute, eine besondere Schutzfunktion für das Auge und den Sehvorgang, da Lutein in großen Mengen in die Netzhaut des Auges eingelagert wird und den "gelben Fleck" erst gelb macht. Die Ergebnisse sollen schließlich in die Tat umgesetzt werden: Die Forschungspartner suchen nun nach Möglichkeiten, schmackhafte Lebensmittel zu entwickeln, die Weizengras enthalten und dem Verbraucher als Luteinquelle zur Verfügung stehen sollen.

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Diagnose HIV: nach wie vor hohe Zahl

Für das Jahr 2008 sind dem Robert Koch-Institut insgesamt 2.806 HIV-Neudiagnosen gemeldet worden. Gegenüber dem Jahr 2007 (2.774 Neudiagnosen) bedeutet dies keine nennenswerte Veränderung. „Die nach wie vor hohe Zahl zeigt, dass Prävention und Forschung weiterhin wichtig sind“, meint Jörg Hacker, Präsident des RKI. Allerdings gibt es regional abweichende Entwicklungen. Der neue Jahresbericht mit umfangreichen Daten zu HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen ist im Epidemiologischen Bulletin 21/2009 veröffentlicht worden und auf den RKI-Internetseiten abrufbar (www.rki.de).

Angaben zum Infektionsweg lagen für 85 % der im Jahr 2008 neu diagnostizierten HIV-Infektionen vor. Darunter stellen Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), mit 65 % unverändert die größte Gruppe. Hier ist die Zahl der Neudiagnosen im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr (2007) praktisch unverändert - 1.555 beziehungsweise 1.552 (im Jahr 2007 musste bei den MSM noch ein Anstieg um 12 % gegenüber 2006 registriert werden).

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Aids ist nicht besiegt - aber Prävention zeigt Erfolge

Die neuen Daten der Repräsentativerhebung "Aids im öffentlichen Bewusstsein 2008" der  Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen einen weiteren Anstieg des Schutzverhaltens in der Bevölkerung. Auch die Kondomabsatzzahlen liegen im Jahr 2008 auf dem Rekordniveau von 215 Millionen Stück. Dennoch muss der Kampf gegen die HIV-Ausbreitung in Deutschland mit aller Kraft weitergeführt werden, um die positive Entwicklung zu festigen und idealerweise weiter zu verbessern

Die neuen Daten der Repräsentativerhebung "Aids im öffentlichen Bewusstsein 2008", mit der die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) regelmäßig Wissen, Einstellungen und Verhalten der Bevölkerung im Hinblick auf HIV/Aids sowie die Reichweiten der Aufklärungsmaßnahmen untersucht, zeigen einen weiteren Anstieg des Schutzverhaltens in der Bevölkerung.

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Arbeiten im Freien: Mit heiler Haut davonkommen

Jetzt lockt die Sonne wieder Menschen in Straßencafés oder an die Badeseen. Doch ihre wärmende Strahlung hat zwei Gesichter. Die anregende und wohltuende Wirkung eines Sonnenbads verkehrt sich schnell ins Gegenteil, wenn die Haut zu lange der Sonne ausgesetzt wird. Den anschließenden Sonnenbrand vergisst sie nie. Besonders gefährdet sind rund zweieinhalb Millionen Beschäftigte in Deutschland, die sich berufsbedingt häufig acht Stunden oder länger der prallen Sommersonne aussetzen müssen. An sie richtet sich die Broschüre "Licht und Schatten - Schutz vor Sonnenstrahlung für Beschäftigte im Freien", die die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitmedizin (BAuA) veröffentlicht hat.

Insbesondere sind Beschäftigte in der Baubranche, der Land- und Forstwirtschaft aber auch im Dienstleistungsbereich wie Gebäudereiniger, Schornsteinfeger oder Erzieherinnen durch die Sommersonne gefährdet. Schließlich können langjährige, intensive Einwirkungen ihrer ultravioletten Strahlungsanteile zu Hautkrebs führen.

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Darmkrebs erkennen, bevor er entsteht

Forschungsverbund von TU München, Epigenomics AG und Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) entwickelt neue Wege der Prävention

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert ein Forschungsvorhaben mit einem Gesamtumfang von 1,3 Millionen Euro zur Früherkennung von Darmkrebs, das Wissenschaftler der 2. Medizinischen Klinik des Klinikums rechts der Isar der TU München, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) und die Firma Epigenomics AG gemeinsam umsetzen. Ziel des Projektes ist es, einen neuartigen Bluttest zu entwickeln, mit dem auch Vorstufen des kolorektalen Karzinoms, so genannte Adenome und Polypen, nachgewiesen werden können. Im Vergleich zu der bisher üblichen Koloskopie wäre diese Möglichkeit für die Patienten deutlich unkomplizierter. Ein nicht- invasiver Bluttest könnte somit ergänzend zur vorhandenen Präventionsstrategie wesentlich dazu beitragen, die Darmkrebs- Sterblichkeit zu verringern.

Das kolorektale Karzinom ist mit rund 73.000 Neuerkrankungen in Deutschland jährlich der häufigste gastrointestinale Tumor und gleichzeitig die Krebserkrankung, die in Europa und den USA die zweitmeisten Todesopfer fordert. Der Großteil der Fälle wird erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, so dass eine Heilung oft nicht mehr möglich ist. Um die Prognose für diese Erkrankung zu verbessern, müsste das Karzinom in möglichst frühen Stadien, idealerweise noch in seiner Vorläuferform (Polypen), erkannt werden. So könnten die Patienten, bei denen der Krebs sich noch nicht ausgebreitet hat, geheilt werden. In diesem Stadium liegen die Heilungschancen bei über 90 Prozent. Durch die Entfernung von Polypen könnte zudem unter Umständen sogar der Ausbruch der Krankheit verhindert werden. Die Einführung der Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren als Screening-Verfahren im Jahr 2002 sollte die Früherkennung von Polypen und frühen Stadien des kolorektalen Karzinoms deutlich verbessern. Da sich jedoch derzeit jährlich nur 2,8 Prozent der zur Teilnahme Berechtigten dieser Untersuchung unterziehen, bezogen auf zehn Jahre sind dies 28 Prozent, blieb der Erfolg bislang begrenzt. Ein blutbasierter Test, der Adenome und frühe Stadien des kolorektalen Karzinoms nachweist, würde die Akzeptanz der Darmkrebsvorsorge in der Bevölkerung deutlich verbessern. Die endoskopische Untersuchung mit der Möglichkeit, gleichzeitig bestehende Polypen zu entfernen, könnte dann insbesondere positiv getesteten Personen empfohlen werden.

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Asiatische Kampfkunst erhöht Schmerzschwellen

Studie untersucht, wie Abhärtungstraining auf Schmerzempfindung wirkt

In vielen asiatischen Kampfkünsten gehört es traditionell zum Training dazu, sich Schmerzen zuzufügen, um auf Dauer gegen Schmerzen abgehärtet zu sein. Wissenschaftler der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster haben jetzt experimentell untersucht, wie sich dieses sogenannte Abhärtungstraining auf die Schmerzempfindung auswirkt. In einer Pilotstudie befragten sie dazu über 100 Sportler in Deutschland, die asiatische Kampfkünste ausüben.

"Dabei gab die Mehrheit an, dass sich durch die Abhärtungsübungen sowohl die Schmerzintensität als auch die affektive Bewertung von Schmerzen verändern würde. So berichteten viele Sportler, dass der Schmerz zwar noch gespürt, die Ausübung des Sports aber nicht mehr beeinträchtigt wird," sagte Prof. Dr. Dr. Stefan Evers, Vizepräsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und Leiter der Studie. Es könne also sein, dass die Aktivierung schmerzhemmender Systeme durch Zufügung von Schmerzen langfristig auch zu einer positiven Beeinflussung von Kopfschmerzen führt.

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Diabetes-Patienten profitieren von Fußbehandlungs-Einrichtungen

Bis zu 15 Prozent aller Menschen mit Diabetes leiden am sogenannten diabetischen Fußsyndrom. Rund 70 Prozent aller Amputationen in Deutschland - bis zu 40 000 im Jahr - gehen auf diese Erkrankung zurück. Damit Betroffene eine möglichst frühe und umfassende Behandlung erhalten, etabliert die Deutsche Diabetes- Gesellschaft (DDG) seit fünf Jahren ein bundesweites Netz an spezialisierten Einrichtungen zur Fußbehandlung. Wie erste bundesweite Evaluierungen nun zeigen, ist das Konzept erfolgreich: Bei einem Großteil der Behandelten entwickelt sich die Fußerkrankung innerhalb eines halben Jahres entscheidend zum Besseren.

Dr. Joachim Kersken vom Interdisziplinären Diabetes-Fuß-Zentrum am Mathias-Spital in Rheine und sein Team nahmen in ihre Erhebung insgesamt 7500 Patienten auf, die zwischen 2005 und 2007 deutschlandweit in Fußbehandlungseinrichtungen der DDG behandelt wurden. Sie untersuchten die Patienten zwei Mal im Abstand von sechs Monaten und erfassten jeweils das sogenannte Wagner-Stadium, welches die Schwere der Erkrankung widerspiegelt.

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