Lebensmittelwirtschaft begrüßt Diskussion im Bundestag zur Bekämpfung von Übergewicht
Kommentar von Prof. Dr. Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), zur Aussprache von Bundesministerin Renate Künast
Die deutsche Lebensmittelwirtschaft begrüßt die am 17. Juni 2004 erneut im Bundestag angestoßene breite Debatte über Ursachen, Prävention und effektive Lösungsansätze bei Übergewicht im Kindes- und Jugendalter. Da es sich um ein multifaktoriell bedingtes Problem von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung handelt, kann das Problem Übergewicht nur dann erfolgreich bekämpft werden, wenn alle gesellschaftlichen Akteure an einem Strang ziehen und gemeinsam handeln. Es gibt bereits eine Fülle von Initiativen für eine bessere Ernährungserziehung und Bewegungsförderung, auch seitens der Lebensmittelwirtschaft. Jetzt ist es an der Zeit, all diese Maßnahmen zu bündeln und auf wissenschaftlicher Basis nach einer nachhaltigen gesamtgesellschaftlichen Lösung zu suchen. Die Lebensmittelwirtschaft wird ihre bereits angestoßenen Projekte weiter mit Nachdruck verfolgen.Eine Fokussierung der Diskussion auf einzelne Lebensmittel, wie dies insbesondere in der Vergangenheit oft der Fall war, wird der komplexen Thematik allerdings nicht gerecht - dies zeigen auch wissenschaftliche Arbeiten. So belegt die Kieler Adipositas Präventionsstudie, dass sich normal- und übergewichtige Kinder kaum in ihrem Ernährungsmuster unterscheiden. Auch eine Erhebung in Bayern bei mehr als 6800 Schulanfängern kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Übergewichtige Kinder verzehren nicht häufiger bestimmte Lebensmittel wie Schokolade und Chips. Darüber hinaus zeigen Verzehrsstudien in Deutschland, dass sich der Konsum von Getreideprodukten, Obst und Gemüse tendenziell entsprechend den Empfehlungen der Ernährungswissenschaft entwickelt positiv entwickelt hat. Auch hat die Kalorienaufnahme von Kindern und Jugendlichen nicht zugenommen, wie die Donald-Studie in Dortmund zeigt. Deutlich abgenommen hat dagegen der Kalorienverbrauch durch verminderte körperliche Aktivität. Daraus ergibt sich ein Problem in der Energiebilanz.